Polizistin soll Rockern geholfen haben
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Ein Red Devil wird kontrolliert: Mehrfach gab es in Deutschland schon Fälle, in denen Polizisten Rocker vor Razzien warnten. In Kiel soll eine Beamtin mit einem Rocker kooperiert haben.
© Quelle: Karsten Leng
Kiel. In dem siebentägigen Prozess wirft die Staatsanwaltschaft der Polizistin (45) Bestechlichkeit, Strafvereitelung im Amt und Verletzung des Dienstgeheimnisses vor. Wie Behördensprecher Axel Bieler mitteilte, soll die seit Jahren vom Dienst suspendierte Beamtin dem wegen Bestechung mitangeklagten Ex-Rocker (55) in 39 Fällen sogenannte Halteranfragen beantwortet haben. Die Red Devils unterstützten damals die Kieler Hells Angels, zwei ihrer Mitglieder waren im Januar 2010 bei einer Messerattacke der Bandidos im Imbisslokal „Subway“ in Neumünster verletzt worden. Dem Angeklagten soll es laut Anklage um die Frage gegangen sein, welcher Rocker des gegnerischen Lagers welches Kraftfahrzeug fuhr.
Red Devils unterstützten Hells Angels
Solche Informationen sind grundsätzlich brisant: Motorräder und Autos stehen als Status- und Freiheitssymbole im Fokus der Männerbünde. So verübten beispielsweise zwei Legionäre der Hells Angels im Januar 2010 einen bewaffneten Anschlag auf eine Motorradwerkstatt der Bandidos in Preetz. Folgenreicher war im September 2009 der Anschlag des Präsidenten der Flensburger Hells Angels auf einen Bandido auf der A7 – mit dem Auto als Waffe. Für das lebensgefährliche Rammen des Motorradfahrers wurde der Flensburger Rocker-Chef später zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Urteil Ende Juli erwartet
Zwei Jahre später soll die Polizeibeamtin für den Red Devil andere Mitglieder gegnerischer Clubs ausgespäht haben. Für jede beantwortete Halteranfrage kassierte die Angeklagte 10 Euro, so der Vorwurf. Riskierte die erfahrene Beamtin für nicht einmal 400 Euro leichtfertig ihre Karriere? Eine Freiheitsstrafe von einem Jahr würde für ihre Laufbahn das zwingende Aus bedeuten. Ein Urteil wird Ende Juli erwartet.