Luke Mockridge: „Vorfreude auf Normalität ist nicht das Verkehrteste“

Luke Mockridge in der Netflix-Serie „ÜberWeihnachten“.

Luke Mockridge in der Netflix-Serie „ÜberWeihnachten“.

Als Comedian und Moderator ist Luke Mockridge bereits bekannt. Nun übernahm er erstmals als Schauspieler die Hauptrolle in der Netflix-Weihnachtsserie „ÜberWeihnachten“. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) spricht der Wahl-Kölner über kleine Notlügen und große Vorfreuden.

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Herr Mockridge, wenn in einer Serie eine Handynummer eingeblendet wird, greifen Sie dann auch sofort zum Smartphone und rufen diese Nummer an?

(lacht) So weit gehe ich nicht, aber der Gedanke kommt mir tatsächlich auch. Wir haben für unsere Serie sogar zwei Handys angemeldet, weil ich mir das gewünscht hatte. Ich habe mal einen „Tatort“ mit Til Schweiger gesehen. Da wurde das Handydisplay gezeigt, auf dem stand „Anruf von …“ und dann hat er den Anruf beendet und die Foto-App ging zu. Das ist mir so aufgefallen, dass ich gesagt habe: „Ey Leute, in unserer Serie passiert uns das nicht!“ (lacht) Bei solchen Szenen gucke ich immer sehr genau hin. Der Realismus sollte nicht wegen solch kleiner Flüchtigkeitsfehler leiden. Aber ich weiß nicht, wem das Handy gehört, das wir in der Serie zeigen. Meines ist es jedenfalls nicht. Egal, wie viel Mühe man sich gibt … Fehler schleichen sich immer irgendwo ein.

Thrillerautor Sebastian Fitzek hat mal erzählt, dass auf seinem Grabstein seine Handynummer stehen soll. Dann können ihm Freunde auch nach seinem Tod noch Nachrichten hinterlassen.

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Das ist ein guter Plan. Ich glaube, ich möchte einfach nur jemanden dafür bezahlen, dass er nach meinem Tod immer noch meine Facebook-Seite aktualisiert. Das fände ich lustig.

Apropos, ich habe gesehen, dass Sie in den letzten zwei Wochen gar nichts bei Facebook gepostet haben …

Ich arbeite dann in den Zeiten, in denen ich eigentlich posten sollte. (lacht) Ich weiß nicht, wie Kollegen und Personen des öffentlichen Lebens das machen. Wenn man bei denen zum Beispiel auf die Instagram-Storys geht und sieht dann oben 42 winzig kleine Striche aufgereiht. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Zeit die Menschen dann doch haben.

„ÜberWeihnachten“ basiert auf einem Buch, das „Sieben Kilo in drei Tagen“ heißt. Nehmen Sie über die Feiertage auch zu?

Noch nicht. Ich bin jetzt 31 Jahre alt und bin nie lang genug zu Hause, um so viel zuzunehmen. Aber die Kalorienaufnahme ist schon sehr viel höher als sonst.

Sie haben zwar schon sehr viele Einspieler gedreht, aber für die Serie standen Sie zum ersten Mal als Schauspieler vor der Kamera. Wie war es?

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Ich bin sehr demütig an die Dreharbeiten herangegangen und habe sehr großen Respekt vor der Schauspielerei. Mein Vater ist ausgebildeter Schauspieler und zwei meiner Brüder waren auch auf der Schauspielschule. Bei Comedians, die ins Schauspielfach wechseln, kommt oft diese arrogante Art à la „Ich gehe da mal hin, mache den Text irgendwie und dann passt das schon“. Aber Schauspielerei ist echt noch mal etwas anderes als ein Auftritt in der Talkshow, eine Comedynummer oder die Moderation einer Show. Das ist ein ganz eigenes Fach mit eigenen kreativen Gesetzen.

In der Serie performen Sie unter anderem einen Song, den Sie mit Ihrem Bruder Lenny geschrieben haben …

Mein Bruder ist ein sehr talentierter Film- und Theatermusiker, der auch schon Filmmusiken für den „Tatort“ komponiert hat. Musik ist in unserer Familie schon immer ein großes Thema gewesen, und ich freue mich, dass ich einen Song mit ihm für Netflix komponieren durfte.

Ihr Charakter Bastian nimmt es mit der Wahrheit nicht immer so genau. Wann haben Sie Ihre Eltern zum letzten Mal angelogen?

Heute Morgen, als meine Mutter mich um 9.30 Uhr angerufen hat, als ich noch geschlafen habe. Da hat sie mich gefragt: „Pennst du noch?“ und ich habe bemüht wach klingend mit „nein“ geantwortet.

Meine Arbeitskollegin meinte, ich solle Sie fragen, wie es als Jugendlicher ist, wenn der Bruder Jeremy ein Frauenschwarm ist.

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(lacht) Ich bin ja nicht nur mit einem Frauenschwarm groß geworden, sondern mit fünf. Im Teenageralter sahen alle meine Brüder sehr gut aus. In der Serie gibt es den schönen Satz: „Ihr wart mit beiden Brüdern in der Kiste. Willkommen auf dem Dorf.“ Der Satz ist ein Lacher, weil er so wahr ist. Mehr sage ich dazu nicht.

Sie haben die Serie bis Anfang dieses Jahres gedreht. Viele Szenen wie die auf dem Weihnachtsmarkt könnte man aktuell gar nicht drehen …

Wir sind eine Woche vor dem ersten Lockdown mit dem Dreh fertig geworden. Manchmal gibt es Timingglück. Aber auf der anderen Seite total befremdlich, wenn man jetzt unsere Weihnachtsmarktszenen sieht, in denen Leute dicht an dicht stehen. Wir sind wahrscheinlich die letzte Produktion, die so ein Bild erzählt. Zeiten verändern sich, aber Grenzen machen auch immer wieder kreativ, und dann werden wir uns einfach an eine andere Unterhaltungsform gewöhnen müssen.

Die Aufnahmen in Fachwerkstädten wie Monschau in der Eifel sind total malerisch. Schade nur, dass so wenig Schnee lag.

Das mit dem Schnee war eine ganz bewusste Entscheidung. Sofern ich mich erinnern kann, gab es die letzten 20 Jahre schon keinen Schnee mehr an Weihnachten. In Bonn ist es durch das Tal ein paar Grad wärmer als in anderen Städten und man ist eher in der französischen Wetterzone, aber wir wollten die Realität abbilden. Das ist ja eher dieser schlammig-schlotzige Schnee, der nach 20 Minuten schon wieder weggetaut ist. Diese pittoresken weißen Weihnachten gibt es nur noch in Disney-Filmen.

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Mockridge: „Kleine Liebesgrüße an mein provinzielles Leben“

Apropos Weihnachten, wie sieht das Fest bei Ihnen zu Hause aus?

Was es bei uns immer Weihnachten gibt, ist ein bunter Mix an Traditionen. In der Serie beschreiben wir ein sehr deutsches Weihnachtsfest mit gängigen Klischees und Traditionen. Bei uns ist es ein bisschen kanadisch-italienisch-deutsch durchgewürfelt. Mein jüngster Bruder wandert zum Beispiel immer durch das Tannenbaumnetz. Dazu gibt es auch eine Referenz in der Serie. Ich habe ein bisschen Feenstaub aus meinem Leben über die gesamte Handlung gestreut. Auch wie die Figuren alle heißen. Das sind alles kleine Liebesgrüße an mein provinzielles Leben.

Letzte Frage: Glauben Sie, dass Sie im nächsten Jahr Ihre Tour nachholen können?

Ich kann dazu gar nicht so viel sagen. Es gibt so viele Menschen, die angeblich Lösungen zu diesem Thema haben, von dem keiner eine Ahnung hat. Ich bin so selbstbewusst und sage: „Ich weiß es nicht.“ Ich akzeptiere, dass wir als Gesellschaft gerade im Beifahrersitz sitzen und nicht lenken können, wo es hingeht. Wir müssen jetzt alle auf Sicht fahren und das durchstehen. Ich finde, Vorfreude ist die schönste Freude. Und eine Vorfreude auf Normalität ist nicht das Verkehrteste.

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