Bertelsmann-Studie

Kosten für Kitas in SH am höchsten

Foto: Eltern in Schleswig-Holstein zahlen laut einer Bertelsmann-Studie die höchsten Kita-Beiträge.

Eltern in Schleswig-Holstein zahlen laut einer Bertelsmann-Studie die höchsten Kita-Beiträge.

Gütersloh/Kiel. Die finanzielle Belastung der Eltern für die Betreuung ihrer Kinder in der Kita ist in Schleswig-Holstein am höchsten. Dies hat eine Studie der Bertelsmann Stiftung gezeigt. Demnach beträgt der Anteil der Kita-Beiträge am Haushaltsnettoeinkommen der Eltern im Norden 8,9 Prozent, während es in Berlin mit dem niedrigsten Wert nur 2,0 Prozent sind. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 5,6 Prozent, wie aus den am Montag veröffentlichten Ergebnissen weiter hervorgeht. Auch unter Einbeziehung von Zusatzgebühren liegt der Norden mit 9,0 Prozent an der Spitze.

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Belastung durch Kita-Beiträge in Deutschland ungerecht verteilt

Die Ergebnisse beruhen laut Bertelsmann auf zwei bundesweit teilweise in Kooperation mit Infratest-dimap erhobenen separaten Befragungen von insgesamt rund 10 490 Eltern. Die Bertelsmann Stiftung kommt insgesamt zu dem Schluss, dass die finanzielle Belastung durch Kita-Beiträge in Deutschland ungerecht verteilt ist. So müssten Haushalte unterhalb der Armutsrisikogrenze einen fast doppelt so hohen Anteil ihres Einkommens für den Kita-Beitrag aufbringen wie wohlhabendere Eltern. Denn Eltern, die über weniger als 60 Prozent eines durchschnittlichen Einkommens verfügen, zahlten monatlich durchschnittlich 118 Euro und damit zehn Prozent des Einkommens für die Kita. Bei Eltern oberhalb der Armutsrisikogrenze seien es mit 178 Euro nur rund fünf Prozent.

Der Studie zufolge ist eine Mehrheit aller Eltern bereit, für mehr Personal und bessere Ausstattung auch höhere Beiträge zu zahlen. In Schleswig-Holstein sind das aber nur 51 Prozent. Im nördlichsten Bundesland müssen 94 Prozent der Kita-Eltern Beiträge zahlen.

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Landesregierung verspricht, Eltern spürbar zu entlasten

"Die Studienergebnisse bestätigen voll den eingeschlagenen Weg dieser Landesregierung bei der Kitareform", kommentierte Familienminister Heiner Garg. "Mein Ziel heißt: Elternbeiträge runter, Kita-Qualität rauf!", sagte der FDP-Politiker. Dies seien zwei wichtige Kernpunkte der von Jamaika eingeleiteten Reform in Schleswig-Holstein. "Wir wollen die Elternbeiträge deckeln und so Eltern spürbar entlasten." Für die Kitas gebe es rund eine halbe Milliarde Euro an zusätzlichen Mitteln bis zum Jahr 2022.

Der Kinderschutzbund im Norden kritisierte die hohe Belastung der Eltern. "Durchschnittlich neun Prozent vom Haushaltsnettoeinkommen - das ist sehr viel für Eltern", sagte die Landesvorsitzende Irene Johns. "Bildungs- und Teilhabechancen dürfen endlich nicht mehr von der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Eltern abhängen, wenn Armut nicht erblich bleiben soll", sagte sie.

Kita-Aktionsbündnis fordert landesweit gleiche Beiträge

Das Kita-Aktionsbündnis bekräftigte die Forderung nach einer grundlegenden Reform des Finanzierungssystems, das bisher unübersichtlich und unausgewogen sei. "Die Elternbeiträge für eine bedarfsgerechte, frühkindliche Bildung müssen landesweit gleich und gedeckelt sein. Mittelfristig bei null", sagte der Vorsitzende der Landeselternvertretung der Kitas, Axel Briege. Darunter dürfe aber nicht die Qualität leiden. Zum Kita-Aktionsbündnis gehören außer der Landeselternvertretung mehrere Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und der Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen.

Die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP habe die Zahlen so vorgefunden, wie sie jetzt seien, sagte CDU-Fraktionsvize Katja Rathje-Hoffmann. "Dass es sich hierbei um unzumutbare Summen handelt und diese schnellstmöglich geändert werden müssen, haben wir erkannt." Der Reformprozess sei angelaufen. Eine generelle Beitragsfreiheit scheine derzeit aber noch nicht sinnvoll.

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Midyatli: Beitragsfreie Krippenbetreuung in Grundversorgung möglich

SPD-Fraktionsvize Serpil Midyatli hielt dagegen, die Haushaltslage erlaube es, die Elternbeiträge spürbar zu senken und zugleich die Qualität zu verbessern. Auch eine beitragsfreie Krippenbetreuung in der Grundversorgung wäre möglich. "Ganz offensichtlich fehlt es Jamaika an Reformeifer und politischem Gestaltungswillen, um die Situation für Schleswig-Holsteins Eltern und Kinder wirklich und spürbar zu verbessern", sagte Midyatli.

Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben betonte, die Entlastung der Eltern dürfe nicht zulasten der Qualität gehen. Jamaika wolle mit zusätzlichen Mitteln Eltern wie Kommunen entlasten und zugleich in die Qualität investieren. FDP-Fraktionsvize Anita Klahn kündigte auch eine Sozialstaffel an, die den Bedürfnissen finanzschwächerer Eltern gerecht werde. Außerdem würden Qualitätsstandards definiert, zum Beispiel eine zweite Fachkraft in der Kita-Gruppe.

Von dpa

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