Zakynthos: Wenn der griechische Traumstrand im Müll versinkt
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Am beliebten Navagio-Strand auf Zakynthos bleibt immer wieder Müll zurück.
© Quelle: Michael Bakas
Es ist die meistfotografierte Bucht Griechenlands: Der Navagio-Strand auf der Insel Zakynthos im ionischen Meer. Seinen Namen (deutsch: Schiffswrackstrand) verdankt der von senkrecht aufragenden Felswänden eingerahmte Strand den Resten des Frachters „Panagiotis“, der hier am 2. Oktober 1983 strandete. Die „Panagiotis“ war mit einer Ladung geschmuggelter Zigaretten auf dem Weg von der Türkei nach Italien, als die Maschine versagte und das steuerlose Schiff an den Strand getrieben wurde.
Das rostzerfressene Wrack ist heute die größte Touristenattraktion der Insel. Ausflugsboote bringen die Urlauberinnen und Urlauber vom Hafen der Inselhauptstadt zu der Bucht. Der dreistündige Trip – eine Stunde Hinfahrt, eine Stunde Aufenthalt, eine Stunde Rückfahrt – kostet pro Person etwa 20 Euro. Im Hochsommer drängen sich hier die Reisenden. Und viele lassen Abfall zurück. Um dessen Entsorgung streiten sich jetzt die Behörden.
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Beliebtes Ausflugsziel: Der Navagio-Strand auf der griechischen Insel Zakynthos.
© Quelle: IMAGO/robertharding
Das Foto, das Michalis Bakas vergangene Woche am Navagio-Strand schoss und auf Instagram postete, ging binnen weniger Stunden in den sozialen Medien buchstäblich um die Welt. Es zeigt einen Müllhaufen. Die Touristinnen und Touristen, die im Hintergrund zu sehen sind, scheint der Abfall wenig zu kümmern. Bakas ist Umweltwissenschaftler an der Ägäis-Universität und Mitglied der Grünen Partei Griechenlands, auf deren Liste er 2019 für ein Mandat im Europaparlament kandidierte. Bakas kommentierte sein Foto: „Griechischer Sommer 2022 … Ich kann nicht verstehen, wie man für teures Geld zu einem der schönsten Strände der Welt fährt und dort seinen Müll zurücklässt.“
Zakynthos: Müll am Navagio-Strand wird zum Politikum
Eine Antwort könnte lauten: Weil sich die Touristinnen und Touristen daran gewöhnt haben, dass andere ihren Abfall einsammeln und entsorgen, wenn sie mit ihren Handtüchern wieder abgezogen sind. Das ist an vielen Stränden auch so. Aber auf Zakynthos gibt es ein Kompetenzgerangel um die Müllabfuhr am Navagio-Strand. Das hängt mit dessen Besonderheit und einer Beinahekatastrophe vom Sommer 2018 zusammen.
Am 13. September jenen Jahres lösten sich plötzlich große Gesteinsmassen aus der Steilküste, stürzten auf den Strand und ins Wasser der Bucht. Die dadurch ausgelöste Flutwelle ließ drei Ausflugsboote kentern. Zum Zeitpunkt des Felssturzes hielten sich Hunderte Urlauberinnen und Urlauber auf dem Strand auf. Wie durch ein Wunder wurde niemand verschüttet. Sieben Touristinnen und Touristen erlitten Verletzungen. Der Strand wurde nach dem Unglück zunächst gesperrt, während Geologen und Geologinnen die Stabilität der Felswände untersuchten.
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Felsstürze sind nicht die einzige Gefahr, die in der Navagio-Bucht lauert. 2017 versuchte eine 22-jährige Touristin aus Kuba, auf einem Felsvorsprung hoch über dem Strand ein Selfie zu schießen. Die junge Frau verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Tode.
Müllabfuhr am Navagio-Strand mit Schwierigkeiten
Ende 2021 übernahm das Tourismusministerium in Athen die Zuständigkeit für den Strand. Ein neuer Träger soll für die Sicherheit der Touristinnen und Touristen und die Erhaltung des Wracks sorgen. Große Teile der Bucht sind wegen der Gefahr weiterer Felsstürze abgesperrt. Mit der Übernahme des Strandes müsse das Tourismusministerium nun auch die Entsorgung des Abfalls organisieren, sagte der Inselbürgermeister Nikitas Aretakis der Zeitung „Proto Thema“. Das Tourismusministerium widerspricht: Für die Müllbeseitigung sei weiterhin die Kommune zuständig.
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Das Schiffswrack am Navagio-Strand zieht viele Reisende an.
© Quelle: imago images/biggunsband
Die Müllabfuhr ist nicht ganz einfach, weil der Strand nur übers Meer zu erreichen ist. Während Ministerium und Bürgermeister weiter über ihre Zuständigkeiten und Pflichten streiten, hat die Genossenschaft der Bootsunternehmer, die mit ihren Ausflugsschiffen den Strand ansteuern, eine praktikable Lösung gefunden: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Genossenschaft sammeln jetzt den Müll alle paar Tage ein und transportieren ihn ab.
Der Umweltwissenschaftler und Grünen-Politiker Michalis Bakas, dessen Foto vom Müllhaufen auf dem Navagio-Strand eine lebhafte Debatte in den sozialen Medien auslöste, sieht ein generelles Problem: „Mein Foto aus der Bucht auf Zakynthos hat wegen des Schiffswracks zwar eine besondere Symbolwirkung, aber ähnliche Bilder sehen wir an vielen griechischen Stränden“, sagt Bakas. „Jeder einzelne von uns ist als Verbraucher für seinen Abfall verantwortlich“, sagt Bakas und schlägt eine simple Lösung vor: „Jeder sollte seinen Müll mitnehmen.“
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