Regionalliga Nord

Nach Rassismus-Eklat: NFV fällt Urteil – Coffie: „Ein Schlag ins Gesicht!“

Marcus Coffie, Kapitän von Regionalligist Teutonia 05, zeigte sich fassungslos über die Urteilsbegründung des Sportgerichtes des Norddeutschen Fußball-Verbandes.

Marcus Coffie, Kapitän von Regionalligist Teutonia 05, zeigte sich fassungslos über die Urteilsbegründung des Sportgerichtes des Norddeutschen Fußball-Verbandes.

Bremen/Hamburg. Es lief die 40. Spielminute im Stadion am Panzenberg, als Marcus Coffie, Kapitän von Nord-Regionalligist Teutonia 05, auf Höhe der Mittellinie mit seinem Gegenspieler Nikky Goguadze vom Bremer SV verbal aneinandergeriet. Coffie schubste Goguadze leicht weg, wandte sich dann empört an Assistent Andre Eikens. Kurz darauf drehte sich Coffie ruckartig um, stellte sich Kopf an Kopf mit Goguadze. Was nach einer kurzen, intensiven Rangelei aussah, wie sie Woche für Woche zigfach auf deutschen Sportplätzen stattfindet, war ganz offenbar mehr als das.

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Goguadze soll Coffie, so der Vorwurf, als „N...“ beleidigt haben. Spieler beider Teams trennten die Kontrahenten voneinander, dann machte Teutonia kurzen Prozess. Die Hamburger, die 2:1 führten, verließen den Platz und kehrten trotz mehrerer Versuche der Schiedsrichter, die Partie wieder anzupfeifen, nicht zurück. Der Spielabbruch landete beim Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV).

Verband stellt Rassismus als Abbruch-Grund in Frage

Am Montagabend fällte das sein Urteil, wertete die Begegnung mit 5:0 für den Bremer SV. Teutonia habe absichtlich einen Spielabbruch herbeigeführt, so die Begründung. Sportjuristisch und formal wohl ein richtiger Urteilsspruch – der zeitgleich kein gutes Licht auf den Verband wirft. Denn: In einer von T 05 veröffentlichten Stellungnahme wird auch ein Teil der Urteilsbegründung des NFV zitiert.

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Dort heißt es: „Vorliegend stellt sich jedoch die Frage, ob ein solcher Vorwurf es rechtfertigt, ein Spiel abzubrechen oder dieses nicht fortzusetzen.“ Ähnlich, wenn auch noch platter, hatte NFV-Spielleiter Jürgen Stebani bereits zuvor gegenüber der „Deichstube“ argumentiert. „Wo kommen wir denn hin, wenn diese Methode Schule machen würde?“, so Stebani mit Blick auf das Ottenser Handeln. Eine Relativierung von Rassismus, die nicht nur Teutonia, sondern auch Marcus Coffie sauer aufstößt.

Teutonia 05 wirft NFV Ignoranz im Fall Coffie vor

In einer Stellungnahme kritisiert der Hamburger Klub den Verband scharf. „Die Infragestellung, ob ein Vorfall dieser Art für ein Abbrechen des Spieles ausreichen könne, grenzt nicht nur an Ignoranz, sondern stellt alle bisher getätigten Schritte gegen den Rassismus in ein Licht, in dem diese aussehen wie Maßnahmen, die nur dann gern gesehen werden, wenn sie in die vorherrschenden Umstände von Vereinen oder Verband passen“, heißt es darin. Zudem seien „etwaige Zeugen, die den Vorfall mitbekamen, bei der Urteilsbildung außer Acht gelassen“ worden.

Und: „Der Versuch, eine rassistische Beleidigung mit einer körperlichen Tätlichkeit gleichzusetzen, die eben nicht dazu rechtfertige, das Feld zu verlassen, stellt eine derartige Relativierung des Problems dar, dass diese nicht länger als einfache Fehleinschätzung der Situation verharmlost werden soll“, so Teutonia. Ein Thema wie Rassismus leichtfertig unter dem Versuch der Wettbewerbsverzerrung zu verharmlosen, gleiche einem Angriff auf die Ernsthaftigkeit des Problems.

„Problem in der Gesellschaft“: Coffie zeigt sich empört

Auch Coffie selbst wandte sich via Instagram an die Öffentlichkeit. „Die Entscheidung des Sportgerichtes zeigt mir wieder auf, dass wir ein riesengroßes Problem in unserer Gesellschaft haben“, schrieb der Verteidiger, der in der Saison 2019/20 bei Holstein Kiel unter Vertrag stand, 18 Mal in der U 23 der Störche zum Einsatz kam. „Es ist ein Armutszeugnis, wenn mich Menschen als Lügner beschuldigen oder behaupten, ich hätte mich verhört, oder sonstiges.“

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Ein für sich schon höchst brisantes Thema hat auch direkte sportliche Auswirkungen. Denn die Spielwertung pro Bremer SV hievte diesen von einem direkten Abstiegsplatz in die Relegation gegen Lupo-Martini Wolfsburg und besiegelte den Abstieg der U 23 von Werder Bremen.

KN

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