Warntag in Schleswig-Holstein: Viele Sirenen bleiben stumm
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Die Warn-App „Nina“ reagierte beim bundesweiten Warntag 2020 erst mit Verspätung. Beim diesjährigen Aktionstag am 8. Dezember soll es besser laufen.
© Quelle: Frank Peter
Kiel. Stille Sirenen und laute Aufregung im Nachgang: So blieb der erste bundesweite Warntag im September 2020 in Erinnerung. In diesem Jahr soll vieles besser werden. Am 8. Dezember 2022 testen Bund, Länder und Kommunen erneut ihre Warnmittel. Doch auch beim zweiten Aktionstag dieser Art wird kein Sirenenkonzert zu hören sein.
Der Wiederaufbau eines flächendeckenden Sirenennetzes in Deutschland und Schleswig-Holstein stehe noch am Anfang, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Mit Blick auf den kommenden Warntag appelliert die Ministerin an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger: „Die Menschen müssen sich auch selbst kümmern.“
Warntag in Schleswig-Holstein: Cell-Broadcasting wird getestet
Dies bezieht sich unter anderem auf das sogenannte "Cell-Broadcasting", das von den Behörden erstmals getestet wird. Bei diesem System kommt die Warnung per Funkzelle als SMS auf das Smartphone. Doch auch hier gibt es Einschränkungen. Viele ältere Geräte sind nicht an das System angeschlossen.
"Fachleute gehen davon aus, dass nur etwa die Hälfte aller Geräte am 8. Dezember auslösen werden", sagt Sütterlin-Waack. Deshalb sei die Mitarbeit der Bevölkerung gefragt. Sie werbe dafür, dass Nutzerinnen und Nutzer den Behörden Rückmeldungen geben. Dafür wird das federführende Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) am Warntag ein Formular im Internet freischalten.
Sirenen: SH fordert vom Bund mehr finanzielle Unterstützung
Unter anderem auch über die Warn-Apps, in Schleswig-Holstein vorrangig "Nina", soll die Bevölkerung beim bundesweiten Testlauf wieder informiert werden. 2020 schlugen die Meldungen erst mit einer halben Stunde Verzögerung durch. "2020 waren die Server beim Bund überfordert. Wir gehen davon aus, dass diese technischen Probleme gelöst sind", sagte Ralf Kirchhoff, Leiter des Referats Feuerwehrwesen und Katastrophenschutz im Innenministerium.
Einen Konflikt zwischen Bund und Land gibt es bei der Finanzierung für den Wiederaufbau des Sirenennetzes. Schleswig-Holstein hat sich zum Ziel gesetzt, flächendeckend 5000 Sirenen einzurichten, die per Digitalfunk angesteuert werden. Man rechnet mit einer Investition in Höhe von 55 Millionen Euro.
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Knapp 23 Millionen Euro hat das Land Schleswig-Holstein aus eigenen Mitteln eingeplant. Der Bund hat bisher nur einen Zuschuss von 2,9 Millionen Euro zugesagt. „Das muss mehr werden“, sagte die Innenministerin. Die Forderung in Richtung Bund solle auf der anstehenden Innenministerkonferenz diskutiert werden.
SH verfügt über 2600 Sirenen – viele sind veraltet
In Schleswig-Holstein gibt es momentan 2600 Sirenen. Viele sind jedoch veraltet. Um vom BOS-Digitalfunk angesteuert werden zu können, müssten die Steuerempfänger der Sirenen überholt werden, sagte Referatsleiter Kirchhoff. Dies ließe sich in vielen Fällen jedoch nachrüsten.
Die Rückkehr der Sirenen ist laut Sütterlin-Waack eine Lehre der jüngeren Vergangenheit. „Sirenen waren noch bis vor zwei Jahren im Warnmittelmix ein Auslaufmodell. Es war eine Erkenntnis des Warntags – und leider auch der dramatischen Ereignisse im Ahrtal –, dass Sirenen als ,Wachrüttler’ unverzichtbar bleiben.“