Strategie gegen Lehrermangel in SH: Starke Bremse beim Sabbatjahr
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Der Lehrermangel ist schuld: Künftig dürfen Schleswig-Holsteins Pädagogen nach dem Willen von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) nicht mehr alle zwei Jahre eine Auszeit nehmen.
© Quelle: Wolfgang Kumm/dpa
Kiel. Die Lehrkräfte in Schleswig-Holstein dürfen ab nächstem Schuljahr seltener ein Sabbatjahr einlegen. Diese und weitere zwölf Maßnahmen gegen Lehrermangel stellte Schulministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag im Landeshaus in Kiel vor.
„Der Fachkräftemangel betrifft insbesondere auch die Schulen“, sagte Prien. In Schleswig-Holstein sei die Lage mit rund 200 unbesetzten Stellen (von 22 600) zwar nicht so dramatisch wie in anderen Ländern. Aber in bestimmten Schularten, Fächern und Regionen fehlten bereits jetzt Lehrkräfte. Und eine Welle von Pensionierungen sei noch im Gange.
Pläne von Schulministerin Prien gegen Lehrermangel: Nicht mehr alle zwei Jahre Auszeit
Trotz der Notsituation enthält das von Prien vorgestellte erste Maßnahmenpaket nur einen schmerzhaften Eingriff, nämlich eine „Begrenzung der Möglichkeiten für Sabbaticals“. Konkret: Bisher können Lehrkräfte bereits zwei Jahre nach Einstellung eine erste Auszeit nehmen und dies alle zwei Jahre wiederholen. Künftig soll ein Sabbatjahr erst nach zehn Dienstjahren zulässig sein und eine Wiederholung nach weiteren fünf Dienstjahren. Bereits bewilligte Sabbatjahre sind von der Neuregelung unberührt.
In anderen Ländern diskutierte Maßnahmen wie größere Klassen oder eine Vorgriffstunde, die Lehrkräfte zunächst mehr und später weniger arbeiten, lehnte Prien für Schleswig-Holstein ab. Ansonsten setzt sie auf ein Bündel von Maßnahmen, die das Lehramtsstudium, den Vorbereitungsdienst und schließlich den Schuldienst attraktiver machen sowie Lehrkräfte freiwillig zu Mehrarbeit ermuntern sollen.
In einem ersten Schritt will Prien mehr Angebote machen, bei jungen Menschen für ein Studium von Mangelfächern werben, mehr Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr-Schule bereitstellen und das Studium erleichtern (etwa mit einer Praktikumsdatenbank). Andere Maßnahmen zielen auf eine bessere Verteilung der Pädagogen. So möchte Prien von den vielen angehenden und fertigen Gymnasial-Lehrkräften einige in Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe locken. Dort gibt es derzeit die größte Lehrerlücke.
Maßnahmenpaket gegen Lehrermangel: Unterricht statt Pension
Erfolg erhofft sich die Ministerin auch von zwei weiteren Maßnahmen. Sie appellierte an Teilzeit-Lehrkräfte, ihr Stundenkontingent aufzustocken und in dieser Zeit etwa Studierende im Praxissemester zu betreuen. Sie rief zudem Lehrkräfte im Pensionsalter auf, ihre Dienstzeit um ein bis zwei Jahre zu verlängern.
Prien kündigte an, im Sommer und im Winter weitere Pakete mit Maßnahmen gegen Lehrermangel vorzulegen. Bis dahin will sie unter anderem prüfen, ob Lehramtsstudenten bereits nach dem ersten Abschluss (Bachelor) auch an Grund- und an Gemeinschaftsschulen unterrichten dürfen. Bisher ist so ein Direkteinstieg nur an beruflichen Schulen möglich.
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Schelte von Opposition für Maßnahmenpaket gegen Lehrermangel
Beifall bekam Prien von CDU und Grünen, Schelte von der Opposition. „Das erste von drei Paketen, die Ministerin Prien vorlegt, ist noch nicht so groß wie das Problem“, kritisierte Martin Habersaat (SPD). Derzeit sei etwa jeder zehnte Pädagoge an den Schulen in Schleswig-Holstein keine fertig ausgebildete Lehrkraft.
KN