Paris will Strom an Touristenattraktionen wie dem Eiffelturm sparen
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Touristen müssen sich in Paris wegen der Energiekrise auf weniger bedeutete Attraktionen einrichten. Der Eiffelturm leuchtet künftig nicht mehr bis in die Nacht hinein.
© Quelle: imago/Panthermedia
Vielleicht gehört es zu den schönsten Momenten in Paris, wenn die Nacht hereinbricht und etliche Bauwerke als helle Glanzpunkte erstrahlen. Wenn man von der Basilika Sacré-Coeur auf dem Montmartre-Hügel aus auf das Lichtermeer der Metropole herabblickt oder vom Ufer der Seine aus die stolzen Monumente bestaunt. Als „Stadt der Lichter“ gilt Paris dank des besonderen Zaubers, den sie nachts entfaltet.
Fortan wird dieser allerdings reduziert – denn das Rathaus will sparen und gleichzeitig ein Zeichen setzen. Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo, eine Vorkämpferin für Klima- und Umweltschutz und zugleich unter Druck durch die steigenden Preise, verfolgt mit mehreren Maßnahmen das Ziel, 10 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs einzusparen.
Diese Sehenswürdigkeiten bleiben in Paris nachts dunkel
Glitzerte der Eiffelturm bislang bis ein Uhr nachts zu jeder vollen Stunde, so werden die 20.000 Glühbirnen nun um 23.45 Uhr ausgestellt. Um 22 Uhr erlischt zudem die Beleuchtung der Fassaden vieler öffentlicher Gebäude, vom Rathaus über die Glaspyramide vor dem Louvre bis zu den städtischen Theatern und Museen. Nicht betroffen ist die Straßenbeleuchtung.
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22. September 2022, Frankreich, Paris: Der Eiffelturm in Paris ist am Abend beleuchtet. Um Energie zu sparen, wird die Beleuchtung des Eiffelturms ab 23. September 2022 um 23.45 Uhr ausgeschaltet, sobald der letzte Tourist das Gebäude verlässt, statt wie bisher um ein Uhr.
© Quelle: /Gao Jing)/XinHua/dpa
Auch die bei Touristen so beliebte Pracht-Avenue Champs-Élysées schließt sich den Sparmaßnahmen an. Ab dem 15. Oktober gehen bei den dortigen Geschäften zwischen 22 und 7 Uhr die Lichter aus. „Es ist unsere Pflicht, uns solidarisch und vorbildlich zu zeigen“, sagte Marc-Antoine Jamet, der Chef des „Komitees der Champs-Élysées“ (CCE), einem Zusammenschluss von Geschäftstreibenden der Straße. Die spektakuläre Weihnachtsbeleuchtung wird es dort zwar noch geben, allerdings endet sie mehr als zwei Stunden früher um 23.45 Uhr und wird um eine Woche verkürzt.
Kein Licht: Verlieren die Attraktionen ihre Anziehungskraft?
Umstritten ist, ob die Beschränkungen die Anziehungskraft von Paris schmälern. Premierministerin Élisabeth Borne zeigte sich skeptisch, obwohl sie die Menschen generell zum Energiesparen aufgerufen hat. „Wenn man die Beleuchtung von Monumenten mitten in der Nacht, also nicht zu den Spitzenverbrauchszeiten, abschaltet und dadurch die touristische Attraktivität einer Stadt beeinträchtigt, ist das eine genauere Betrachtung wert“, sagte sie.
Tatsächlich dürfte der Eiffelturm gerade einmal 0,4 Prozent seines jährlichen Energieverbrauchs einsparen. Betreiber von Souvenirläden oder Imbissbuden vor allem in der Gegend um das Pariser Wahrzeichen oder um den Trocadéro-Platz als Aussichtsort auf der anderen Seite der Seine zeigten sich im Vorfeld besorgt. „Bei Einbruch der Dunkelheit kommen die Touristen in Scharen, und wir machen 40 Prozent unseres Umsatzes“, sagte der Kioskbetreiber Ahmed in der Zeitung „Le Parisien“. Demgegenüber sagten Restaurantbesitzer, sie rechneten nun eben früher mit Gästen.
Gab es schon ab dem 18. und 19. Jahrhundert erste Bestrebungen in Paris, königliche Statuen oder Theater anzustrahlen, so nahm die nächtliche Beleuchtung vor allem in den 1930er-Jahren zu. Dennoch etablierte sie sich erst richtig in den 1990er-Jahren. Anfangs dienten hell strahlende Monumente noch als Orientierungspunkte, sagt der emeritierte Architekturprofessor Luca Merlini. „Doch wenn alles beleuchtet ist, sind überall Orientierungspunkte, so dass ihr Zweck letztlich verloren geht.“ Bürgermeisterin Hidalgo versichert, dass Paris die „Stadt der Lichter“ bleibe – gerade in intellektueller Hinsicht: „Denn auch Ideen sind Lichter.“ Les Lumières, die Lichter, ist im Französischen auch die Bezeichnung für das Zeitalter der Aufklärung.