Es ist spannend bis zum Schluss. Quasi über Nacht könnte dem SSW nach der Landtagswahl 2022 in Schleswig-Holstein wieder eine tragende Rolle zukommen. Für eine Mehrheit braucht CDU-Ministerpräsident Daniel Günther dann jede Stimme.
Kiel. Und dann ist da noch der Südschleswigsche Wählerverband, besser bekannt unter seinem Kürzel SSW. 2012 bis 2017 war die Minderheitenvertretung der Dänen und Friesen mit Justizministerin Anke Spoorendonk an der Regierung beteiligt, geriet dann aber in der allgemeinen Öffentlichkeit aus dem Radar. Das könnte sich nach der Landtagswahl am 8. Mai ändern. Mit fünf Prozent sehen die Fachleute der Forschungsgruppe Wahlen die kleine Partei nicht nur stark wie zuletzt Anfang der 1950er-Jahre. Sie könnte auch erneut zum Königsmacher werden.
„Abwarten“, sagt Lars Harms und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Ob wir benötigt werden, wissen wir frühestens nach der Wahl.“ Der 57-Jährige ist Chef des SSW im Landtag. Die Partei ist als Vertreterin einer nationalen Minderheit von der Fünf-Prozent-Hürde befreit, erreichte zuletzt 3,3 Prozent der Wählerstimmen, stellte aufgrund von Überhangmandaten drei statt nur zwei Abgeordnete – und ist längst zu so etwas wie einem Aushängeschild für gelungene Völkerverständigung zwischen Deutschland und Dänemark geworden.