Deutschland erreicht WM-Halbfinale
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Deutschlands Fabian Wiede jubelt beim Spiel gegen Kroatien.
© Quelle: dpa
Köln. Das Wintermärchen nimmt Gestalt an. Deutschland hat sich bei der Handball-Weltmeisterschaft durch ein am Ende dramatisches 22:21 (11:11) gegen Kroatien vorzeitig für das Halbfinale am Freitag in Hamburg qualifiziert. Ausschlaggebend waren am Ende eine Abwehr in Weltklasse-Form sowie der starke Berliner Fabian Wiede (6 Tore).
Vor dem Anpfiff singen De Höhner
Endspielatmosphäre in Köln: Vor dem Anpfiff singen De Höhner erst „Wenn nicht jetzt, wann dann“, dann „Komm wir halten die Welt an, um Geschichte zu schreiben“. Geschichte schreiben wollen beide Kontrahenten. Die Arena ist bereit für das große Dezibel-Drama. Andi Wolff hat den bösen Blick, 1000 Kroaten auf den Rängen stemmen sich gegen die Wucht des Gastgebers, und dann geht es los. Der Olympiasieger von 1996 und 2004 muss auf seinen Regisseur Luka Cindric verzichten, tritt arg geschwächt an. Der 25-Jährige vom polnischen Meister KS Vive Kielce fällt aufgrund einer Beinverletzung für den Rest des Turniers aus. Bundestrainer Christian Prokop setzt hinten wie vorne auf den Berliner Fabian Wiede und wird nicht enttäuscht, auch wenn beiden Mannschaften offensiv zunächst noch nicht allzu viel einfällt. Darum helfen die Kieler Patrick Wiencek (pusht das Publikum) und Andreas Wolff (Doppelparade/9.) nach, fordern den „achten Mann“.
Strobel zieht sich einen Kreuzbandriss zu
Wenige Sekunden später dann der Schock. Spielmacher Martin Strobel verdreht sich bei einer Körpertäuschung das Knie, muss aus der Halle getragen werden. Später stellt sich heraus: Innenbandriss mit Verdacht auf Kreuzbandriss. Kann die Nationalmannschaft das verkraften? Sie kann. Es ist der erwartete Kampf. Paul Drux ersetzt Strobel in der Mitte, Wiede bleibt auf Halbrechts. Nach einer Viertelstunde die folgerichtige Umstellung auf ein 3:2:1 in der Deckung. Mit Erfolg: Hendrik Pekeler mit dem Steal, mit dem Tempogegenstoß, mit der 8:7-Führung (21.). Es hagelt Zeitstrafen. Wieder pfeift das dänische Gespann Gjeding/Hansen – wie im Eröffnungsspiel gegen Korea. Kroatien hat Domagoj Duvnjak, der erst blass bleibt, dann mit Gewalt trifft. 11:11 zur Pause – alles auf Anfang. Geschichte schreiben. Nach der Pause trumpft Fabian Böhm mit den ersten beiden Toren auf. Der Hannoveraner harmoniert mit Fabian Wiede und Kai Häfner im Rückraum, blockt hinten stark gegen Ivan Sliskovic, zieht im Angriff die gegnerische Abwehr hinter sich, bringt Häfner hinter den vorgezogenen Kroaten David Mandic. Wiede trifft zum 18:15 (46.). Jetzt ist alles möglich.
Neun Minuten ohne deutsches Tor
Doch der Vier-Tore-Vorsprung kommt nicht. Böhm sieht Matthias Musche, der den glücklosen Uwe Gensheimer abgelöst hat – vorbei (49.). Wolff pariert frei gegen Manuel Strlek (51.), im Gegenzug scheitert jedoch Jannik Kohlbacher an Marin Sego im kroatischen Tor. Es folgen technische Fehler, Ballverluste, Deutschland trifft nicht mehr. Die Außen haben einen Tag zum Vergessen. Patrick Groetzki schreibt hier keine Geschichte – Grütze! Holt der Bundestrainer jetzt Tobias Reichmann in den Kader? Gensheimer kehrt zurück – und verwirft (54.). Aus dem 18:15 wird ein 18:19 (55.). Neun Minuten lang fällt kein deutsches Tor. Der starke Wiede bricht den Bann (19:19/56.). Wolff pariert – ausgerechnet gegen Duvnjak(59.), Pekeler trifft im Gegenstoß, und dann sieht Wiede Gensheimer, und der macht mit dem 22:20 (60.) alles klar. Es wird hektisch! Es reicht! Die Mannschaft tanzt auf dem Parkett. „Geil!“, jubelt Hendrik Pekeler. Patrick Wiencek stemmt DHB-Vize Bob Hanning in die Luft. Halbfinale! Wintermärchen? „Ich bin glücklich. Das war heute eine ganz harte Prüfung“, sagt Bundestrainer Christian Prokop. „So eine Drucksituation zu bestehen, darauf bin ich unheimlich stolz.“