Risiko für Altersarmut in SH steigt
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Die Armut unter Rentnern nimmt wieder zu. Dies zeigt unsere interaktive Grafik.
© Quelle: Screenshot/CartoDB
Kiel. Unter den Vollzeit-Beschäftigten hat laut Studie rund jeder Vierte in Kiel und jeder Dritte in Schleswig-Holstein einen Rentenanspruch von unter 1000 Euro monatlich - nach 40 Arbeitsjahren. Betrachtet man alle sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten, leben 458.000 Schleswig-Holsteiner mit dem Risiko der Altersarmut. Das bedeutet: Die Rente liegt unter dem Niveau der Grundsicherung.
Maßstab ist die "Grusi-Schwelle"
Diese "Grusi-Schwelle" liegt in Schleswig-Holstein aktuell zwischen 745 Euro in Dithmarschen und 816 Euro im Kreis Pinneberg. Allein in Kiel drohen mehr als 50.000 Einwohnern Renten unter dieser Schwelle - das sind 35 Prozent der Beschäftigten. In Neumünster trifft dies auf 32 Prozent zu, im Kreis Rendsburg-Eckernförde sind es 38 Prozent, im Kreis Segeberg 42 Prozent und im Kreis Plön 51 Prozent der Beschäftigten. Dabei wurde davon ausgegangen, dass die Betroffenen 45 Jahre arbeiten und weiter wie bisher verdienen.
Mindestlohn reicht nicht
Den Leiter der Studie, Matthias Günther vom Pestel Institut, überraschen die Zahlen nicht. "Für eine Rente in Höhe der Grundsicherung müsste man bei 45-jähriger Vollzeittätigkeit einen Mindestlohn von 12,60 Euro haben. Das erreichen viele nicht." Wer dann im Alter alleine und ohne Zusatzeinkünfte lebe, sei auf staatliche Hilfe angewiesen.
Geringverdiener können nicht vorsorgen
Zwar hätten Rentner zum Teil weitere Einkünfte wie Betriebsrenten, private Vorsorge oder Immobilien. Für Beschäftigte mit geringem Verdienst treffe dies aber kaum zu. "Ich kenne keinen Pizzaboten oder Paketfahrer, der eine Betriebsrente bekommt und Geld für eine private Altersvorsorge übrig hat", sagt Günther, der für die Studie im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG amtliche Statistiken ausgewertet hat. Finn Petersen, Geschäftsführer der NGG Schleswig-Holstein Nord, fordert: "Der Staat muss die gesetzliche Rente sichern, und die Arbeitgeber müssen bei Löhnen, Arbeitszeiten und Zusatzvorsorge viel mehr tun."
Lesen Sie hier auch den Kommentar von Heike Stüben zur Altersarmut.