Weniger Anmeldungen für Gymnasien in Schleswig-Holstein
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Schülerinnen und Schüler schreiben ihre Abiturprüfung. Erstmals seit langem gehen in Schleswig-Holstein die Anmeldungen für die Gymnasien zurück.
© Quelle: Holger Hollemann/dpa
Kiel. G9 treibt noch mehr Schüler im Norden auf die Gymnasien – so lauteten skeptische Prognosen. Zumindest für das nächste Schuljahr sind sie nicht eingetreten: Erstmals seit langem sinkt in Schleswig-Holstein die Zahl der neuen Schüler an den Gymnasien. Dorthin werden zum neuen Schuljahr 10.344 Fünftklässler wechseln und damit 5,7 Prozent weniger als im laufenden Schuljahr.
Diese Zahlen erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus dem Bildungsministerium. Demnach gehen 44 Prozent des Jahrgangs ans Gymnasium, nach mehr als 46 Prozent im Vorjahr. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) begründete die gesunkenen Anmeldezahlen für die 99 Gymnasien mit einer gut funktionierenden qualifizierten Beratung: Die Lehrer ermöglichten den Eltern damit eine realistische Einschätzung der Leistungen ihrer Kinder und viele Eltern ließen sich davon auch überzeugen.
Wieder Schulartempfehlung
Es gibt auch wieder eine Schulartempfehlung seitens der Schule. „Die Eltern haben aber immer noch einen Spielraum und die freie Schulwahl gibt es ja nach wie vor“, sagte Prien. „Ich bin den Lehrkräften ausdrücklich dankbar dafür, dass sie die Beratungsleistung wieder so beherzt angegangen sind, nachdem es jahrelang auch eine Verunsicherung gegeben hatte, ob überhaupt eine Empfehlung abzugeben war.“
4578 Schüler und damit 4,3 Prozent mehr Mädchen und Jungen lernen von August an auf einer Gemeinschaftsschule mit Oberstufe. Die Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe verbuchen ein Plus um 3,4 Prozent auf 8604. Damit wechseln insgesamt 23 526 Mädchen und Jungen auf eine weiterführende Schule, 156 weniger als im Vorjahr.
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Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU).
© Quelle: Carsten Rehder/dpa
Weniger Anmeldungen trotz G-9-Rückkehr
Mit der Rückkehr zum Gymnasium nach neun Jahren zum Schuljahr 2019/2020 waren Befürchtungen aufgekommen, dies könne einen weiteren Run auf die Gymnasien auslösen. Dies hat sich derzeit nun nicht bestätigt. Dazu hat aus Priens Sicht auch beigetragen, dass an den Grundschulen intensiver über die ganze Breite des Bildungssystems, über seine Durchlässigkeit und über die Möglichkeiten der dualen Ausbildung berichtet werde.
Kinder und Jugendliche sollten nicht einseitig festgelegt werden auf einen Weg zu Gymnasium und Studium, sagte Prien. 2018 habe sich seit Jahren auch das erste Mal die Zahl der Ausbildungsverträge mit den Betrieben wieder erhöht, und zwar um 3,7 Prozent. „Das ist eine gute Nachricht im Blick auf den Fachkräftemangel.“
Unterschiedliche Entwicklungen in Schleswig-Holstein
Die Anmeldungen zu den weiterführenden Schulen haben sich im Land regional sehr unterschiedlich entwickelt. So gab es im Kreis Plön, in Kiel und in Neumünster klar zweistellige Rückgänge bei den Gymnasien, in Schleswig-Flensburg und Steinburg dagegen sogar Zuwächse. „Das zeigt, dass die Eltern von ihrem Wahlrecht weiter munter Gebrauch machen“, sagte die Ministerin. Eltern reagierten auch sehr aufmerksam, wenn sich eine Schule gerade einen besonders guten Ruf erarbeitet hat und eine andere schlechter beleumundet sei. Dies werde auch genau analysiert.
„Wir haben in Schleswig-Holstein ein wirklich stabiles Zwei-Säulen-System mit den Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen“, resümierte Prien. Auch die Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe hätten sich gut entwickelt.
dpa/RND