TV-Experte und Werbegesicht: Stehen Boris Beckers Arbeitgeber weiter hinter ihm?
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Boris Becker hat in den letzten Jahren bei großen Tennisturnieren unter anderem für den Sender Eurosport hinter dem Mikrofon gesessen.
© Quelle: imago images/Hasenkopf
London/Hannover. Showdown im Londoner Prozess gegen Boris Becker: Wenn sich am Freitag am Southwark Crown Court die Zukunft für Deutschlands einstigen Tennisstar entscheidet, blicken Fans weltweit auf die britische Metropole. Geht es für den 54-Jährigen ins Gefängnis, oder kommt er mit einer Bewährungsstrafe davon? Eine Frage, die nicht nur Becker selbst, sondern auch dessen Arbeitgeber brennend interessieren dürfte.
Der im badischen Leimen geborene Becker hat seit Jahren seinen Lebensmittelpunkt in London. Dort ist es nicht weit zu einem seiner Arbeitgeber. Für die BBC steht der jüngste Wimbledonsieger aller Zeiten seit 2002 als Experte und Kommentator bei großen Tennisturnieren vor der Kamera. Dabei erfreut er sich beim britischen TV-Publikum großer Beliebtheit. Entsprechend groß dürfte der Schmerz über eine mögliche Becker-Haft auch bei Großbritanniens größter Sendeanstalt sein, oder?
BBC und Eurosport geben sich bedeckt
Öffentlich gibt sich die BBC zumindest zurückhaltend. Man habe die Urteilsverkündung im Auge und werde sich „zu gegebener Zeit“ zur weiteren Zusammenarbeit äußern, heißt es auf Nachfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschlands (RND).
Seit 2017 sitzt Becker auch beim deutschen TV-Sender Eurosport als Experte am Mikrofon. Die Zusammenarbeit läuft noch bis 2023. Zur Frage, ob man weiter hinter Becker stehe oder sich bereits auf das Urteil beim Sender vorbereitet habe, wollte sich Eurosport nicht äußern. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir eine laufende Privatangelegenheit nicht kommentieren oder darüber spekulieren“, teilte ein Sprecher des Eurosport-Mutterkonzerns Discovery dem RND mit.
Werbekampagnen: Becker schlägt Kapital aus seiner finanziellen Not
Der 54-Jährige war vor drei Wochen von einer Jury in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Laienrichter sahen es als erwiesen an, dass Becker Teile seines Vermögens im Insolvenzverfahren bewusst nicht vollständig angegeben hat. So habe er unter anderem eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen verschleiert, unerlaubterweise hohe Summen auf andere Konten überwiesen und Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz verschwiegen. Ihm droht nun theoretisch eine Haftstrafe.
Boris Becker vor Urteilsverkündung: Gefängnis oder Bewährung?
Am Freitag fällt am Southwark Crown Court in London das Urteil im Prozess gegen Boris Becker. Ein Promianwalt gibt eine Einschätzung zur möglichen Strafe ab.
© Quelle: RND
Diese würde sich auch auf eine weitere Karriere Beckers auswirken. Seit Jahren taucht der frühere Tennisstar regelmäßig in deutschen TV-Werbeblöcken auf. Er war unter anderem mehrere Jahre Gesicht für den Onlinepokerraum Pokerstars.de. Zuletzt wurde er häufiger von Unternehmen für Kampagnen engagiert, die auf seine finanziellen Probleme anspielen.
Für die Hotelkette B&B bewarb er 2018 günstige Übernachtungen: „Wo hat Boris Becker sein ganzes Geld gelassen? – Hier jedenfalls nicht“, sagte er in einem Spot. Eine Zusammenarbeit, die das Unternehmen auf RND-Anfrage als „sehr sympathisch und passend“ lobt. Dennoch sei es bei der „einmaligen Werbeaktion“ geblieben.
In einem 2019 erschienenen Spot für die Elektrofachmarktkette Saturn zahlte er nach einem Pokergewinn „zurzeit am liebsten bar“.
Das Onlinepreisvergleichsportal Check24 nutzt auch aktuell das Öffentlichkeitsbild der deutschen Tennislegende, um für Kredite zu werben. In einem Spot will Becker etwas zur Kreditumschuldung wissen. „Ich frage für einen Freund“, so der selbstironische Kommentar.
Ob das Unternehmen mit ihm weiterarbeiten wolle und weiter hinter ihm stehe, wollte Check24 nicht beantworten. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen“, wie das Unternehmen dem RND mitteilte.
Den wohl erfolgreichsten Werbefilm mit Becker hatte aber sicher der Internetdienstleister AOL. Rund um die Jahrtausendwende warb er für einen kinderleichten Zugang zum Internet.
Darin sagt Becker jenen Satz, an den sich auch heute noch viele Menschen erinnern: „Ich bin drin.“ Ein Satz, den Becker über 20 Jahre später angesichts der drohenden Freiheitsstrafe nicht wiederholen will.
Mit dpa