Jeder Wolf kostet 750000 Euro
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Schutzbedürftig und doch unter Beschuss: der Wolf.
© Quelle: dpa
Kiel. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) verteidigte den Wolfs-Nachschlag, mit dem das Land auch Zäune für Schafherden finanzieren will. „Herdenschutz ist das beste Mittel, um die Koexistenz mit dem Wolf zu ermöglichen." Im vergangenen Jahr hatte das Land für das Wolfsmanagement lediglich 328000 Euro ausgegeben. Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) betonte, dass Investitionen in Zäune nur einmal anfallen und „wir noch schneller als erwartet zu einem zügigen Schutz großer Nutztierbestände vor Wolfsrissen kommen“.
Für Zündstoff sorgt indes eine andere Hilfsmaßnahme aus Berlin. Die von der Großen Koalition angekündigte Korrektur des Bundesnaturschutzgesetzes würde nach Einschätzung von Tierschützern nicht nur die Jagd auf Wölfe erleichtern, sondern auch auf andere geschützte Tiere. Hintergrund: Die GroKo will Abschüsse schon erlauben, wenn Tiere „ernsten“ Schaden anrichten. Bisher muss der Schaden „erheblich“ sein.
Naturschützer kritisieren "Abschuss-Politik"
Der Naturschutzbund (Nabu) fürchtet, dass durch die Gesetzesreform möglicherweise in Schleswig-Holstein auch andere Tiere ins Visier der Jäger geraten könnten. Als Beispiele nannte Nabu-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski den Kormoran oder den Fischotter. Es gebe allerdings bislang keine klare Definition, was für einen Schafhalter oder Fischer ein „ernster“ Schaden sei. Ludwichowski lehnt eine solche Abschuss-Politik ohnehin ab. Seine Devise: „Wölfe nicht schießen, Schafe schützen.“ Das sei auch in Schleswig-Holstein machbar. „Es sterben mehr Schafe durch Krankheiten oder die Haltungsbedingungen als durch den Wolf.“
Das Umweltministerium forderte den Bund am Mittwoch zu einer „Klarstellung“ der Reformpläne auf. „Die Änderungen dürfen sich lediglich auf den Wolf beziehen und müssen in jedem Fall den Rahmen des EU-Artenschutzrechts vollständig respektieren“, sagte Minister Albrecht.
Nachtragsetat: 19,5 Millionen Euro Mehrausgaben
Der Nachtragsetat, den das Kabinett am Dienstag in Lübeck vor einer gemeinsamen Sitzung mit dem Hamburger Senat beschloss, sieht insgesamt Mehrausgaben von 19,5 Millionen Euro vor. Die Zusatzmittel sind unter anderem für die Landwirtschaft (Dürrehilfe), den Breitbandausbau und den Digitalpakt Schule gedacht. Neue Schulden will Heinold nicht machen. Möglich ist das, weil die Ministerin mit Mehreinnahmen rechnet (etwa aus der Ölförderabgabe) und die erwarteten Zinsausgaben um gut 15 auf 458 Millionen Euro senkt. Der Landtag will den Nachtragsetat noch im Juni beraten.
Von Ulf Billmayer-Christen
KN