So fördert Nicola Scholl Handball in Afrika
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Bei den Handball-Turnieren geht es nicht nur um Sport. Auch Themen wie Nachhaltigkeit stehen bei sogenannten „Zero-Waste-Turnieren“ im Fokus.
© Quelle: Play Handball
Kiel. Die Idee der Oldenburgerin ist genau zehn Jahre alt. Als Praktikantin wirkte die heute 37-Jährige an einem Sportentwicklungsprojekt in Südafrika mit. „Die sportlichen Strukturen haben einen positiven Einfluss auf die Gemeinden und die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen dort“, sagt die ehemalige Zweitliga-Handballerin (SC Greven), die auch beim VfL Oldenburg und bei Borussia Dortmund spielte.
So gilt Fußball in Südafrika als Sport für schwarze Jungs, Mädchen spielen in der Regel Netzball oder Hockey, weiße Jungen Rugby. Grenzen, die Scholl gerne abbauen möchte. Aus dieser Erfahrung und der Feststellung, dass der Handballsport in der Fläche des Landes kaum bekannt ist, wuchs nach ihrer Rückkehr nach Deutschland die Idee zu „Play Handball“.
2012 war Nicola Scholl wieder in Südafrika und begann, den Handball-Freiwilligendienst aufzubauen. Seit vier Jahren kommen über das „Weltwärts“-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung regelmäßig deutsche Jugendliche nach Südafrika, um dort Sprache und Kultur kennenzulernen und im Gegenzug als Handballtrainer zu helfen. Gerade wird das Programm auch auf Kenia als Einsatzort erweitert.
Sebastian Hirdes ab September in Kenia
Und es kommt gut an. „Wir haben mehr Anfragen als gedacht“, sagt Cathrin Hirsch, Freiwilligenkoordinatorin bei der Jugend im Ausland, die sich um die Vermittlung der Freiwilligen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren kümmert. Gerade bereitet sich auch Sebastian Hirdes auf seinen Einsatz vor. Der 18-Jährige aus Heikendorf ist einer von drei Pionieren, die Anfang September in Kenia ihren Freiwilligendienst beginnen. Gerade hat er sein Abitur gemacht, aber noch keine konkrete Vorstellung, welchen Beruf er ergreifen will.
„Auf jeden Fall etwas mit Menschen.“ Als er in der Schule vom Handball-Freiwilligendienst hörte, war er sofort Feuer und Flamme. „Das war genau das, was ich machen wollte“, sagt der Handball-Fan, der selbst bisher aber Fußball spielte. Also geht das Pauken für ihn auch nach dem Abi weiter. Nun wälzt er Bücher mit Handball-Grundübungen, um sich auf seine Aufgabe in Kenia vorzubereiten. „Ich bin ja nicht da, um Urlaub zu machen, sondern will wirklich was tun“, sagt er.
Im ostafrikanischen Kenia ist Handball zwar nicht unbekannt, aber als Sportart oft an Unternehmen gekoppelt. „In benachteiligten Gegenden und vor allem für Kinder ist der Zugang schwer“, sagt Nicola Scholl. Deshalb geht es ihr auch darum, den Sport so unkompliziert wie möglich zu machen. „Wir minimieren die Regeln auf ein paar Regeln wie den Kreis, in den man nicht treten darf, und die drei Schritte“, erklärt sie.
"Zero-Waste-Turniere" für mehr Nachhaltigkeit
Play Handball unterstützt in benachteiligten Gegenden lokale Partnerorganisationen durch Trainerworkshops und beim Aufbau von Sportangeboten. Die freiwilligen Helfer trainieren Mädchen und Jungen im Schulsport und Nachmittagsbereich. „Den Eltern fehlt es oft an finanziellen Mitteln oder Motivation, um ihre Kinder zu unterstützen“, sagt Scholl.
Um Kinder aller Hautfarben und Geschlechter zusammenzubringen, organisieren sie und ihre Helfer regelmäßig Turniere, bei denen die Teams nicht nur im Handball gegeneinander antreten. Gleichzeitig nutzen die Organisatoren die Gelegenheit, um Themen wie Nachhaltigkeit ins Bewusstsein zu rücken. Bei den „Zero-Waste-Turnieren“ geht es um Recycling und Abfallvermeidung. „Durch den Sport lassen sich viele Themen gut transportieren“, sagt Scholl, die für ihr Engagement auch von DHB-Präsident Andreas Michelmann gelobt wird. „Dieses Projekt ist vorbildlich“, sagt er.
KN