Guido Cantz über „Verstehen Sie Spaß?“-Ende: „Habe keine Midlife-Crisis“

Guido Cantz moderiert am 18.12. zum letzten Mal „Verstehen Sie Spaß?“.

Guido Cantz moderiert am 18.12. zum letzten Mal „Verstehen Sie Spaß?“.

Herr Cantz, wir wollen heute eigentlich über Ihre letzte Sendung „Verstehen Sie Spaß“ reden. Zuletzt waren Sie allerdings wegen Ihrer Corona-Erkrankung in den Schlagzeilen, daher zunächst die Frage: Wie geht es Ihnen?

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Cantz: Unkraut vergeht ja nicht – ich bin zum Glück wieder einigermaßen hergestellt und seit ein paar Tagen aus der Quarantäne raus.

Als Ihre Erkrankung öffentlich wurde, gab es im Netz viel Kritik – weil sie kurz zuvor noch im Kölner Karneval auf der Bühne gestanden hatten.

Cantz: Die Kritik war wirklich Quatsch. Ich war viel in Gesprächen mit dem Gesundheitsamt, und es steht bis heute nicht fest, wo ich mich angesteckt habe. Ich habe mich rund um den Karneval zwei Wochen lang täglich getestet und war immer negativ.

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Wie sind Sie mit der Kritik und auch der Schadenfreude im Netz umgegangen?

Cantz: Ich habe viel davon gelesen und den Kopf geschüttelt. Einer Person habe ich dann geantwortet. Ich habe ihr geschrieben, dass das eben mein Beruf ist, auf der Bühne zu stehen. Man kann nicht von zu Hause den Karneval moderieren. Ich stand nicht in der Menge, sondern in einem separaten Container. Und ich habe gelesen, dass die Corona-Zahlen zwei Wochen nach Karneval gar nicht so signifikant nach oben gegangen sind.

Lassen Sie uns über „Verstehen Sie Spaß“ reden. Wie wehmütig sind Sie, nach zwölf Jahren nun die Sendung abzugeben?

Cantz: Ich bin sehr glücklich mit der Entscheidung. Aber klar, Wehmut ist auch dabei. Ich hatte ein tolles Team, aus dem auch Freundschaften entstanden sind. Es ist einfach ein guter Zeitpunkt aufzuhören: Es ist die 200. Sendung, davon meine sechzigste. Das haben wir ganz gut gelegt. (lacht)

Was war denn genau der Grund für den Abschied?

Cantz: Ich habe beim SWR immer einen Zweijahresvertrag gehabt. Wir habe uns dann alle zwei Jahre im Frühjahr zusammengesetzt und geguckt, ob beide Seiten wollen, dass es weitergeht. In diesem Jahr ging es mir dann so, dass ich realisiert habe: Ich bin 50 geworden. Ich habe während der Corona-Pandemie ein Buch über mein Leben geschrieben und hatte viel Zeit, darüber nachzudenken, was ich eigentlich in meinem Leben noch will. Und dazu gehörte eben: mit „Verstehen Sie Spaß“ aufhören und mehr Zeit für andere Dinge haben.

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Sie haben die Zahl 50 selbst angesprochen, war das so ein Knackpunkt für Sie?

Cantz: Ein Knackpunkt war es nicht, ich bin auch nicht in der Midlife-Crisis. Aber das ist schon eine Zahl, wo einem bewusst wird: Ich hab echt viel Glück in meinem Leben gehabt, weil ich so viele tolle Sachen machen durfte. Und dann stellt man sich die Frage: Was kommt darüber hinaus noch? Aber wo Sie das Alter ansprechen: Mittlerweile ist es auch so, dass ich in Comedysendungen manchmal merke, dass ich der Älteste bin. Ich war früher immer der Jüngste, das ist schon bitter. (lacht)

So lange die jungen Kollegen Sie nicht plötzlich siezen …

Cantz: So weit ist es noch nicht. (lacht) Woran ich merke, dass ich älter werde, ist aber auch, dass plötzlich viele Politiker jünger sind als ich, wenn ich mir unser neues Kabinett angucke. Oder Ärzte, die kamen einem doch früher immer viel älter und so erfahren vor. Jetzt gehört man selbst zu den Leuten, die fragen: Kann der das überhaupt, der ist doch viel zu jung. (lacht)

Blicken wir zurück auf zwölf Jahre „Verstehen Sie Spaß“. Was waren Ihre Highlights?

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Cantz: Lockvogel spielen fand ich immer toll. Das habe ich im Gegensatz zu meinen Vorgängern auch deutlich intensiver gemacht. Leider haben mich die Leute irgendwann immer besser erkannt, sodass ich immer länger in die Maske musste, um unerkannt zu bleiben. (lacht)

Bei welchem Promi hat es am meisten Spaß gemacht, ihn reinzulegen?

Cantz: Da gab es natürlich einige, aber Bülent Ceylan war schon ein Highlight. Den habe ich nicht nur während seiner Tour auf der Bühne reingelegt, sondern auch live in meiner Sendung. Unsere beiden Hallen lagen in Mannheim nur 800 Meter auseinander, und es war ein gewagtes Experiment. Mir wurde vorher gesagt, dass man als Moderator seine Livesendung nicht verlassen sollte – wir haben es trotzdem gemacht, und es war am Ende sehr lustig. Ich bin aber auch selbst ein paarmal reingelegt worden und ausgerechnet in der letzten Sendung zum Abschluss noch mal. Ich hatte da natürlich mit gerechnet, und trotzdem haben sie es geschafft. (lacht) Das Team hat das aber auch wirklich sehr gut gemacht und sehr liebevoll, ich habe gemerkt, dass die Kollegen sehr emotional wurden und ich natürlich auch. Für den Zuschauer ist das ein schönes Ende.

Wie oft hat es denn eigentlich nicht geklappt, einen Prominenten reinzulegen?

Cantz: Bei mir ist das zweimal vorgekommen, bei Joachim Llambi und Rea Garvey. Die zwei haben irgendwann gesagt: „Okay, haha. Das ist ‚Verstehen Sie Spaß‘, ihr könnt jetzt auflösen.“ Es ist ja so, dass Leute auch einfach mal so sagen „Das ist bestimmt ‚Verstehen Sie Spaß‘“. Das sage ich selbst auch manchmal, wenn mir am Geldautomaten zum dritten Mal die Münze durchfällt. Bei den beiden war nur klar, dass es ernst war – und dann muss man abbrechen.

Kam es denn auch vor, dass Prominente es gemerkt und dann mitgespielt haben?

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Cantz: Diese Legende hält sich hartnäckig, dass jeder dritte Prominente einfach mitspielt. Das ist völliger Quatsch. Ich kann versichern, dass wir das sofort merken, wenn jemand mitspielt. Dann kann der Film auch nicht mehr gut werden.

Bei wem bedauern Sie es, dass Sie ihn bislang noch nicht reingelegt haben?

Cantz: Jörg Pilawa. Der war bei uns schon mehrmals Lockvogel, aber reingelegt haben wir ihn noch nicht. Der ist so lange im Fernsehen und sich total sicher, dass das nicht klappt. Der soll sich mal nicht so sicher sein. (lacht)

Es gibt Menschen, die mit einem neuen Lebensabschnitt ihre Frisur ändern. Gerade Ihre ist besonders markant – könnte es sein, dass Sie sich dann nach so vielen Jahren mal von dem Blond trennen?

Cantz: Nein, die Haare werden gleich bleiben. Ich habe auch schon öfter gehört, dass das total out ist und dass ich in den 80er-Jahren stehen geblieben bin. Dabei hatte ich sie so gar nicht in den 80ern. (lacht) Ich habe 1997 angefangen zu färben und kann das auch gar nicht mal eben so ändern, weil meine Frau mich so kennengelernt hat. Und wenn ich mich jetzt verändern würde, wüsste ich gar nicht, ob sie mich dann noch erkennt. (lacht) Wahrscheinlich warte ich einfach, bis sie alle grau sind.

Wie geht es denn nach „Verstehen Sie Spaß“ für Sie weiter?

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Cantz: Als Nächstes kommt eine Sendung mit Johannes B. Kerner und Günther Jauch, in der wir drei gegen Quizgranaten antreten, also zum Beispiel einen Millionär von „Wer wird Millionär?“ oder einen Gewinner bei „Quiz Champion“. Sonst halte ich es erst mal so: Ich mache das eine zu Ende, dann gucke ich weiter.

Können Sie sich vorstellen, auch mal etwas zu moderieren, was nichts mit dem Comedybereich zu tun hat?

Cantz: Sie meinen, dass ich der Nachfolger von Anne Will werde zum Beispiel? Das ist nicht meine Kernkompetenz. Ich bin ein politischer Mensch und habe eine klare Meinung zu vielen Themen und gehe auch wählen. Aber so etwas moderieren – das können andere Kolleginnen und Kollegen besser. Ich bin schon jemand, der gerne Leute unterhält. Was ich mir aber noch vorstellen kann, wäre eine Sportmoderation.

Mit „Verstehen Sie Spaß“ hatten Sie einen verhältnismäßig „sicheren“ Job in der Showbranche. Ist das nicht in der heutigen Zeit riskant, so etwas aufzugeben?

Cantz: Damit habe ich mich natürlich auseinandergesetzt. Ich mache mir da allerdings weniger Gedanken um mich als um die generelle Situation der Kulturlandschaft. Ich bin ja nicht nur jemand, der im Fernsehen zu sehen ist, sondern auch jemand, der seit 30 Jahren auf Bühnen steht. Ich moderiere Veranstaltungen, gehe auf Tour, bin im Karneval aktiv. Wir Kulturschaffende waren in den vergangenen zwei Jahren die größten Verlierer in der Pandemie, ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert.

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Machen ihnen 2G plus und eine mögliche Impfpflicht Hoffnung?

Cantz: Ja, das macht mir Hoffnung. Aber die Leute müssen trotzdem erst mal wieder rausgehen wollen. Die Erfahrung, die wir aktuell machen, ist, dass die Zuschauer trotz gekaufter Karten sich nicht so wohlfühlen und oft auch nicht kommen. Impfen ist da ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist auch wichtig, dass wir Theater auflassen und Künstler ihren Beruf ausüben dürfen. Denn wir Künstler können zwar auch online performen, das habe ich selbst während der Pandemie gemacht, aber es ist nicht vergleichbar mit einem voll besetzten Saal, der einem applaudiert oder mitlacht.

Wie wichtig ist Humor in Zeiten einer Pandemie?

Cantz: Sehr wichtig. Bei den Öffentlich-Rechtlichen wird ja gerade eine Diskussion darüber geführt, ob Unterhaltung zum Auftrag der Sender gehört. Für mich ist das ganz klar so. Man merkt ja auch, dass Formate, die Menschen unterhalten, weiterhin sehr gefragt sind. Man hat es ja an den Quoten von „Wetten, dass..?“ zum Beispiel gesehen. Und auch wir hatten bei unserem 40. Jubiläum 6,5 Millionen Zuschauer, was für uns auch super war. Die Leute wollen sich eben nicht nur mit Corona-Zahlen beschäftigen, sondern sich auch mal wieder ablenken lassen.

Wenn es so etwas wie eine Übergabe mit Barbara Schöneberger gibt – was geben Sie ihr mit auf den Weg?

Cantz: Das braucht sie gar nicht. Barbara ist ein sehr humorvoller Mensch, was schon mal eine gute Voraussetzung für die Sendung ist. Wichtig ist, dass man selbst Spaß am Spaß hat. Ich habe schon mehrfach mit ihr zusammen auf der Bühne gestanden und kann sagen: Sie ist eine sehr gute Besetzung für die Show.

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Werden Sie sich die erste Sendung von Frau Schöneberger anschauen?

Cantz: Auf jeden Fall. Die Sendung ist schließlich so was wie mein Baby. Da will ich natürlich schon sehen, wie es sich weiterentwickelt.

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