Diese drei kleinen Skigebiete in Südtirol sind eine Reise wert
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Das Skigebiet Ratschings-Jaufen haben viele Wintersportler nicht auf dem Radar.
© Quelle: Manuel Kottersteger/IDM Südtiro
Ratschings/Sterzing. Die rasanteste Piste von Ratschings geht bergauf – mit dem Motorschlitten. Den wirft Wirt Roland Pixner an, wenn die Gäste der Flecknerhütte ihre Kasnocken und Krapfen am warmen Kachelofen verdrückt, mit einem Gläschen Holunderlikör nachgespült haben und zurück ins Skigebiet wollen.
Dann hilft Roland Pixner seinen Kunden samt Brettln und Stöcken auf das Schneemobil und jagt mit ihnen über schmale Ziehwege und steile Kuppen in Achterbahnkurven rauf zu den Pisten. „Langsam bin ich heut gefahren“, sagt er oben angekommen gern scherzhaft zu den Gästen, denen die wilde Tour das Wasser in die Augen getrieben hat.
Trotzdem oder gerade deshalb kommen alle gern wieder – schließlich gibt’s eine solche Fahrt, eine so urige Hütte und so aufgeschlossene Wirtsleute nicht jeden Tag. Die gastronomische Konkurrenz ist groß. Wer da, wie die jungen Pixners, mit einer Hütte ohne Lift- und Pistenanschluss bestehen will, muss etwas Besonderes bieten.
Eine Binsenweisheit, die für das ganze Geschäft mit Ski und Schnee gilt. Moderne Aufstiegsanlagen, künstliche Beschneiung und schöne Pisten hat heutzutage (fast) jeder Skiort in den Alpen. Einige haben so viele davon, dass sie der Durchschnittsurlauber in ein paar Skitagen kaum alle fahren kann.
Skigebiet Ratschings-Jaufen: Optimal für Genuss-Skifahrer und Familien
Auch das Südtiroler Skigebiet Ratschings-Jaufen, zehn Minuten von der Brenner-Autobahn entfernt, kann ein ansehnliches Angebot von acht Bahnen und Liften vorweisen, die dank einer intelligenten Trassenführung rund 30 Kilometer abwechslungsreicher Abfahrten erschließen. Die Bahnen sind top, die Pisten perfekt gepflegt. Kein Wunder bei einem Skigebiet gleich vor der Haustür des Sterzinger Renommier-Unternehmens Leitner, das zu den größten Lift- und Pistenraupenherstellern der Welt zählt.
Pistenfressern, die Hunderte Abfahrtskilometer am Stück wollen, imponiert all das sicher nicht; wohl aber Genuss-Skifahrern und Familien, die es gern ein wenig kleiner, gemütlich und übersichtlich haben. Auf genau die konzentrieren sich die Ratschingser.
Die Skischaukel zwischen Jaufenhaus und Saxnerhütte auf gut 2000 Metern Höhe ist ideal für die Zielgruppe: Die weiten Hänge droben laden zum entspannten Schwingen und Carven ein. Die Abfahrten liegen vorwiegend im leichten bis mittelschweren Bereich, ohne langweilig zu sein. Ganz hinunter geht es in zwei Varianten. Beide führen ein wenig anspruchsvoll zur Talstation der neuen Ratschings-Jaufen-Bahn – dem wirklich bequemen Ein- und Ausstieg des Ratschingser Gebiets.
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Klein, aber oho: Das Skigebiet Ratschings-Jaufen zählt mit seinen 30 Pistenkilometern sicher nicht zu den großen Skigebieten. Aber gerade für Familien mit Kindern ist es ein echter Geheimtipp.
© Quelle: Manuel Kottersteger/IDM Südtiro
Ratschings, Ladurns und Rosskopf: Gastfreundlichkeit wird dort großgeschrieben
Wer dort am Morgen ankommt, kann das Auto in der Großgarage parken und ohne lange Fußmärsche gleich mit der Rolltreppe zum Lift fahren. Wer abreist, kann sich vor der Heimfahrt in den Kabinen des Servicecenters umziehen und sogar duschen. Ein eher ungewöhnliches Angebot, das aber Tagesgäste und all jene zu schätzen wissen, die schon morgens im Hotel die Koffer packen müssen, sich aber gern noch bis zum Abend auf den Pisten tummeln.
Ratschings ist das unbestrittene Ski-Zentrum des Südtiroler Wipptals. Doch auch zwei andere Gebiete der Region sind eine Reise wert: das beschauliche Ladurns, das mit einer knackigen schwarzen Abfahrt lockt, vor allem aber Anlaufpunkt für Brettlfans ist, die am Anfang ihrer Skikarriere stehen. Und natürlich der Rosskopf, den jeder kennt, der über den Brenner gen Süden fährt – und trotzdem meist an ihm vorbeirauscht.
Aus dem Sterzinger Zentrum schaukeln die Gondeln des Rosskopfs – oder wie die Italiener sagen: „Monte Cavallo“ – direkt über die Autobahn. Fast 2000 Meter geht es von dort hinauf zum weiten Bergplateau und vier weiteren Liften, die ein gutes Dutzend blauer und roter Pisten erschließen.
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Die Schlittenabfahrt vom Rosskopf hinab gilt als eine der längsten beleuchteten Rodelbahnen Italiens.
© Quelle: TV-Sterzing/IDM Südtirol/dpa-tm
Ausgangspunkt Sterzing lädt zum Bummeln ein
Wie überall im Wipptal gibt es auf dem Rosskopf gut organisierte Skischulen, die auch und gerade für Kinder ein attraktives Kurs- und Betreuungssystem entwickelt haben. Außerdem: viele Hütten, die alle paar hundert Meter zum Einkehrschwung laden sowie eine zehn Kilometer lange Rodelbahn. Sie ist damit die längste beleuchtete und beschneite Schlittenabfahrt Italiens.
Der Blick von der Sterzinger Aussichtsterrasse, wie die Einheimischen ihren Hausberg nennen, ist mindestens so schön wie das mittelalterliche Städtchen im Tal. Durch das Silber aus den Ridnauner Minen ist es einst reich geworden, konnte sich prächtige Kirchen und Bürgerhäuser und einen mächtigen Stadtturm leisten – den Zwölferturm, der noch heute den Ort dominiert.
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Die gemütliche Innenstadt von Sterzing lädt zum Bummeln ein.
© Quelle: Klaus Peterlin/IDM Südtirol/dpa
Regionale Küche trifft auf Sterneküche in Sterzing
Durch die Sterzinger Lauben zu bummeln und in den schmucken Läden zu shoppen, ist ein Muss für alle, die in der Nähe Urlaub machen. Natürlich auch in einem der Gasthöfe und Restaurants einzukehren, die mal üppig tirolerisch, mal traditionell italienisch oder wahlweise auch fein mediterran kochen.
Mit einer kreativen Mischung daraus sowie mancher Zutat aus der asiatischen Küche hat sich Burkhard Bacher in seiner „Kleinen Flamme“ einen der begehrten Michelin-Sterne erkocht: Jakobsmuscheln mit kräftiger Chili-Polenta, gebratene Krebse mit Teeblättern, Entenbrust und Lammkarree zaubert er in seiner Schauküche. Alle Kräuter und Gewürze zieht er selbst im Innenhof seines Gourmettempelchens.
Mit Burkhard Bachers Sterneküche hat der Wirt hoch droben auf der Flecknerhütte nicht viel am Hut. Doch die Liebe zu regionalen Produkten ist beiden gemein: Bei Roland Pixner kommt der Speck vom heimischen Bauernhof. Brot, Butter und Käse sind natürlich hausgemacht und die Milch kommt garantiert frisch vom Euter. Hausgäste dürfen die Kuh sogar selbst melken – halbwegs ruhige Hände nach einem rasanten Skitag und wilden Motorschlitten-Fahrten vorausgesetzt.
Anreise: Diese Wege führen ins Wipptal
Mit dem Auto über die alte Brennerstraße oder die (mautpflichtige) Brenner-Autobahn auf die italienische A22 bis zur Ausfahrt Sterzing. Vom Ortsrand des Städtchens fährt eine Kabinenbahn direkt ins Skigebiet Rosskopf. Ebenfalls von der Ausfahrt Sterzing führt die Staatsstraße 44 nach Ratschings. Gut zu erreichen ist die Region auch mit dem Zug via Sterzing Bahnhof.
Reisezeit: Im Skigebiet Ladurns sind die Liftanlagen von Mitte Dezember bis Mitte April geöffnet. In den Skigebieten Ratschings-Jaufen und Rosskopf öffnen die Lifte schon eher. Ab Anfang Dezember können Skigäste auf den Berg fahren.
RND/dpa