Corona-Talfahrt im Sport gestoppt: Kinder kehren in die Vereine zurück
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Endlich wieder Bewegung bei Eltern-Kind-Turnen und Co.: Der Landessportverband verzeichnet einen starken Zuwachs bei den Unter-Sechsjährigen.
© Quelle: Ulf Dahl
Kiel. Damit hatten selbst die Verantwortlichen des Landessportverbandes (LSV) nicht gerechnet: Die Talfahrt in den Sportvereinen Schleswig-Holsteins ist gestoppt, besonders Kinder und Jugendliche sind im vergangenen Jahr in die Vereine zurückgekehrt. Insgesamt vermeldet der LSV im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 15 849 auf 763 840 Mitglieder (+ 2,12 Prozent). Besonders rasant ist der Zuwachs bei den Unter-Sechsjährigen um 13,8 Prozent auf 55 652.
Organisierter Sport fast wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie
Damit hat der organisierte Sport in Schleswig-Holstein fast wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Zum 1. Januar 2020 waren 773 075 Menschen im Land Mitglied in einem Sportverein. „Die aktuellen Zahlen haben uns nach zuletzt vielen Grautönen wirklich überrascht“, sagte LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen am Mittwoch. „Die Kleinen haben während Corona besonders gelitten. Zum Glück haben die vielen kreativen Ideen bis in die kleinsten Dörfer hinein ihre Wirkung nicht verfehlt.“ Zu den Vereinsmitgliedern kommen laut einer Studie der Kieler Christian-Albrechts-Universität rund 250 000 Aktive, die in Kursen oder Kurzzeitmitgliedschaften nicht fest erfasst werden. „Damit bewegen wir weiterhin rund eine Million Menschen“, so Tiessen.
Wie ein positiver Jojo-Effekt: Das während der Corona-Pandemie entstandene Vakuum mit einem Rückgang auf nur noch 44 050 Mädchen und Jungen im Alter zwischen null und sechs Jahren Anfang 2021 wird nun in großen Schritten wieder gefüllt. Auch die Gesamtzahl an Kindern und Jugendlichen im Alter bis 18 Jahren entwickelt sich mit einem Plus von 4,92 Prozent auf 261 488 positiv. Bei den Erwachsenen ist mit 0,76 Prozent nur ein moderates Wachstum zu verzeichnen.
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120 Kooperationen zwischen Vereinen und Kitas
Sportjugend-Geschäftsführer Carsten Bauer sieht insgesamt einen „großen Vertrauensbeweis“ bei Kindern und Jugendlichen und ihren Familien und freut sich, dass die Bemühungen seitens des LSV Früchte tragen: „Es gab im Jahr 2022 insgesamt 120 geförderte Kooperationen von Sportvereinen mit Kindertagesstätten. Das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch darum haben wir nach der Corona-Delle jetzt sogar mehr Kinder in den Vereinen als vor der Pandemie.“ Hinzu kommen rund 500 Kooperationen in dem LSV-Projekt „Schule und Verein“.
Einen Mitgliederrückgang um 1,23 Prozent oder 2195 Mitglieder gibt es lediglich in der Altersgruppe der 41- bis 60-Jährigen. „Bei den Jüngeren ist genau das eine Phase, in der familiär und beruflich viel passiert. Außerdem hören viele Mannschaftssportler auf und – besonders Männer – trauen sich nicht an Folgeangebote“, erklärt LSV-Geschäftsführer Thomas Niggemann.
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Nach „vielen Grautönen“ zum Jahreswechsel hatten sie wieder positive Zahlen zu vermelden (von links): Carsten Bauer (Geschäftsführer Sportjugend SH), LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen sowie Thomas Niggemann (LSV-Geschäftsführer Vereins- und Verbandsentwicklung/Breitensport).
© Quelle: Ulf Dahl
Die steigenden Zahlen bedeuten indes nicht nur positive Folgewirkungen. Bei so vielen Sportlerinnen und Sportlern bedarf es einer ebenso steigenden Zahl an Übungsleiterinnen und Übungsleitern sowie zusätzlicher Hallenzeiten. Doch da schlagen die Vereine fortwährend Alarm. Es haben „während der Pandemie Gelegenheiten gefehlt, potenzielle Ehrenamtler anzusprechen und zu gewinnen“, berichtet Thomas Niggemann. Und auch zum Sanierungsstau bei Sportstätten hat sich der LSV positioniert. LSV-Präsident Tiessen: „Wir werden nicht müde, das Thema bei der Politik zu platzieren.“