Krieg in der Ukraine: Flüge nach Asien führen teilweise über den Nordpol
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Um nach Japan zu kommen, fliegen Flugzeuge der Airline Finnair über den Nordpol.
© Quelle: Finnair
Die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine gehen auch an der europäischen Luftfahrtbranche nicht spurlos vorbei. Die Luftraumsperren über Russland und der Ukraine führen zu enormen finanziellen Verlusten. Manche Flugverbindungen fallen weg. Und Maschinen von und nach Asien müssen teilweise weite Umwege fliegen.
Finnlands nationale Fluggesellschaft Finnair, die sich auf Personen- und Frachtverkehr zwischen Europa und Asien spezialisiert hat, ist von den Sperrungen besonders stark betroffen. „Die Schließung des russischen Luftraums hat große Auswirkungen auf unsere Flugverbindungen nach Asien, da die meisten Finnair-Flüge zwischen Europa und Asien bis zur Sperrung die kürzeste, schnellste und umweltfreundlichste Route über Russland genommen haben“, sagt Finnair-Sprecherin Johanna Joutsiniemi auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland.
Finnair: Flüge nach Asien dauern zwei bis drei Stunden länger
Nun muss Finnair andere, längere Routen nehmen, um Ziele in Asien anzufliegen. Die südliche Route führt nach Angaben der Sprecherin der Fluggesellschaft von Helsinki aus über die baltischen Staaten, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Aserbaidschain, Turkmenistan, Usbekistan und Kasachstan nach China oder Korea und in manchen Fällen auch nach Japan. Um Japan anzufliegen, nutzt die finnische Airline aber noch eine andere Route: eine, die von Norwegen aus über Spitzbergen und den Nordpol in Richtung Alaska und dann über das Meer nach Japan führt.
Die wegen des Krieges in der Ukraine abgeänderten Flugrouten sorgen dafür, dass Reisende wesentlich länger im Flugzeug unterwegs sind. Vor den Sperrungen des Luftraums dauerte ein Flug von Helsinki nach Tokio neuneinhalb bis zehn Stunden, aktuell beträgt die Flugzeit laut Sprecherin Joutsiniemi 13 Stunden. Auch bei anderen Zielen in Asien verlängere sich die Flugzeit um zwei bis drei Stunden.
Lufthansa-Maschinen fliegen ebenfalls Umwege
Auch die Lufthansa, Deutschlands größte Fluggesellschaft, musste wegen des Kriegs in der Ukraine Routen umplanen. Wie Lufthansa-Pressesprecher Jörg Waber auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland mitteilt, müssen auch Lufthansa-Passagierinnen und ‑Passagiere deshalb aktuell mit längeren Flugzeiten nach China, Japan und Korea planen. „Wir rechnen auf der Strecke nach Shanghai mit einer etwa 40 Minuten längeren Flugzeit, bei Seoul 90 Minuten und bei Tokio mit etwa zwei Stunden“, so Unternehmenssprecher Waber.
Vor Ausbruch des Krieges standen wöchentlich 47 Verbindungen in die Ukraine sowie 38 Verbindungen nach Russland im Flugplan der Lufthansa. Diese Flüge musste die Fluggesellschaft streichen, genau wie die meisten anderen europäischen Airlines. Finanziell wird der Wegfall dieser Flüge auf die Lufthansa aber keine allzu großen Auswirkungen haben: „Der geplante Kapazitätsanteil für Russland und die Ukraine für den Sommer 2022 lag bei weniger als 2 Prozent“, sagt Waber gegenüber dem RND.
Flüge zwischen Europa und Asien sind „sehr sicher“
Obwohl die Flugverbindungen zwischen Europa und Asien nicht mehr über die direkt in den Krieg verwickelten Länder Russland und Ukraine führen, haben einige Reisende beim Gedanken an einen Flug über angrenzende Länder derzeit ein ungutes Gefühl. Zu Recht?
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Die 30 Nato-Staaten wollen trotz der Appelle des ukrainischen Präsidenten keine Panzer oder Flugzeuge für den Kampf gegen die russischen Angreifer liefern.
© Quelle: dpa
Samed Kizgin gibt Entwarnung. Der Experte für Reisesicherheit bei dem Unternehmen A3M Global Monitoring, das für Reiseveranstalter und international tätige Unternehmen die Sicherheit von Reisen in bestimmte Gebiete bewertet, bezeichnet Flüge von Europa nach Asien gegenüber dem RND als „sehr sicher“. Der nötige Sicherheitsabstand werde von allen Fluggesellschaften eingehalten und das Kriegsgebiet weiträumig umflogen. „Ein zweiter ‚MH17-Abschuss‘ wird nicht passieren“, so Kizgin, der sich dabei auf das Passagierflugzeug MH17 bezieht, das 2014 über der Ostukraine abgeschossen wurde. Die Maschine der Malaysia Airlines war damals auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur.
Auch gegen Urlaub in osteuropäischen Staaten spreche momentan nichts. In Ländern wie Polen, Ungarn, Rumänien und der Slowakei müsse wegen der hohen Zahl an ukrainischen Geflüchteten zwar mit vollen Straßen und Bahnhöfen gerechnet werden, aber deswegen müsse man seinen Urlaub nicht unbedingt verschieben. „Als 2015 viele Flüchtlinge aus Syrien etwa in der Türkei ankamen, hat man da ja auch weiter Urlaub gemacht“, sagt Kizgin.
Wie kam es zu den Sperrungen des Luftraums?
Wegen Russlands Einmarsch in die Ukraine am Donnerstag, 24. Februar 2022, sperrte die Europäische Union am darauffolgenden Sonntag ihren Luftraum für russische Flieger. Einen Tag später zog Russland nach und schloss seinen Luftraum für Flugzeuge aus Deutschland und 35 weiteren Staaten – Ausnahmen kann es nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde mit einer Sondergenehmigung etwa des russischen Außenministeriums geben. Wann die Sperrungen des Luftraums aufgehoben werden, ist ungewiss.