Thunfisch-Spektakel in der Ostsee: Fänge auch in der Kieler Bucht?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/WWXRQUEJLJE4FOSGGNUGYFQNFU.jpg)
Seltener Fang: Fliegenfischer Daniel Holm aus Aarhus (Dänemark) überlistet einen Bonito in der Ostsee.
© Quelle: hfr
Aarhus/Kiel. Während die meisten Küstenangler in Schleswig-Holstein auf den Fang der nächsten Meerforelle hoffen, sind Petrijünger in Dänemark derzeit im Thunfisch-Fieber. Fliegenfischer Daniel Holm überlistete sieben Bonitos in der Ostsee. Und im Öresund beobachteten Wassersportler einen Schwarm Blauflossen-Thunfische auf Beutezug. Experten bestätigen, dass diese Fischarten auch in der Kieler Bucht auftauchen könnten.
Daniel Holm ist passionierter Angler, führt im dänischen Aarhus einen Fachhandel fürs Fliegenfischen. Er ist gut vernetzt in der Angler-Szene. Ein Kumpel rief ihn an und berichtete von einem Schwarm Bonitos in der Bucht vor Aarhus. „Er bekam sie aber nicht an den Haken“, berichtet Holm. „Ich war sehr aufgeregt, erkannte die einmalige Chance und bin sofort hingefahren.“
Dann der große Wurf: Mit einer Sandaal-Imitation fing Daniel Holm beim Angeln innerhalb von vier Stunden sieben Bonitos – eine Fischart, die zur Familie der Makrelen und Thunfische gehört. „Meines Wissens ließ sich dieser Fisch in Dänemark noch nie mit einer Fliege überlisten. Es war ein unglaublich schöner Moment, ihn in den Händen zu halten“, sagt Holm.
Der Echte Bonito kommt eigentlich in allen tropischen und subtropischen Weltmeeren vor, der Atlantische Bonito im östlichen Atlantik sowie Mittel- und Schwarzen Meer. Als Sommergäste tauchen beide Arten gelegentlich in der Nordsee auf. Sie sind optisch kaum zu unterscheiden. „Es könnte die Erwärmung der Nordsee und des Kattegats eine Rolle spielen, durch die sich das Verbreitungsgebiet dieser Art nordwärts verschiebt“, sagt Jan Dierking, Meeresbiologe am Geomar in Kiel. Weitere Erkenntnisse gebe es noch nicht. „Ich denke, dass das vereinzelte Auftauchen in der Kieler Bucht gar nicht so unwahrscheinlich ist.“
Fliegenfischen in der Ostsee: Daniel Holm fängt einen Bonito
Etwas anders verhalte es sich mit den Fischarten beim Blauflossen-Thunfisch. Nach einer deutlichen Erholung des Bestands im Mittelmeer und Atlantik – durch die Reduzierung des Fischereidrucks über die vergangenen 20 Jahre – sei die Art in die Nordsee zurückgekehrt. „Die Laichgründe liegen im Mittelmeer, aber die Tiere kommen zum Fressen im Sommer und Herbst in unsere Gewässer“, sagt Dierking.
Eine Bedrohung für die heimischen Fischarten in der Ostsee sind sie aber nicht. „Dafür treten sie viel zu selten auf, um als Räuber eine messbare Rolle zu spielen“, ergänzt Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei. Auch er bestätigt die positive Entwicklung des Bestands der Fische, und dass die Fische in der Ostsee wieder regelmäßig im Kattegat und Skagerrak anzutreffen sind.
Das Öresund-Aquarium bietet im August, September und Oktober sogar Tuna-Safari-Touren an, um die etwa 250 Kilogramm schweren Tiere bei der Jagd zu beobachten. Sie können bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell sein, finden dort zur Nahrungsaufnahme große Mengen an Makrelen, Heringen und auch Hornhechten.
Öresund: Blauflossen-Thunfische jagen in der Ostsee
In der eigentlichen Ostsee, also südlich der dänischen Inseln, wird der Salzgehalt der Gewässer dann schnell zu gering für Blauflossen-Thunfisch und Bonito. „Sie sind hier Irrgäste, auch wenn vorstellbar ist, dass sie gelegentlich bis Bornholm vordringen könnten, wie die ebenso salzgehalts-liebenden Makrelen, die auch im Sommer vor den Küsten Schleswig-Holsteins gefangen werden“, so Zimmermann. „Sie verschwinden aber im Herbst wieder und werden sich hier nicht vermehren können.“
In der Anglerszene in Schleswig-Holstein sind insbesondere die Bonito-Fänge Gesprächsthema Nummer eins. Vor drei Jahren soll beim Angeln in der Eckernförder Bucht ein Bonito gefangen worden sein, weiß Achim Stahl, Inhaber von Serious Flyfishing in Kiel. „Erst vor ein paar Tagen sichteten Angler dort extrem große Makrelen. Es gab sofort Spekulationen in den sozialen Netzwerken, ein Schwarm von Bonitos könnte unsere Region erreicht haben“, so Stahl. Das habe sich aber nicht bestätigt. Der große Wurf des dänischen Fliegenfischers Daniel Holm bleibt vorerst einzigartig.
KN