Wieder möglich – aber kompliziert: Die Einreise nach Großbritannien
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Passagiere gehen durch die Ankunftshalle des Flughafens Heathrow (Archivfoto).
© Quelle: Aaron Chown/PA Wire/dpa
Die Vorbereitung war eigentlich optimal. Penibel hatte sich Petra Biging vor ihrer Rückreise von Deutschland ins heimische Belfast über die aktuellen Einreisebestimmungen des Vereinigten Königreichs informiert. Sie und ihre Kinder hatten den notwendigen Corona-Antigen-Test im vorgeschriebenen Zeitraum absolviert. Sie hatten die Passenger Locator Form, die Anmeldung der Einreise ins Vereinigte Königreich, online ausgefüllt. Sie hatten den obligatorischen „Day 2 Test“, den zusätzlichen PCR-Test innerhalb von zwei Tagen nach Rückreise ins Vereinigte Königreich, vorab gebucht; ganz so, wie es in den Bestimmungen steht. Und dennoch konnte sie nicht wie geplant zurückfliegen.
„Am Flughafen Amsterdam gab es eine einzige Schlange für sämtliche Großbritannien-Flüge”, beschreibt Biging den Beginn der Probleme. Sehr genau kontrollierten dort, wie an allen Flughäfen mit britischen Flugzielen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die notwendigen Einreiseformalitäten – bereits am Abflugort, bevor britischer Boden überhaupt erreicht ist. Und diese Kontrolle ist langwierig. Und sie ist vorab nicht angekündigt gewesen.
Fluggäste werden am Gate zurückgewiesen
Ein ähnliches Bild zur selben Zeit am Flughafen Frankfurt: Mit gerade einmal 45 Minuten Umsteigezeit erreichen dort andere Fluggäste das Gate ihrer Verbindung nach London-Heathrow. Hier hängt eher eine Menschentraube als eine Schlange vor dem kleinen Lufthansa-Schalter, an dem zwei englischsprachige Mitarbeiter die Papiere kontrollieren.
Nicht wenige werden zurückgewiesen: einige wegen fehlender oder veralteter Passenger Locator Form, andere, weil sie ihr Corona-Test-Ergebnis nur auf Deutsch und nicht auf Englisch vorlegen können. Am Ende müssen sieben Fluggäste in Frankfurt bleiben, wie der Kapitän später an Bord erklärt. Ihre Unterlagen reichten nicht aus, um nach Großbritannien einzureisen. Ihr Gepäck wird wieder ausgeladen.
Auch Petra Biging muss in Amsterdam bleiben: Als sie nach langem Warten endlich die Einreisekontrolle passiert hat, ist der letzte Zubringerbus zum Flugzeug bereits abgefahren. Ausgerufen worden seien die fehlenden Passagiere zuvor nicht. Sie muss auf eigene Kosten umbuchen. Und unfreiwillig eine Nacht in Amsterdam verbringen.
Airlines prüfen Einhaltung der Einreisebestimmungen vor Abflug
„Es liegt in der Verantwortung des Passagiers, sicherzustellen, dass er die Einreisebestimmungen des Zielortes erfüllt”, erklärt Susanne Freitag von der Pressestelle der Airfrance-KLM. KLM stelle sicher, dass alle behördlichen Anforderungen ordnungsgemäß bearbeitet werden und weise die Mitarbeiter an, zu prüfen, was die Behörden verlangen.
„Wir bemühen uns auch, unsere Fluggäste rechtzeitig und vollständig über die komplexen Covid-19-Anforderungen zu informieren, die von nationalen und internationalen Regierungen auferlegt werden.” Grundsätzlich kontrollieren die Behörden des Ziellandes das Einhalten der Einreisebestimmungen. Diese können jedoch die Fluggesellschaften auffordern, diese Kontrolle vor dem Abflug durchzuführen.
Die Ankunft in Großbritannien ist hingegen für viele überraschend normal, fast so wie in Vor-Corona-Zeiten: EU-Bürgerinnen und -Bürger dürfen mit einem Reisepass trotz Brexit weiterhin die automatische Passkontrolle nutzen, was Wartezeiten erheblich verkürzt. Und niemand checkt ein weiteres Mal die Einreisepapiere. Den „Day 2 test”, den erforderlichen PCR-Test, der innerhalb von zwei Tagen nach Ankunft absolviert werden muss, kann man direkt an vielen Airports erledigen – unter anderem in London-Heathrow.
Für Reisen nach Nordirland und Großbritannien sind notwendig:
- Die vorab online ausgefüllte elektronische Einreiseanmeldung, die die britische Regierung selbst von solchen Flugpassagieren fordert, die an einem britischen Airport lediglich umsteigen wollen.
- Dafür wiederum notwendig: ein vorab gebuchter und bezahlter PCR-Test, den Einreisende in Großbritannien innerhalb der ersten zwei Tage nach Ankunft absolvieren müssen. Akzeptiert werden nur solche Anbieter, die von den Behörden zertifiziert wurden – und nur solche teilen Kunden beim Buchen eine für die Einreiseanmeldung notwendige Buchungsnummer mit. Die Preise unterscheiden sich teils erheblich und sind selbst mit Rabattcodes, die einige Airlines anbieten, nur in wenigen Städten unter 65 Pfund (etwa 75 Euro) zu finden. Eine offizielle Liste der Testanbieter stellt die britische Regierung im Internet bereit.
- Wer länger bleibt, kann sich ein Testset vorab ins Hotel schicken lassen. Diese Sets sind meist etwas günstiger und bislang fordern britische Behörden keinerlei Kontrolle des eigentlichen Tests. Das Teströhrchen wird in einem mitgelieferten Umschlag ans Labor zurückgeschickt, das Ergebnis kommt per E-Mail.
- Einen weiteren (negativen) Corona-Test, den selbst vollständig geimpfte Einreisende innerhalb der drei Tage vor Abflug absolvieren müssen. Dabei genügt ein Antigen-Test – allerdings muss das Ergebnis zwingend schriftlich auf Englisch vorgezeigt werden.
- Und auch wichtig: Wer sich in den zehn Tagen vor Einreise in einem Land aufgehalten hat, das nicht – wie Deutschland – den Status grün auf der britischen Corona-Ampel hat, muss in Quarantäne. Dazu zählen immer wieder auch einzelne Länder der EU, unter anderem Frankreich.