Warum bekannte Kielerinnen und Kieler „Licht zeigen“
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Die Aktion „Licht zeigen“ wird vom Freundeskreis Yad Vashem und den Kieler Nachrichten gemeinsam gestartet. Wer am Montag eine gedruckte KN oder SZ in Händen hält, findet darin einen Aufkleber des Chanukka-Leuchters der Familie Posner, um selbst ein Zeichen zu setzen.
© Quelle: Thomas Eisenkrätzer
Kiel. Am Montag bekommen alle Schulen in Schleswig-Holstein Post von der Chefin. Im Umschlag wird ein Schreiben von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) stecken – und eine Din-A-4-große Folie. Auf der Vorderseite ist eine 90 Jahre alte Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Chanukka-Leuchters zu sehen, der auf einer Fensterbank steht. Draußen auf der anderen Straßenseite hängt von der Gebäudefassade eine Hakenkreuzflagge. Der Leuchter lässt sich aus diesem Bild herauslösen und ans Fenster kleben – und Karin Prien wünscht sich, dass möglichst viele Schulen mitmachen bei dieser Aktion mit dem Titel „Licht zeigen“.
Gemeinsam mit dem Freundeskreis Yad Vashem haben die Kieler Nachrichten und die Segeberger Zeitung das Projekt rund um den Leuchter der Familie Posner initiiert. Er ist gemeinsam mit dem Foto eines der Artefakte in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel, aber seine Geschichte beginnt in Kiel.
Die Geschichte des Chanukka-Leuchters der Kieler Rabbi-Familie Posner
Rosi Posner, Ehefrau des letzten Kieler Rabbis vor dem Zweiten Weltkrieg, sah offenbar als eine der Ersten die Zeichen des nahenden Grauens. 1931 platziert sie ihren Chanukka-Leuchter so auf ihrer Fensterbank, dass im Hintergrund an der Gebäudefassade gegenüber die übergroße Hakenkreuzflagge sichtbar ist. Das Foto, das sie von diesem Anblick macht und später veröffentlicht, steht für den stillen, mutigen Widerstand von jemandem, der erkennt: Etwas Schreckliches steht bevor, und wir müssen jetzt handeln, wenn wir es noch verhindern wollen.
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Gemeinsam mit Ihnen, den Menschen in unserer Region, wollen wir an möglichst vielen Orten den Leuchter der Posners zeigen, das Symbol des Widerstands gegen Hass und Gewalt, und stellen uns damit hinter den Sieg des Lichts über die Dunkelheit.
Bekannte Frauen und Männer aus Kiel und Umgebung haben die Aktion bereits gestartet: Sie haben den Leuchter auf einem Fenster oder an einer Wand platziert und damit ein Statement für eine friedliche Stadtgesellschaft und gegen Ausgrenzung und Anfeindungen gesetzt.
Am 27. Januar wird der Opfer des Holocaust gedacht
Der Zeitpunkt ist mit Bedacht gewählt: Am kommenden Donnerstag, 27. Januar, wird der Opfer des Holocaust gedacht. Es ist der Tag, an dem 1945 sowjetische Soldaten die Überlebenden im Vernichtungslager Auschwitz befreiten. Und damit für die Weltöffentlichkeit endgültig sichtbar machten, welch unfassbares Verbrechen dort begangen worden war. Ein Datum so aufgeladen mit Schuld und Grauen, dass es vielen schwer fällt, sich dem Gedenken daran zu stellen.
Die Gruppe von Zeitzeugen, die aus erster Hand den Horror des Holocaust schildern können, wird immer kleiner. Wie also lässt sich die Erinnerung lebendig halten – um die Sinne für neue Zeichen von Ausgrenzung, Übergriffen und Verfolgung von Menschen mitten aus unserer Gesellschaft zu schärfen?
Angriffe auf Menschen jüdischer Herkunft sind immer noch Teil der Wirklichkeit
Die Aktion „Licht zeigen“ weist den Weg, wie es gehen könnte: Die Geschichte des Leuchter-Fotos wurzelt mitten in Kiel, sie betrifft die Menschen hier ganz unmittelbar. Und das Projekt ist eine freundliche, fröhliche Einladung, an einem gemeinsamen Signal mitzuwirken, Teil von etwas Großem zu werden. Denn trotz allem, was damals geschah, sind Angriffe auf Menschen jüdischer Herkunft hier bei uns noch immer Teil der Wirklichkeit.
"Es gibt hier leider keinen ausreichend weltoffenen, toleranten Raum für jüdische Familien, die ihren Glauben öffentlich machen", sagte im vergangenen Jahr die Frau, die ihre Mietwohnung in Heikendorf aufgab. Ein Streit mit ihrem Vermieter um den Davidstern, den ihre kleine Tochter und sie an ihrer Wohnungstür befestigt hatten, setzte ihr so zu, dass sie schließlich wegzog.
Aktion „Licht zeigen“: Aufkleber des Chanukka-Leuchters in der Montagsausgabe von KN und SZ
KN und SZ stehen gemeinsam mit dem Yad-Vashem-Freundeskreis und allen Unterstützern des Projekts für eine Gesellschaft, in der niemand ausgegrenzt, angegriffen oder verfolgt wird. Und wir laden Sie alle ein, sich diesem Bekenntnis anzuschließen – machen wir es gemeinsam zu einem kraftvollen Statement unserer Region. Am Montag, 24. Januar, finden Sie in den gedruckten Ausgaben von KN und SZ den Leuchter als großen Aufkleber.
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Dieser Aufkleber erscheint am Montag, 24. Januar, in den Kieler Nachrichten und der Segeberger Zeitung. Abonnentinnen und Abonnenten des E-Papers können sich den Aufkleber in den Geschäftsstellen von KN und SZ abholen.
© Quelle: Freundeskreis Yad Vashem / Kieler Nachrichten
Platzieren Sie den Aufkleber an einer geeigneten Stelle und erzählen uns, warum Sie Teil der Aktion geworden sind. Und senden damit ein Signal an die Menschen, die aus Angst vor Übergriffen ihren Glauben verbergen: Ihr seid nicht allein, denn wir, die große Mehrheit, stehen hinter euch.
Hinter die Aktion haben sich bereits einige bekannte Kielerinnen und Kieler gestellt:
Steffen Schneekloth, Präsident Holstein Kiel
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Steffen Schneekloth, Präsident von Holstein Kiel, hat den Leuchter an einer Scheibe in der KSV-Geschäftsstelle platziert.
© Quelle: Peer Wellendorf
Steffen Schneekloth: Wir wollen "Licht zeigen", weil ein "Nie wieder" und ein stetes Erinnern an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte wichtig ist – gerade vor dem Hintergrund, dass es nur noch wenige Zeitzeugen gibt, die aus der Zeit authentisch erzählen können. Darum unterstützen wir als Verein solche Aktionen.
Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein
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Ministerpräsident Daniel Günther klebt den Chanukka-Leuchter an die Fensterscheibe in seinem Büro in der Staatskanzlei.
© Quelle: Ulf Dahl
Daniel Günther: Ich möchte "Licht zeigen", weil die Erinnerung wichtig ist. Nicht nur an die Schrecken der Shoah, sondern auch daran, dass es in Schleswig-Holstein eine jüdische Geschichte gab. Das Bild von Rahel Posner ist dafür ein eindrücklicher Beleg.
Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Stadt Kiel
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Im Fenster seines Amtszimmers hat Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer den Chanukka-Leuchter der Familie Posner aufgeklebt.
© Quelle: Thomas Eisenkrätzer
Ulf Kämpfer: Ich möchte "Licht zeigen", weil der Chanukka-Leuchter eine ganz besondere Botschaft sendet: Er setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus und Intoleranz und leuchtet für Solidarität in die Stadt und auch weit über Kiel hinaus.
Viktor Szilagyi, THW-Kiel-Geschäftsführer
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Für Viktor Szilagyi, Geschäftsführer des THW Kiel, ist der Chanukka-Leuchter ein starkes Symbol.
© Quelle: Uwe Paesler
Viktor Szilagyi: Ich möchte "Licht zeigen", weil der Chanukka-Leuchter ein starkes Symbol für Toleranz und die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen ist. Ein tolles Kieler Projekt, das hoffentlich Nachahmer findet!
Karin Prien, Bildungsministerin von Schleswig-Holstein
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Bildungsministerin Karin Prien klebt den Chanukka-Leuchter an die Schultür der Lilli-Nielsen-Schule in Mettenhof.
© Quelle: Ulf Dahl
Karin Prien: Ich möchte "Licht zeigen", weil Erinnerung für uns Deutsche eine nationale Verantwortung ist und Erinnerungskultur jeder Generation gerecht werden muss.
Video-Botschaft aus Jerusalem: Yad-Vashem-Vorstandsvorsitzender Dani Dayan über die Aktion „Licht zeigen“
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Daniel Karasek, Generalintendant am Theater Kiel
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Auch der Generalintendant des Kieler Theaters, Daniel Karasek, macht bei „Licht zeigen“ mit.
© Quelle: Uwe Paesler
Daniel Karasek: Ich möchte "Licht zeigen", weil es gerade in Zeiten zunehmender Verdunklungs- und Verschwörungstheorien und von zunehmendem Rassismus und Antisemitismus immer wichtiger wird, das Licht der Rationalität, der Menschlichkeit und der Aufklärung zu entzünden und damit die Menschen daran zu erinnern, wie wichtig diese Erhellung für ein friedliches und demokratisches Zusammenleben ist.
Serpil Midyatli, Landesvorsitzende der SPD
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Serpil Midyatli, Fraktionsvorsitzende der SPD im Schleswig-Holsteinischen Landtag, hat den „Licht zeigen“-Aufkleber bereits an einem Fenster ihres Büros an der Förde angebracht.
© Quelle: Ulf Dahl
Serpil Midyatli: Ich möchte "Licht zeigen", weil wir die schrecklichen Taten von damals nie vergessen dürfen. Ich finde es gut, den Blick auf die Mutigen zu legen und mit der Aktion an eine Kielerin zu erinnern, die an einer belebten Straße ein sichtbares Zeichen gegen Unterdrückung und Faschismus gezeigt hat."
Mathias Apelt, Koch und Betreiber des Restaurants Flygge an der Kiellinie
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Flygge-Betreiber Matthias Apelt hat den Chanukka-Leuchter an die Scheibe seiner Küche geklebt
© Quelle: Uwe Paesler
Matthias Apelt: Ich möchte "Licht zeigen", weil das Kochen für mich auch bedeutet, anderen Kulturen und Religionen mit Offenheit und Neugier zu begegnen. Das Essen verbindet alle Menschen auf der Welt. Und man lernt sie deshalb auch durch ihre Küche kennen.
Prof. Dr. Simone Fulda, Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Die Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Prof. Dr. Simone Fulda, hat den Aufkleber mit dem Chanukka-Leuchter an einem Fenster ihres Büros im Uni-Hochhaus befestigt.
© Quelle: Thomas Eisenkrätzer
Prof. Dr. Simone Fulda: Ich möchte "Licht zeigen", weil wir heute nur erahnen können, welchen Mut Familie Posner für diese stille Geste aufgebracht hat. Sie haben sich ins Licht gewagt. Von diesem inspirierenden Beispiel können wir lernen. Daher unterstütze ich die Initiative "Licht zeigen" aus Überzeugung.
Hans-Werner Tovar, Kieler Stadtpräsident
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Kiels Stadtpräsident Hans Werner Tovar beteiligt sich ebenfalls an der Aktion „Licht zeigen“.
© Quelle: Ulf Dahl
Hans-Werner Tovar: Ich möchte "Licht zeigen", weil unsere Zeit dringend Licht braucht. Licht, das die sich rasant entwickelnde gesellschaftliche Dunkelheit vertreibt: zum Beispiel Antisemitismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Querdenkertum, materielle Ungerechtigkeit, Kinder- und Altersarmut ...
Frank Meier, Vorstandsvorsitzender Stadtwerke Kiel AG
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Frank Meier, Vorstand der Stadtwerke Kiel AG, klebt den Chanukka-Leuchter an eine Scheibe der Stadtwerke.
© Quelle: Ulf Dahl
Frank Meier: Wir möchten "Licht zeigen", weil wir allen Menschen in unserer Region auch für ihr Licht zu Hause Energie liefern. Unabhängig ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Und so sollten sich alle voller Energie gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Rassismus einsetzen. Denn wo Licht scheint, weicht Dunkelheit.
Alexander Blazek, Vorsitzender von Haus & Grund Schleswig-Holstein
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Alexander Blažek, Präsident Haus & Grund Schleswig-Holstein, platziert den Aufkleber für die Aktion „Licht zeigen“.
© Quelle: Ulf Dahl
Alexander Blažek: Ich möchte "Licht zeigen", weil das Projekt uns allen wie ein Leuchtturm den richtigen Kurs aus der Finsternis weist. Ich bin stolz, Teil dieser vorbildlichen Kampagne gegen Hass, Ausgrenzung und Verfolgung sein zu dürfen und hoffe, dass viele Menschen mitmachen.
Martin Lochte-Holtgreven, Geschäftsführer der Consist Software Solutions GmbH
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Consist-Geschäftsführer Martin Lochte-Holtgreven hat den Chanukka-Leuchter in Kiel-Friedrichsort an einem Fenster befestigt.
© Quelle: Frank Behling
Martin Lochte-Holtgreven: Yad Vashem und der Leuchter sind eine wichtige Mahnung an uns alle, für unsere Freiheiten sehr dankbar zu sein und tagtäglich im Sinne unseres Grundgesetzes bewusst Toleranz zu leben. Deshalb zeige ich den Leuchter.
Von KN-online/Stefanie Gollasch