Pflege

Abhängigkeit ist oft vermeidbar

Foto: Pflegebedürftigkeit ließe sich oft selbst bei Hochbetagten verhindern, wenn alle Register zur Rehabilitation gezogen würden, sagt die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken, die Ärztin Dr. Katharina Nebel.

Pflegebedürftigkeit ließe sich oft selbst bei Hochbetagten verhindern, wenn alle Register zur Rehabilitation gezogen würden, sagt die Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken, die Ärztin Dr. Katharina Nebel.

Kiel. Für die BDPK-Präsidentin Dr. Katharina Nebel steht fest: „Wir müssen viel stärker als bisher verhindern, dass Patienten pflegeabhängig werden.“ Das sei durchaus möglich, wenn auch die Reha-Kliniken stärker einbezogen würden – insbesondere in Schleswig-Holstein. Denn mit 68 Reha-Kliniken bildet das Land zwischen den Meeren bundesweit einen Schwerpunkt und bietet ein weites Spektrum an Rehabilitation.

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"Dieses Wissen müssen wir künftig viel stärker nutzen", fordert die Medizinerin Katharina Nebel, "denn eine verstärkte Ausbildung und mehr Zuwanderung von Pflegefachkräften werden nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Immerhin gehen 40 Prozent der heutigen Pflegekräfte in den kommenden Jahren in Rente."

Auch Rentner wieder fit machen

Jahrelang habe die Gesundheitspolitik das Potenzial der Rehabilitation nicht ausgeschöpft. „Wie oft haben wir gehört: Warum soll der Patient noch zur Reha, wenn er ohnehin in Frührente geht? Das ändert sich nun, weil klar ist, dass wir die Menschen so lange wie möglich im Beruf halten müssen.“

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Noch nicht durchgesetzt habe sich aber die Erkenntnis, dass auch Patienten im Rentenalter viel stärker von Reha-Maßnahmen profitieren müssen. Statt sie aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim zu entlassen, könnten sehr viele Menschen wieder fit für den Alltag gemacht werden und wieder in ihre Wohnung zurückkehren.

Die Menschen wollen zurück in ihre Wohnung

„Unser Vorteil ist, dass die Menschen selbst das auch wollen. Dadurch mobilisieren sie oft ungeahnte Reserven. Das erlebt man in der geriatrischen Rehabilitation immer wieder. Da können auch 90-Jährige wieder fit für Zuhause werden“, berichtet Nebel.

Doch nicht nur das Reservoir an Pflegefachkräften müsse in ländlichen Regionen effizienter als bisher eingesetzt werden. Die gelte auch für ärztliche Kapazitäten, betont Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des BDPK und schlägt vor, dass medizinische Fachwissen in den Reha-Kliniken auch für die Versorgung stärker zu nutzen.

Bei Bluthochdruck in die Rehaklinik

Bluthochdruck oder Diabetes-Patienten könnten dort nicht nur fachlich gut behandelt werden, sondern die Kliniken haben auch mehr Erfahrung als die Akutkliniken, wie man Patienten zu einer Lebensstiländerung bewegen kann.“

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Dabei ist Nebel und Bublitz bewusst, dass andere Anbieter auf dem Gesundheitsmarkt ihre Kompetenz nicht ohne Weiteres abtreten. Der Mediziner Dr. Mate Ivancic, Vizepräsident des BDPK und Arzt von den Helios Kliniken, gehört nicht dazu. „Ich würde das sofort unterstützen. Wir müssen die Ressourcen gerade in Flächenländern optimal nutzen.“

Kliniken sollen auch ambulant behandeln

Ivancic präsentiert dazu auch gleich noch einen Vorschlag: Sollte in einer Region die letzte Hausarzt-Praxis schließen, müsse das nächste Krankenhaus für die komplette ambulante Versorgung geöffnet werden. „Die Kassenärztliche Vereinigung könnte dafür das Krankenhaus ermächtigen, dazu wäre auch ohne Gesetzesänderung möglich.“

Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung sehen das allerdings anders. Sie möchten fehlende Hausarztpraxen mit niedergelassenen Ärzten ersetzen – indem ein anderer Arzt dort ein Zweigpraxis aufmacht oder sich mehrere Ärzte in einem Medizinischen Zentrum zusammentun. Letztlich geht es bei Zukunftskonzepten auch um Geld. Und das liegt für Praxen und Kliniken immer noch in getrennten Töpfen.

KN

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