Mögliche Haftentlassung von Oscar Pistorius sorgt in Südafrika für Diskussionen

Oscar Pistorius während seines Prozesses (Archivfoto).

Oscar Pistorius während seines Prozesses (Archivfoto).

Pretoria. Der Vorort Silver Lakes: weiße Villen mit Pools, Fitnesscenter an jeder Ecke und lila blühende Jacaranda-Bäume. Mit seinen Luxus-Estates ist der Osten der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria das genaue Gegenteil von Atteridgeville, dem Township am anderen Ende der Stadt. Oscar Pistorius kennt beide Stadtteile. In dem einen lebte er, als er am Valentinstag 2013 seine Lebensgefährtin Reeva Steenkamp erschoss, im anderen sitzt er heute seine Haftstrafe ab.

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Eigentlich sollte der Paralympicsstar mehr als 13 Jahre einsitzen. Wie für jeden Gefangenen gelte laut Singabakho Nxumalo, Sprecher von Südafrikas Justiz, aber auch für Pistorius: „Gefangene müssen die Mindestzeit im Gefängnis verbringen, also die Hälfte ihrer Haftstrafe, danach werden sie für eine bedingte Strafaussetzung in Betracht gezogen.“

Auch die Eltern des getöteten Models, June und Barry Steenkamp, waren sich darüber im Klaren. „Ich habe sie darauf vorbereitet, dass Oscar irgendwann für eine Haftentlassung infrage kommt“, erklärte ihre Anwältin, Tania Koen, jetzt in einem Interview. Für einen Schock habe allerdings der Zeitpunkt gesorgt: Die meisten rechneten damit, dass Pistorius frühestens 2023 freikommt. Da sein Haftantritt unter Berücksichtigung der Untersuchungshaft auf 2013 rückdatiert wurde, startet dieser Prozess jedoch schon jetzt.

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„Wir haben nicht vergessen, wie grausam er Reeva ermordete“

Viele Südafrikaner reagierten verblüfft auf die Nachricht einer möglichen Entlassung. „Wir haben nicht vergessen, wie grausam er Reeva ermordete und log“, „Er ist gefährlich“, „Das gibt jedem Kriminellen Hoffnung“, lauteten am Dienstag einige Kommentare in sozialen Medien. Andere wiederum sind überzeugt: „Er ist jetzt demütig und hat Reue gezeigt.“

Auf Pistorius, der bei den Paralympics 2004 Gold im 200-Meter-Lauf holte, ruhte einst die Hoffnung einer ganzen Nation. Südafrika feierte seinen „Blade Runner“. Zumindest bis 2013, als der Sportheld mehrere Schüsse durch eine geschlossene Toilettentür feuerte und seine Freundin tötete. Seinen Einwand, er habe Steenkamp für einen Einbrecher gehalten, kauften ihm die Richter damals nicht ab.

Anwältin kritisiert Südafrikas Behörden

Ein Entlassungsgremium soll nun darüber entscheiden, ob Pistorius den Rest seiner Haft im Hausarrest verbüßt. Doch bevor es so weit kommt, steht ein Treffen zwischen ihm und Steenkamps Eltern an: Der „Opfer-Täter-Dialog“ sei Voraussetzung für eine frühzeitige Haftentlassung, betont der Verantwortliche für den Prozess: Eine Entschuldigung oder eine Versöhnung zwischen Täter und Hinterblieben sei zwar nicht das Ziel des Gesprächs, aber eine Option. „Solche Programme muss eine ausgleichende Justiz beinhalten, bei der Schuldige ihre Taten anerkennen und Verantwortung dafür übernehmen“, so Strafvollzugssprecher Nxumalo.

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Steenkamps Anwältin kritisierte im Interview Südafrikas Behörden. Bereits für Ende Oktober sei ein Treffen geplant gewesen, aber in letzter Minute abgesagt worden. „Es ist, als habe man das Pflaster abgerissen, das die Steenkamps über ihre Wunden legen konnten.“ Nichtsdestotrotz seien ihre Klienten bereit, Pistorius gegenüberzutreten, denn: „Ganz gleich was passiert, es wird Barry und June ihre Tochter nicht zurückbringen.“

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