Kritik an WM-Gastgeber Katar

Human Rights Watch: Fifa muss Verantwortung für Arbeiter in Katar übernehmen

Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, stellt klare Forderungen an die Fifa.

Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, stellt klare Forderungen an die Fifa.

Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, hat den Fußball-Weltverband bei der Einrichtung eines Entschädigungsfonds für Opfer auf Baustellen für die Weltmeisterschaft in Katar in die Pflicht genommen. „Die Fifa muss in die Bresche springen. Dort können sie nicht einfach sagen: Wenn die Regierung nicht mitmacht, entziehen wir uns der Verantwortung“, sagt Michalski dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND).

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Gemeinsam mit Amnesty International fordert die Menschen­rechts­organisation eine Zahlung von 440 Millionen Euro. Das Wüstenemirat und die Fifa sollen für die Gastarbeitenden aufkommen, die auf WM‑Baustellen ausgebeutet wurden oder ums Leben kamen. Die Summe entspricht den Preisgeldern für die an der WM teilnehmenden 32 National­mannschaften. „Es geht nicht nur um die Toten beim Stadionbau, sondern insgesamt bei der Errichtung der Infrastruktur für die WM“, betont Michalski.

„Es sollte offensichtlich sein“: Journalisten in Arbeitergegend von Doha unter Beobachtung

Bei einer Journalistenreise in Katars Hauptstadt Doha wurde RND-Reporter Roman Gerth bei seiner Arbeit verfolgt.

Katars Arbeitsminister Ali bin Samich Al Marri hatte die Forderung nach einem Entschädigungs­fonds jüngst als „Werbegag“ bezeichnet. „Jeder Tod ist eine Tragödie“, räumte Al Marri ein, betonte aber: „Es gibt keine Kriterien, um diese Fonds einzurichten. Wo sind die Opfer? Haben Sie die Namen der Opfer? Wie kommen Sie an diese Zahlen?“ Von Human Rights Watch gibt es kurz vor dem WM‑Start daher noch einmal eine klare Forderung in Richtung der Fifa. „Das ist nicht nur eine moralische, sondern eine rechtliche Verpflichtung. Der Arbeitgeber muss aufkommen für Familien der Arbeitnehmer, die verstorben oder nun arbeitsunfähig sind.“

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Offiziell drei Todesfälle auf WM‑Baustellen

Nach offiziellen Angaben des Organisations­komitees soll es auf Stadionbaustellen drei Tote gegeben haben. Zudem ist von 37 weiteren Todesfällen die Rede, die als „Non-Work-Related“ benannt werden, also dem Ausrichter zufolge nicht in direkter Zusammenarbeit mit den Bauarbeiten gestanden haben sollen. Einem Bericht der englischen Tageszeitung „Guardian“ von Anfang vergangenen Jahres zufolge seien seit der Turniervergabe 2010 mehr als 6500 Wanderarbeitende aus Indien, Pakistan, Nepal und Bangladesch gestorben.

Die WM in Katars Hauptstadt Doha startet am 20. November, das Finale findet am 18. Dezember statt. Das Wüstenemirat steht nicht nur wegen des Umgangs mit Wander­arbeitenden, sondern auch mit Blick auf die Rechte von Frauen und der LGBTQ+-Community heftig in der Kritik.

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