„Arten Eden“

Eggebek: Einst Tanklager der Bundeswehr, jetzt ein Paradies

 Torsten Roos, Fachbereichsleiter für Umwelt beim Kreis Schleswig-Flensburg und Initiator des Artenschutzzentrums „Arten Eden“ in Eggebek sitzt in einem Pavillon, der auch als Mitarbeiterarbeitsplatz genutzt werden kann.

Torsten Roos, Fachbereichsleiter für Umwelt beim Kreis Schleswig-Flensburg und Initiator des Artenschutzzentrums „Arten Eden“ in Eggebek sitzt in einem Pavillon, der auch als Mitarbeiterarbeitsplatz genutzt werden kann.

Eggebek. Die Einfahrt ins Paradies kommt unscheinbar daher. Sie liegt an der L 2474 zwischen Tarp und Eggebek (Kreis Schleswig-Flensburg). Dort, wo früher riesige Tanks der Bundeswehr standen, in denen bis zu 18 Millionen Liter Treibstoff lagerten und durch eine Pipeline direkt zum Militär-Flugplatz Eggebek gepumpt werden konnten, wird seit einigen Jahren eine Art Wohlfühloase für selten gewordene heimische Pflanzen und Tiere, aber auch für Menschen erschaffen. Seit Sommer 2021 erblühen im „Arten Eden“ mehr als 50 gebietsheimische Wildpflanzenarten wie die Gewöhnliche Küchenschelle oder der Gewöhnliche Natternkopf.

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Der Name des Wildstaudengartens erinnert nicht zufällig an den „Garten Eden“. Man müsse die Menschen nicht nur mit dem Verstand, sondern auch über das Herz, das Gefühl erreichen, ist Thorsten Roos, Fachbereichsleiter für Umwelt beim Kreis Schleswig-Flensburg und einer der Köpfe hinter dem Projekt, überzeugt.

„Arten Eden“ in Eggebek: Informationen für Besucher werden in kleinen Dosen vermittelt

Für Roos gehört auch der Mensch zur Natur. Und dieses Gefühl solle auf dem „Arten Eden“-Gelände in Eggebek vermittelt werden. Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein, kleine Skulpturen und Artefakte bereichern die Anlage ebenso wie Nistkästen für verschiedene Vogel- und Fledermausarten. Im Gewächshaus gibt es Wlan und ein Coworkingspace unter anderem für die Mitarbeiter des Artenschutzzentrums. Weitere Projekte sind in Planung.

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Informationen für Besucher werden in kleinen Dosen vermittelt – und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, wie Roos sagte. „Erst einmal soll es schön sein“, sagt er. Über die Ästhetik, das Gefühl sollen die Menschen erreicht werden - und darüber Interesse am Thema Artenschutz entwickeln und bestenfalls auch Ideen und Pflanzen für den heimischen Garten mitnehmen.

Landschaft wird ärmer an Wildpflanzen – deshalb gibt es „Arten Eden“

Denn dass diese Wohlfühloase „Arten Eden“ in Eggebek entstanden ist, hat einen ernsten Hintergrund: Die Landschaft wird zunehmend ärmer an Wildpflanzen und mit ihnen an vielen Insekten und anderen Tierarten, wie Roos sagte.

Wie wichtig der Artenschutz ist, betont auch Landesumweltminister Tobias Goldschmidt: „Arten- und Klimakrise nehmen unseren Planeten die Luft zum Atmen. Die Frage, ob wir den ökologischen Ausnahmezustand noch abwenden können, wird entscheidend davon anhängen, ob wir das Artensterben in den Griff bekommen.“ Allzu oft werde vergessen, dass der Mensch selbst Teil der sehr verletzlichen Natur ist. „Dabei ist die Lage völlig klar: Artenschutz ist Menschenschutz“, sagte der Grünen-Politiker.

„Arten Eden“ widmet sich der Zucht von bedrohten heimischen Reptilien

Neben den heimischen Wildpflanzen liegt in Eggebek ein Augenmerk auf der Zucht von bedrohten heimischen Reptilien- und Amphibienarten wie Zauneidechse, Rotbauchunke, Kreuzkröte oder Laubfrosch. Die Lebensräume dieser Tierarten gehen aus verschiedenen Gründen immer weiter zurück.

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„Schleswig-Holstein hat wegen der Randlage für einige Arten, wie Rotbauchunke, Knoblauchkröte, Wechselkröte, Kreuzkröte, Moor- und Laubfrosch, eine besondere Verantwortung“, heißt es im aktuellen Jahresbericht der Landesregierung zur biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein. Und die Zauneidechse steht demnach in Deutschland zwar nur auf der Vorwarnliste der Roten Liste.

In Schleswig-Holstein stehe es aber „deutlich ernster“ um die kleinen Reptilien, heißt es in dem Bericht. Hier gilt die Zauneidechse demnach als stark gefährdet. Sie lebt dem Bericht zufolge häufig schon total isoliert.

Eidechsen sollen im „Arten Eden“ ausgewildert werden

Neben anderen Akteuren engagiert sich auch das Artenschutzzentrum des Kreises Schleswig-Flensburg, um das Überleben der gefährdeten und geschützten Amphibien und Reptilien zu sichern. In einem unscheinbaren und für Besucher nicht zugänglichen Gebäude sind auf rund 65 Quadratmetern Wannen für die Amphibienaufzucht sowie Gehege für Zauneidechsen untergebracht.

Vor dem Haus stehen zwei Volieren, in denen Zauneidechsen naturnah leben. Sobald die Weibchen dicker werden - ein Zeichen, dass sie demnächst Eier legen – werden sie ins Gebäude geholt und in Terrarien gesetzt, wo sie ihre Eier in spezielles Substrat legen. Die Eier werden im Anschluss von Mitarbeitern des Artenschutzzentrums ausgegraben und in einem Inkubator ausgebrütet. Die Schlüpflinge werden noch einige Wochen fett gefüttert und dann ausgewildert.

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Viel Aufwand, aber das Risiko sei einfach zu groß, dass sonst nicht genügend Eidechsen schlüpften, sagte Roos. „Eidechsen legen zwischen 6 und 14 Eiern, da kommt es auf jedes einzelne an.“ Einige der Eidechsen sollen auch auf dem Gelände des ehemaligen Tanklagers ausgewildert werden - und so ein Teil des „Arten Edens“ werden.

KN

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