Dieser Dienstag erfordert von Daniel Günther höchstes Verhandlungsgeschick. Der CDU-Ministerpräsident will zunächst mit den Grünen und dann mit der FDP über den Fortbestand der alten Koalition verhandeln. Dabei bräuchte er rechnerisch nur eine von beiden Parteien.
Kiel. Gelingt Ministerpräsident Daniel Günther die Neuauflage seiner Jamaika-Koalition? Nach seinem haushohen Sieg hatte Schleswig-Holsteins CDU-Parteichef mit Rücksicht auf die folgende Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen eine Woche gewartet. An diesem Dienstag will der 48-Jährige an der Seite von Bildungsministerin Karin Prien, Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und Fraktionschef Tobias Koch die mit Spannung erwarteten Sondierungsgespräche beginnen. Rechnerisch hat seine CDU die freie Wahl: Für eine Mehrheit im Landtag reicht ihr eine einzige weitere Stimme. Aber von wem? Im Kieler Hotel Steigenberger Conti Hansa startet um 9 Uhr eine erste Verhandlung mit den Grünen, bevor um 15 Uhr ein Treffen mit der FDP angesetzt ist.
Offiziell will am Tag vor den Verhandlungen niemand in den Parteien mehr reden. „Aber unsere Linie ist vollkommen klar: Wir wollen Jamaika“, heißt es aus den Reihen der CDU: „Kurs halten“, habe man im Wahlkampf stets versprochen. Und auch wenn konservative Mitglieder („vor allem aus der Landwirtschaft“) derzeit für eine Koalition allein mit der FDP plädierten, erhalte Günther aus dem Landesverband beachtlichen Rückhalt. Am vergangenen Mittwoch hatte der Regierungschef auf einem kleinen Parteitag mit einer flammenden Rede für eine Fortsetzung geworben, und niemand war aufgestanden und hatte widersprochen. Mit 43,4 Prozent kommt an Günthers Union ohnehin keiner vorbei. Umso variabler sind die Koalitionspartner, und dementsprechend dürfte die FDP nach CDU-Analyse aufgrund des schlechten Wahlergebnisses (6,4 Prozent) zu manchem Zugeständnis bereit sein. Die Grünen mit ihren rekordverdächtigen 18,3 Prozent könnten sich dagegen mehr versprechen, als sich am Ende herausverhandeln lässt. „Ob denen das so klar ist?“