Kieler Forscher im Rennen um Millionen
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So könnten die autonomen Fähren auf der Kieler Förde aussehen. Das Design stammt von der Muthesius Kunsthochschule.
© Quelle: Muthesius Kunsthochschule, Kiel
Kiel. Das Kieler Zukunftscluster hat sich bereits von ursprünglich 137 Bewerbern im Wettbewerb des Bundesministerium für Bildung und Forschung unter die besten 16 Projekte gekämpft. "Captn Future" hat die Vision, klimafreundliche und autonome Mobilität zu Wasser und an Land zu entwickeln. Die Abkürzung Captn steht für "Clean Autonomous Public Transport Network".
45 Millionen Euro Fördergelder in neun Jahren
Setzen sich die Forscher aus dem Norden im Wettbewerb durch, winken ihnen zunächst drei Jahre Förderung mit bis zu 15 Millionen Euro. Obendrauf könnten zwei weitere Förderphasen mit jährlich bis zu fünf Millionen in den Topf kommen - viel Geld, um Kiel zur Wiege für "Smart Mobility"-Entwicklungen zu machen.
Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) zeigte sich stolz, dass Schleswig-Holsteiner diesen Innovationssprung vollbringen wollen. "Wir brauchen die Phantasie, den Gestaltungswillen und das Know-how aus der Wissenschaft, wenn wir gesellschaftliche Herausforderungen bewältigen wollen."
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Bildungsministerin Karin Prien und Professor Carsten Schultz, Sprecher des „CAPTN Future“ Zukunftsclusters, kurz vor Antragseinreichung für den Wettbewerb vom Bund um die Innovationsnetzwerke der Zukunft bekannt
© Quelle: Jürgen Haacks, Uni Kiel (hfr)
Am Projekt beteiligt sind neben der Christian-Albrechts-Universität (CAU), der Fachhochschule Kiel und der Muthesius Kunsthochschule auch Partner aus der Industrie. Die Landeshauptstadt Kiel ist ebenfalls mit im Boot.
Kämpfer hält Kiel für idealen Standort
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) hält Kiel dank der Förde direkt in der Innenstadt für den idealen Standort, um ein Versuchslabor für Nahverkehr auf dem Wasser und an Land aufzubauen. "Die Umsetzung der Vorhaben kann die Stadt zu einem der weltweit führenden Standorte für integrierte Mobilitätslösungen für Regionen am Wasser entwickeln“, so Kämpfer.
Laut der neuen Uni-Präsidentin Simone Fulda hat das transdisziplinäre Projekt schon mit der Zulassung zum Vollantrag sein großes Potenzial bewiesen. "Dem Ziel, nachhaltige urbane Verkehrssysteme zu entwickeln, die schadstofffreie Mobilität möglich machen, sind wir damit gemeinsam nähergekommen", so Fulda. Das sei angesichts des Klimawandels enorm wichtig. Auch das Land fördert "Captn Future" bereits.
Wirtschaft von Anfang an mit im Boot
FH-Präsident Björn Christensen hob hervor, dass die gesamte Wertschöpfungskette mit im Spiel sei. "Von der Grundlagenforschung über die Transferleistung bis kurz vor der Marktreife ist alles abgebildet. Es zeigt, wie viel wir erreichen können, wenn wir zusammenarbeiten."
Das Zukunftscluster ermögliche, "direkt vor Ort gemeinsam Innovationen für den Weltmarkt interdisziplinär zu testen und zu entwickeln”, so Björn Schwarze vom beteiligten Smart-City-Dienstleister Addix. Auch Unternehmen wie Raytheon Anschütz, German Naval Yards oder Vodafone gehören zu den 13 Projektpartnern aus der regionalen Wirtschaft.
Mit der Muthesius Kunsthochschule kommt eine weitere Perspektive hinzu: "Unser Denken ist ein anderes und unser Wissen ist ein anderes. Wir sind davon überzeugt, dass von konkreter Gestaltung eine Signalwirkung in die Gesellschaft ausgeht", so MU-Präsident Arne Zerbst.
Gewinner soll im Frühjahr 2021 feststehen
Zuerst sollen die technischen Grundlagen für autonome, saubere und gleichzeitig sichere Fähren erforscht werden. Ein Katamaran mit Wasserstoff-Technologie soll dann als Testfahrzeug die Systeme auf der Förde testen.
Es gehe dabei um automatisierte Anlegemanöver oder die Erkennung von Gefahrenlagen, erklärt Professor Carsten Schultz. Zudem wird geschaut, wie sich die Hightech-Fähren direkt an den Busverkehr anbinden lassen.
Eine Entscheidung über die voraussichtlich sieben Gewinner im Bundeswettbewerb soll im Frühjahr 2021 fallen.