Günter Schöning hört als Vorsitzender beim Sportverband Kiel auf

Wir sind mit Günter Schöning im Vereinsheim des Kieler Kanu-Klubs im Nachgang seines 80. Geburtstags verabredet, den er am 2. April feierte. „Wollen Sie etwas trinken? Tee, Kaffee, Wasser, Brause? Wir haben alles da?“ Schöning bewegt sich hinter dem Tresen des Klubraums am Düsternbrooker Weg 46, als stünde er in seiner eigenen Küche. Und irgendwie tut er das auch. Der Klub ist ein Stück Zuhause. Seit 1960 ist er Teil des Kieler Kanu-Klubs (KKK). „Damals bestand die Fläche hier nur aus aufgeschüttetem Kriegsschutt.“ Schöning deutet aus der Fensterfront Richtung Kiellinie. „Bis zum Düsternbrooker Weg stand Wasser. So kenne ich das noch.“ Wer in Schleswig-Holstein im Kanusport aktiv ist, hat diesen höchstwahrscheinlich nie ohne Günter Schöning erlebt. Vor gut 60 Jahren war er dem Ruf seines sechs Jahre älteren Bruders Volkmar zum KKK gefolgt. „Über ihn bin ich zum Kanurennsport gekommen. Er war für mich das Vorbild.“ Beide fuhren zusammen den Kajak-Zweier, gehörten national und international zu den Besten. Später fuhr Schöning im Einer, wurde Militär-Vizeweltmeister, startete sogar 2009 noch bei den Oldies im ICF Masters in Tschechien. Nach seiner aktiven Zeit, blieb er dem Kanu(-Sport) erhalten. „Es gibt viele Menschen, die dann einen Schnitt machen. Aus dem Verein austreten. Das wars. Aber das ist nicht meine Art.“ Schöning wurde Pressewart beim KKK, später Sportwart, Vorsitzender (1989 – 2007), Ehrenmitglied. „Ich bin nicht hinterhergelaufen. Mir wurde das angetragen. Und dann wollte ich das nicht halb ausfüllen, sondern ganz.“ Ganz oder gar nicht, ein Wesenszug, dem Schöning wohl zu verdanken hat, dass aktuell ein Gehstock sein ständiger Begleiter ist. Mit einer Jugendgruppe des Landes-Kanu-Verbands fährt er seit 35 Jahren zur „Schneezeit“ nach Sunne in Schweden. Bei Langläufen arbeiten die Sportler an ihrer Kondition. Lesen Sie auch:Modellprojekte Sport: So reagieren die betroffenen Vereine Auch im Januar vergangenen Jahres fuhr Schöning mit. Sein Arzt hatte ihm eigentlich verboten, auf die Bretter zu steigen. Aber eine Skifreizeit ohne Skifahren? „Der bekloppte Schöning konnte es nicht lassen“, sagt er halb amüsiert, halb verärgert über sich selbst. Eine abrupte Bremsung, ein Muskelfaserriss im linken Oberschenkel. Den hat er noch immer nicht auskuriert. „Das dauert mir alles zu lange.“ Der pensionierte Lehrer ist zäh, unermüdlich. Vor allem in seinem Engagement für den Sport, den Leistungssport, aber auch den Breiten- und Freizeitsport. „Innere Einstellung“, nennt Schöning das, was scheinbar immer weniger Menschen haben. Denn in vielen Vereinen sinkt die Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter. „Leider“, sagt Schöning. „Das macht wohl die heutige Zeit“, und fügt an: „Die Familie muss dabei schon mitspielen.“ Bei ihm war das der Fall. Von Vorteil, dass seine Frau Claudia selbst Kanutin war. Und wenn er mal „knatschig“ von einer Verbandssitzung kam, wusste und sagte sie: „Du hörst ja sowieso nicht auf.“ Lesen Sie auch:Sportwissenschaftler: "Sport mit Maske ist eine Option" Doch nun hört er auf. Zumindest beim Sportverband Kiel (SVK). 2010 übernahm Schöning das Amt des Vorsitzenden und damit die Belange von 199 Vereinen mit rund 63000 Mitgliedern und 16 Fachverbänden. „Günter ist ein sehr engagierter Mensch, der kaum Ruhe findet, der immer arbeiten muss für den Sport, für die Sache“, sagt der Zweite SVK-Vorsitzende Bernd Lensch über seinen scheidenden Kollegen. Beim Verbandstag will Schöning sein Amt niederlegen. Aktuell ist der für den 15. Juni geplant. Ob der stattfinden kann? „Wenn nicht, verschieben wir das wieder. Wir wollen das in einer Präsenzsitzung machen.“ Eine klare Ansage von Schöning, der zudem betont: „Beim Landes-Kanuverband geht es weiter. Das mache ich bis zum Schluss“ Wann das sein wird? Im vergangenen Jahr wurde Schöning für vier weitere Jahre bis 2024 wiedergewählt. Eine weitere Amtszeit will er nicht ausschließen. „Eins ist sicher: Wenn ich aufhöre, steht der Nachfolger parat und wird nicht ins kalte Wasser geworfen.“ Sich aus dem Staub machen, sagen: „Das wars“ – das ist eben nicht Günter Schönings Art.

Günter Schöning hört als Vorsitzender beim Sportverband Kiel auf

Günter Schöning hört beim SVK auf

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