Streik am Montag: Was Sie für Reisen mit Bahn, Auto und Flugzeug wissen müssen
Am Montag geht im öffentlichen Verkehr vielfach nichts mehr: Zwei Gewerkschaften rufen zu großangelegten Warnstreiks bei Bahnen, Flughäfen und Schifffahrt auf.
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Geht der Flieger? Fährt der Zug? Kommt der Bus? In diesem Jahr haben Warnstreiks die Geduld von Reisenden schon mehrfach auf die Probe gestellt. Am Montag geht es weiter: Ein flächendeckender Streik in Deutschland erschwert Tausenden Menschen den Start in die Osterferien. Die Gewerkschaft Verdi sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG rufen für den 27. März zu einem bundesweiten Warnstreik auf – und wollen damit für einen Verkehrsstillstand sorgen.
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Der Streik hat in der Nacht vom Sonntag zu Montag um 0 Uhr begonnen und endet am Montag um 24 Uhr. Niedersachsen und Bremen trifft das schon in den Osterferien, die meisten anderen Bundesländer folgen eine Woche später am 3. April.
Warnstreik legt Bahn- und Luftverkehr am Montag lahm
Mit den Aktionen erhöht Verdi den Druck für die am Montag beginnende dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen.
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Worauf müssen sich Reisende am Montag konkret einstellen – und was können sie tun? Ein Überblick.
Welchen Flughäfen sind von den Streiks betroffen?
Der Streik wird nach Einschätzung des Flughafenverbands ADV Hunderttausende Passagiere treffen. „Rund 380.000 Geschäfts- und Privatreisende werden ihren Flug nicht antreten können“, teilte der Verband mit und sprach von „Streikeskalation nach französischem Vorbild“. Ein ganzes Land werde vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten.
So ist die Lage an den großen Flughäfen:
- Frankfurter Flughafen: Es gibt am Montag keine regulären Passagierflüge, ursprünglich geplant waren etwa 1170 Flüge mit 160.000 Passagieren. „Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen“, seien wegen des Streiks ausgesetzt, teilte die Betreibergesellschaft Fraport mit. Reisende werden gebeten, von einer Anreise abzusehen. Es wird auch keine Zwischenstopps am größten deutschen Flughafen geben. Es sei außerdem möglich, dass es auch am Dienstag noch zu längeren Wartezeiten komme, sagte ein Sprecher des Flughafens.
- Münchner Flughafen: Sogar zwei Tage, von Sonntag bis Montag, dauert der Streik am MUC Airport. Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte der Gepäckabfertigung und der Sicherheitsdienste am Flughafen München zum Warnstreik aufgerufen. Passagiere müssten „mit verlängerten Wartezeiten und Flugausfällen“ rechnen, teilte die Gewerkschaft bereits am Donnerstag mit. Auf der Internetseite des Flughafens wird derweil verkündet, dass am Sonntag und Montag kein regulärer Passagierverkehr stattfindet. „Passagieren, die an einem der beiden Tage einen Flug ab München gebucht haben, wird dringend empfohlen, sich mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen und von einer Anreise zum Flughafen abzusehen“, heißt es seitens des Flughafens.
- Flughafen Stuttgart: Der Flughafen Stuttgart stellt am Montag seinen regulären Passagierbetrieb ein. Das teilte der Airport am Freitag mit. Es könnten nur Sicherheitslandungen, medizinische Flüge und militärische Flüge durchgeführt werden. Für Montag waren demnach regulär 170 Starts und Landungen geplant. Von dem Ausstand betroffen sind rund 20.000 Passagiere. Der Flughafen empfahl, sich bei den Airlines zu informieren und nicht zum Flughafen zu kommen.
- Hamburger Flughafen: Auf der Webseite des Flughafens wird angekündigt, dass von Sonntag, 26. März, 22 Uhr bis Montag, 27. März, 23 Uhr keine regulären Abflüge stattfinden werden. Auch bei den Ankünften kommt es zu Flugstreichungen, heißt es weiter. Passagiere werden gebeten, sich bei Stornierungen/Umbuchungen an ihre Fluggesellschaft zu wenden.
- Flughafen Hannover: Auch Niedersachsens größter Flughafen Hannover-Langenhagen bleibt nicht verschont: In der Zeit von Sonntag, 26. März, 21 Uhr, bis Dienstag, 28. März, 1.30 Uhr, wird kein regulärer Flugbetrieb stattfinden.
- Flughafen Düsseldorf: Ursprünglich waren 330 Flüge mit rund 37.500 Passagieren geplant. Am Montagmorgen wurden laut Flugplan fast alle Flüge annulliert. Es wird Reisenden geraten, sich direkt bei der Airline zu informieren, ob der Flug stattfindet. Der Streik würde hier wahrscheinlich bis in den frühen Dienstagmorgen andauern.
- Flughafen Dortmund: Es findet wegen des geplanten Streiks kein Flugbetrieb statt. Es waren ursprünglich 46 Flüge mit rund 7000 Passagieren geplant, so der Flughafen.
- Flughafen Köln/Bonn: Auch hier wird mit massiven Beeinträchtigungen gerechnet. „Hier ist alles dicht. Das ist jetzt ein ökologischer Flughafen“, sagte der Verdi-Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler. Eigentlich sind für Montag 176 Passagierflüge geplant gewesen.
- Flughäfen Leipzig und Dresden: Die Mitteldeutsche Flughafen AG rechnet mit großen Auswirkungen. Alle innerdeutschen Flüge sind gestrichen worden. Die übrigen Flüge anderer Gesellschaften sollten bestehen bleiben.
- Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden: Der Airport Karlsruhe/Baden-Baden geht von längeren Wartezeiten aus, da das Personal an den Sicherheitskontrollen streiken soll. Mit Flugausfällen rechnete der Baden-Airport aber nicht.
- Flughafen Nürnberg: Normaler Passagierverkehr findet nicht statt. „32 Verbindungen sind gestrichen worden“, sagte ein Flughafensprecher.
Keinen Streikaufruf gibt es an den Flughäfen BER, Münster/Osnabrück, Frankfurt-Hahn, Saarbrücken, Memmingen und Erfurt-Weimar. In Berlin müsse dennoch mit Einschränkungen gerechnet werden, heißt es.
Was können Fluggäste tun? Infos zu den Rechten von Flugreisenden am 27. März gibt es hier:
Was kann ich tun, wenn der Flug am 27. März ausfällt?
Wenn ein Flug streikbedingt ausfällt oder sich um mehr als drei Stunden verspätet, muss die Airline Reisenden eine alternative Beförderung zum Ziel anbieten – zum Beispiel durch eine Umbuchung auf einen anderen Flug.
Wenn am Montag, 27. März, nichts geht, dürften viele Flüge auf Dienstag oder Mittwoch verschoben werden. Oftmals buchen die Fluggesellschaften betroffene Kundinnen und Kunden automatisch auf einen späteren Flug um. Ansonsten sollten Reisende ihre Airline oder den Reiseveranstalter kontaktieren.
Wie ist die Lage bei der Deutschen Bahn?
Am 27. März kommt es zum Stillstand auf der Schiene: „Der Fernverkehr wird ab Mitternacht eingestellt“, teilte die Deutsche Bahn mit. Bei der DB Regio werde am Montag ebenfalls kein Zug fahren. Ob im Laufe des Montagnachmittags im Regionalverkehr einzelne Verbindungen aufgenommen werden können, hänge vom Streikverlauf ab.
Schon am Sonntagabend mussten Reisende mit größeren Angebotseinschränkungen klarkommen. Zugreisende wurden gebeten, am Sonntag so früh wie möglich ihr vorgesehenes Fahrtziel zu erreichen, da es bereits am Abend zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr kam.
Für die DB sei der Streik der EVG „völlig überzogen, grundlos und unnötig“. Die Verhandlungen stünden am Beginn, ein Angebot der DB läge bereits auf dem Tisch. Das Unternehmen fordert die EVG zurück an den Verhandlungstisch. Kritisiert wird außerdem, dass die EVG jetzt das Land lahmlege, aber erst wieder Ende April für weitere Gespräche zur Verfügung stünde.
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An den Streiks der EVG sollen neben der Deutschen Bahn und ihren Busgesellschaften auch die Beschäftigten der Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, Erixx, Vlexx, Eurobahn, Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) sowie die Länderbahn an den Streiks teilnehmen. Heißt: Auch Privatbahnen sind betroffen.
Auch der ÖPNV wird massiv beeinträchtigt sein. Laut Verdi soll zudem der ÖPNV in sieben Bundesländern – Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen – bestreikt werden.
Was ist, wenn der Zug am 27. März ausfällt?
Die Deutsche Bahn hat besondere Kulanzregelungen aufgelegt: Reisende, die ihre Reise für den Zeitraum vom 27. März bis 28. März 2023 aufgrund des Streiks der EVG verschieben möchten, können ihr bis einschließlich 23. März 2023 gebuchtes Ticket für den Fernverkehr ab sofort bis einschließlich Dienstag, den 4. April 2023 flexibel nutzen.
Zudem gelten die allgemeinen Fahrgastrechte. Wenn sich eine Verspätung von mehr als 60 Minuten abzeichnet, können Reisende von der Fahrt absehen und die Rückerstattung des Fahrpreises verlangen oder die Fahrt zu einem späteren Zeitpunkt auch mit geänderter Streckenführung durchführen. Wenn ein Fernverkehrszug mehr als 60 Minuten Verspätung hat, müssen Fahrgästen zudem kostenlos Mahlzeiten und Erfrischungen in angemessenem Rahmen angeboten werden, wo dies möglich ist.
Womit auf den Autobahnen zu rechnen ist
Die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst schließen auch Beschäftigte der Autobahngesellschaft des Bundes ein. Diese sind laut Verdi für rund 13.000 Kilometer Autobahn und einige Bundesstraßen in Deutschland zuständig – die Aufgaben umfassen unter anderem die Wartung und Kontrolle der Autobahnen sowie die Reinigung von Rastplätzen.
Volle Straßen sind auch deshalb zu erwarten, weil am Sonntag das Lkw-Fahrverbot gelockert oder aufgehoben wurde. So konnten manche Transporte um einen Tag vorgezogen werden.
Autofahrerinnen und Autofahrer müssen damit rechnen, dass es am Montag Beeinträchtigungen gibt – etwa Staus und Sperrungen. Verdi will auch Straßentunnel bestreiken. „Wir werden bestimmte Tunnel in den Blick nehmen“, sagte Verdi-Vize Christine Behle. Noch könne man nicht konkret sagen, welche Tunnel betroffen seien.
Am Montagmorgen hatte der Streik jedoch keine Auswirkungen auf den Betrieb von Autobahntunneln. Verdi habe am Wochenende eine Notdienstvereinbarung mit der Autobahn GmbH geschlossen, so dass die Tunnel normal betrieben würden, sagte Paul Schmidt, Landesbezirksfachbereichsleiter der Gewerkschaft. Dennoch waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Autobahn GmbH zum Warnstreik aufgerufen.
Warum ein großer Streik am 27. März?
Am 27. März beginnt die nächste Verhandlungsrunde für die 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen. Verdi fordert angesichts der Rekordinflation eine Lohnsteigerung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro im Monat mehr.
Die EVG will 12 Prozent mehr Lohn und mindestens 650 Euro im Monat mehr, teilt die Gewerkschaft auf ihrer Website mit. Bisher hat die Bahn für die 180.000 Beschäftigten noch kein Angebot vorgelegt.
Verdi-Chef Frank Werneke betonte: „Mit dem Streiktag im Verkehrsbereich soll den Arbeitgebern noch einmal unmissverständlich klargemacht werden, dass die Beschäftigten eindeutig hinter unseren Forderungen stehen.“ Zu Vorwürfen der Arbeitgeberseite, die Warnstreiks belasteten die Verhandlungen, sagte Werneke: „Als Belastung empfinden die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bis hin in die mittleren Einkommensgruppen vor allem die enormen Preissteigerungen für Strom, Gas und Lebensmittel.“
mit dpa-Material