Politiker in Kiel bedienen und hören zu
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Werner Kalinka (CDU), Özlem Ünsal (SPD), Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) und Wolfgang Baasch (SPD) im Kieler Bodelschwingh-Haus: Wenig später wollen sie wohnungslosen Bürgern das Essen servieren. Die Medien sind dabei nicht zugelassen - aus Rücksicht auf die Gäste.
© Quelle: Frank Peter
Kiel. Im November hatte der CDU-Abgeordnete Werner Kalinka vorgeschlagen, wohnungslose Bürger einzuladen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Schlie (CDU) nahm den Vorschlag auf, gestern wurde er umgesetzt. Zum Empfang im Bodelschwingh-Haus hatten sich 125 wohnungslose Frauen und Männer angemeldet.
8000 bis 12000 Menschen leben nach Schätzungen in Schleswig-Holstein ohne eine eigene Wohnung. Das ist eine Schätzung, denn das wachsende Problem wird bisher nirgendwo erfasst. Schlie forderte gestern endlich eine Statistik über Wohnungslosigkeit.
Mietsicherungsfonds notwendig
Bevor der Landtagspräsident und etliche Landtagsabgeordnete den Gästen ein dreigängiges Menü servierten und sich dann mit ihnen unterhielten, wurden erste Vorschläge diskutiert. Karin Helmer von der Stadtmission forderte einen Mietsicherungsfonds: Viele private Vermieter seien bereit zu vermieten, wenn die Miete abgesichert wäre. Das könne ein Mietsicherungsfonds leisten. Den Vorschlag wollen Kalinka und Wolfgang Baasch (SPD) nun im Sozialausschuss diskutieren.
Landesnottelefon als Anlaufstelle
Weiter fordert die Helmer zudem ein Landesnottelefon, an das sich Vermieter und Betroffene wenden können, wenn der Verlust einer Wohnung droht. Gerade auf dem Land wüssten Menschen oft nicht, wo sie dann Hilfe bekommen können. Für Lutz Regenberg von Hempels müssen bezahlbare Wohnungen her - und das Schufa-System muss geändert werden. „Mit einem Eintrag bekommt die Menschen keine Mietvertrag mehr.“ Klaus Schlie stimmte zu: „Das Schufa-System ist absolut regulierungsbedürftig.“
Neue Konzepte müssen her
Für Landespastor Heiko Naß hat sich der Bedarf der Wohnungslosen massiv verändert. Das Hilfesystem basiere aber noch auf Zahlen aus den 1990er Jahren. „Das Land sollte in einer Studie neue, passende Konzepte entwickeln. Wir als Diakonie sind bereit, uns daran finanziell zu beteiligen.“
Im Sommer soll wohnungslose Bürger erneut eingeladen werden – zum Sommerfest vor dem Landeshaus.