Restaurants, Partyservice, Dinnershow: Was mit Alfons Schuhbecks Erbe nach dem Urteil passiert
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Alfons Schuhbeck, Starkoch und Unternehmer, wird zu einer Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt – und ist hoch verschuldet.
© Quelle: Matthias Balk/dpa
München. Er gehört zu den bekanntesten TV-Köchen Deutschlands, besitzt – oder besser gesagt: besaß – mehrere Restaurants, ist Autor und Unternehmer mit vielen Geschäftspartnern. Nun muss Alfons Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung für drei Jahre und zwei Monate ins Gefängnis. Ein Urteil, das er selbst laut einer Aussage im Prozess gerne vermieden hätte: „Mir ist bewusst, dass mir Gefängnis droht. Diese Vorstellung macht mir Angst.“ Doch was wird nun aus den Firmen und Restaurants? Was aus seinen Kooperationen? Und wie steht es um die Finanzen des 73-Jährigen?
Schuhbeck ist mehr als 40 Jahre im Restaurantgeschäft
Alfons Schuhbeck stieg bereits 1980 ins Restaurantgeschäft ein, als er das „Kurhausstüberl“ in Waging am See von seinem Adoptivvater übernahm. 2002 zog er ans Platzl in München, bekannt durch das dort gelegene Hofbräuhaus, und gründete das Unternehmen „Schuhbecks am Platzl GmbH“. Über Jahre baute Schuhbeck das Unternehmen mit mehreren Tochtergesellschaften aus und eröffnete zahlreiche Restaurants wie die „Südtiroler Stuben“, „Schuhbecks Orlando“, „Orlando Bar und Lounge“, „Orlando Sportsbar“ sowie das „Restaurant Alfons“. Darüber hinaus besaß er einen Partyservice und eine Kochschule, eine Eisdiele, einen Gewürz- und Müsliladen sowie ein Tee- und Schokoladengeschäft, in denen insgesamt rund 250 Mitarbeitende beschäftigt waren.
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Alfons Schuhbeck in seinem damaligen Restaurant „Orlando“.
© Quelle: 54° / Felix Koenig
Unbekannte Großinvestoren kauften Schuhbecks Firma
Zuletzt, bereits vor den Vorwürfen der Steuerhinterziehung, habe es jedoch nicht gut um das Unternehmen des Starkochs gestanden. Im Juli 2021 hatte Schuhbeck Insolvenz angemeldet. Schuld seien damals laut seinen eigenen Angaben die Corona-Krise sowie ausbleibende Staatshilfen gewesen. Die Finanzverwaltung hatte hingegen bestätigt, dass alle berechtigten Mittel an Schuhbeck ausgezahlt wurden. Außerdem soll die finanzielle Lage seines Firmengeflechts schon Jahre vor Corona sehr schwierig gewesen sein, wie aus den im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsberichten bis 2016 hervorgeht.
Kurz darauf gab eine unbekannte Investorengruppe an, das Unternehmen des Starkochs retten zu wollen. Der zuständige Insolvenzverwalter teilte im Oktober 2021 mit, dass Schuhbecks Restaurant „Südtiroler Stuben“, der Partyservice und der Gewürzhandel somit erhalten bleiben. Schuhbecks zweites Restaurant „Orlando“ wurde geschlossen. Die Großinvestoren übernahmen alle Aktivitäten der Schuhbeck-Firmen zum 1. November und fusionierten sie in einem neuen Unternehmen – der „Schuhbeck‘s Company GmbH“. Wer genau hinter den Investitionen steckt, ist unklar. Berichten zufolge soll es sich bei einem der Käufer jedoch um Schuhbecks Sohn David Zistl handeln.
Kooperationspartner trennt sich vom Namen „Schuhbeck“
Das Restaurant, der Partyservice und der Gewürzhandel können also auch nach dem Urteil weitergeführt werden – Gegenteiliges hat die neue GmbH auch noch nicht verkündet. Die Websites der jeweiligen Geschäfte sind aktuell allerdings nicht erreichbar. Von „Wartungsarbeiten“ ist dort die Rede.
Ein Kooperationspartner Schuhbecks hat sich jedoch bereits wenige Stunden nach dem Urteil von dessen Namen getrennt. Die Rede ist von der Dinnershow „Schuhbecks teatro“, die sich ab sofort nur noch „teatro“ nennt, wie sie noch am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekanntgab. „Nach jahrelanger erfolgreicher Zusammenarbeit mit Alfons Schuhbeck erfordert die gegenwärtige Situation weitreichende Änderungen“, heißt es dort. Die Dinnershow ändere deshalb ihren bisherigen Namen mit sofortiger Wirkung. Bereits im vergangenen Winter habe die Gründerfamilie Zipse zudem beschlossen, dass auch die Umsetzung der Gastronomie in Eigenregie erfolge. „Das gegenwärtige Menü von Alfons Schuhbeck wird vorerst weiterhin den Gästen serviert“, heißt es aber. Zudem betonen die Veranstalter: „Obwohl die Zusammenarbeit ein Ende gefunden hat, bleibt das teatro und die Familie Zipse freundschaftlich mit Alfons Schuhbeck verbunden.“
Damit versiegt wohl auch eine weitere Einnahmequelle Schuhbecks. Dennoch wird das Vermögen des Starkochs aktuell auf rund 5 Millionen Euro geschätzt. Allerdings soll er mittlerweile 14 Millionen Euro an Schulden angehäuft haben.
Schuhbeck habe „kaufmännische Seite“ vergessen
Im Zuge der Ermittlungen gegen Alfons Schuhbeck wurden bereits im Juni 2019 seine Restaurants bei einer Razzia durchsucht. Im darauffolgenden Prozess wegen Steuerhinterziehung hatten Schuhbecks Anwälte stets auf die Lebensleistung ihres Mandanten verwiesen. Er sei ein begnadeter Koch und unvergleichlicher Meister im Umgang mit Gewürzen. „Das hat den Herrn Schuhbeck umgetrieben“, sagte der Verteidiger Sascha König. Die kaufmännische Seite habe er dabei völlig vergessen, stattdessen habe er immer nur Geschäfte, Restaurants oder Gewürzläden eröffnet. „Daran ist er letzten Endes gescheitert“, sagte der Jurist. „Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes“, hatte es Schuhbeck am zweiten Prozesstag in seinem Geständnis formuliert. „Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun.“
Promikoch Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung vor Gericht
Die Staatsanwaltschaft München wirft dem Unternehmer und einem Mitarbeiter Steuerkürzung vor. Schuhbecks Anwalt kritisierte am Mittwoch die Beweislage.
© Quelle: Reuters
Fehlende kaufmännische Fähigkeiten rechnete die Richterin Schuhbeck nicht an. „Der Griff in die Kasse hat nie etwas mit einem kaufmännischen Fehler zu tun“, sagte sie in der Urteilsbegründung.
Schuhbeck soll Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben
Die Staatsanwaltschaft hatte Schuhbeck vorgeworfen, unter anderem mithilfe eines Computerprogramms Einnahmen am Finanzamt vorbeigeschleust zu haben. Insgesamt geht es um mehr als 2,3 Millionen Euro an Steuern, die Schuhbeck so zwischen 2009 und 2015 im „Orlando“ und den „Südtiroler Stuben“ hinterzogen haben soll. Das Landgericht München I verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten. Keine Bewährung, wie seine Anwälte zuvor in ihren Plädoyers gefordert hatten. Zudem ordnete das Gericht die Einziehung von rund 1,2 Millionen Euro an.
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Schuhbeck Steuerhinterziehung vorgeworfen wird: Schon 1994 war er wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr auf Bewährung und 250.000 D-Mark Geldstrafe verurteilt worden.
Schuhbecks Verurteilung hat weitreichende Folgen für den 73-Jährigen. So nahm etwa der Bayerische Rundfunk (BR) seine seit Jahrzehnten bestehenden Kochsendungen aus dem Programm, einen Tag nach seinem ersten Geständnis Anfang Oktober.
RND/al/hsc/mit dpa