Landtagswahl 2022 in SH

Was FDP-Spitzenkandidat Buchholz vom FDP-Granden Kubicki gelernt hat

Bernd Buchholz (FDP): Sollten die Liberalen nach der Landtagswahl am 8. Mai 2022 aus der Regierung fliegen, will er „selbstverständlich“ im Plenarsaal Platz nehmen und seinen neuen Job als Landtagsabgeordneter durchziehen. „Sonst müsste ich ja nicht Spitzenkandidat sein.“

Bernd Buchholz (FDP): Sollten die Liberalen nach der Landtagswahl am 8. Mai 2022 aus der Regierung fliegen, will er „selbstverständlich“ im Plenarsaal Platz nehmen und seinen neuen Job als Landtagsabgeordneter durchziehen. „Sonst müsste ich ja nicht Spitzenkandidat sein.“

Kiel. Bernd Buchholz, FDP-Spitzenkandidat zur Landtagswahl, zeigt auf ein Schwarz-Weiß-Foto mit Wolfgang Kubicki. Nach dem allerersten Jahr der Zusammenarbeit, irgendwann Anfang 1993, hatte der zehn Jahre ältere Fraktionschef mal bei ihm angeklopft und einen guten Rat erteilt: Man könne noch so fleißig sein, noch so akribisch Gesetzentwürfe schreiben und noch so kritische kleine Anfragen an die Landesregierung stellen – das alles nütze in der Politik nichts und niemandem, solange es niemand merke. Ende der Durchsage.

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„Nach einem solchen Gespräch guckt man erstmal sparsam“, sagt der inzwischen 60-Jährige. Fleiß, Gründlichkeit und hohes Tempo seien Tugenden, und ohne Substanz könne man sich schnell blamieren. „Aber Kubicki hatte recht. Politik ist ein mediales Geschäft.“ Tue Gutes und rede darüber, das sei nicht umsonst ein wichtiger Lehrsatz in der politischen Kommunikation, sonst würden sich andere nach vorne schieben, und man selbst stünde in deren Schatten. Das wollte Buchholz nie.

Aus dem Job als Bundestagsabgeordneter wurde nichts

Viel ist über den Mann aus Ahrensburg seither geschrieben worden. Buchholz war 1996 zur damals noch glitzernden Verlagsgruppe Gruner & Jahr gegangen und hatte dort als Verlagsleiter bei der Hamburger Morgenpost, dem „Stern“ wie auch der Zeitschrift „Geo“ gearbeitet, bevor er 2012 mit einer Millionen-Abfindung ausstieg. Doch aus dem geplanten nahtlosen Anschluss als Bundestagsabgeordneter wurde nichts.

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Die FDP nominierte den Manager 2013 für den aussichtsreichen Landeslistenplatz 2, scheiterte aber an der Fünf-Prozent-Hürde. Ob Buchholz ein solches Bundestagsmandat heute noch attraktiv erscheint? Ausschließen will er das nicht. „Aber ich gehe davon aus, dass ich weitere fünf Jahre Wirtschaftsminister bleibe“, sagt er. Seit 2017 hat er in Günthers Jamaika-Kabinett so etwas wie seinen neuen Traumjob gefunden.

Es gilt zum Beispiel als Buchholz’ Hauptverdienst, dass Schleswig-Holsteins Investitionsquote in dieser Legislatur wieder über zehn Prozent geklettert ist. 90 Millionen Euro habe man jedes Jahr in die Modernisierung der Landesstraßen geschaufelt, stellt der Minister fest. Und dabei habe ihn Finanzministerin Monika Heinold von den Grünen anfangs ausgelacht, dass er so viel Geld sowieso nicht ausgeben könne, weil dazu die planerischen Kapazitäten fehlten. Fehlten aber nicht. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr habe sich als „hochprofessionelle Truppe“ erwiesen – wenn man ihn denn vernünftig führe. „Auch Verwaltung ist Management, Projektsteuerung und Menschenführung.“

Spott der Ehefrau am Spitzenmanager Buchholz

Unter Wirtschaftsbossen fühlt sich Buchholz unter seinesgleichen, das war kürzlich bei einem Kandidatencheck der Kieler Industrie- und Handelskammer zu beobachten. Manche Unternehmerin gestand, dass sie den Minister auch als Mann attraktiv finde. Buchholz lachte, als er davon erfuhr. Zu Hause hole ihn seine Frau zuverlässig wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Du siehst aus wie ein aufgeplatztes Sofakissen“, habe sie neulich über seine allzu wilde Naturkrause gespottet.

Haben Sie Fragen? Rufen Sie Bernd Buchholz direkt an

FDP-Spitzenkandidat Bernd Buchholz beantwortet am Mittwoch, 20. April, von 17 bis 18 Uhr alle Fragen, die sich um Landespolitik drehen – vom Straßenbau über den Tourismus bis zur Ansiedlung von Hightech-Unternehmen an der Westküste. Buchholz ist als Wirtschafts- und Verkehrsminister seit 2017 Mitglied des Kabinetts und war zuvor Topmanager des Hamburger Medienunternehmens Gruner & Jahr. Wir freuen uns auf Ihren Anruf unter Tel. 0431/9033330. Die Hotline ist nur zur oben angegebenen Zeit freigeschaltet.

Nach langen Arbeitstagen schaue er in der Mediathek zuerst „Tagesthemen“, dann aber gern Satire. „Ich liebe Dieter Nuhr, den finde ich großartig, das ist Satire vom Feinsten“, und „noch schärfer, noch brutaler“ finde er die mindestens ebenso umstrittene österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart. Humor am rechten gesellschaftlichen Rand? „Oh nein. Ist Satire nur dann gut, wenn sie links ist?“, fragt Buchholz, um die Antwort gleich selbst zu geben. „Auch wenn sie mit anderen Bildern spielt, bleibt sie doch Satire. Sie konfrontiert mit Tabus, macht aber dadurch etwas bewusst.“

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Was passiert, wenn die FDP aus der Koalition fliegt?

Nach der Landtagswahl würde der Liberale am liebsten die Jamaika-Koalition unter Führung des CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther fortsetzen. Die zwei mögen sich, so viel ist klar, zumal Regierungschef Günther seinem Ressortleiter ausreichend Bewegungsfreiheit lässt.

Was passiert aber, falls die Stimmverhältnisse am Ende CDU und Grünen allein eine Mehrheit bescheren sollten? Dann nehme er selbstverständlich im Plenarsaal Platz, sagt Buchholz, dann ziehe er seinen neuen Job als Landtagsabgeordneter durch. „Sonst müsste ich ja nicht Spitzenkandidat sein.“

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Wie gut er sich eine Ampel-Koalition unter SPD-Führung vorstellen könne? „Ich muss die mir doch gar nicht vorstellen“, winkt der Spitzenkandidat ab und verweist auf hohe Umfragewerte für die Landesregierung. „Mit der FDP werden Sie in diesem Land keine Regierung gegen einen Wahlsieger bilden können.“ Ab welchem Ergebnis man allerdings wirklich von einem Wahlsieger sprechen könne, werde man sich anschauen.

KN

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