Deutscher Meister aus Kiel? Nachwuchs-Floorballer machen es gerne spannend
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Fertig machen für die deutsche Meisterschaft: Das U 17-Team der Baltic Storms feilt vor den Titelkämpfen an den Details – auch im Abschluss.
© Quelle: Uwe Paesler
Kiel. Klack, klack, klack. Links, rechts, links. Blitzartig reißt Vincent Scheidner seinen dunklen Schläger mit dem rosafarbenen Griffband im großen Bogen herum. Der Ball? Pendelt am Schläger, klebt dann wieder fest, während die Schaufel des U 17-Nationalspielers über den Boden zischt. Aufwärmen. Für die deutsche U 17-Meisterschaft, die am 10. und 11. Juni in Potsdam stattfindet.
Die Baltic Storms sind eines der sechs Teams, die sich für das Turnier um den Titel der besten Nachwuchsspieler im Land qualifiziert haben. Die Spannung wächst mit jeder Trainingseinheit. „Natürlich ist eine gewisse Nervosität da, aber eher eine positive Vorfreude“, so der 17-Jährige. Allein die Qualifikation für die Endrunde ist ein großer Erfolg. Dort waren die Storms das letzte Mal vor neun Jahren.
Trainerduo über U17-Floorballer: „Der beste Jahrgang, den wir je hatten“
Damals mit auf dem Feld: das heutige Trainerduo Kristoffer Zinke und Martin Kemper, die über ihre Schützlinge sagen: „Das ist der beste Jahrgang, den wir je bei den Storms hatten. Gegen die Jungs und Mädels hätten wir damals keine Chance gehabt.“ Das Floorball habe sich weiterentwickelt – viel mehr Technik, Zweikämpfe, Taktik. „Das sind Welten“, gibt Kemper zu, „von einem 2-2-1-System hatte ich damals noch nie etwas gehört.“
Einen Pfeiler des Storms-Erfolgs bilden die vier Führungsspieler Vincent und Tristan Scheidner sowie Lasse und Lennart Thiesen, die seit Saisonbeginn in zwei Blöcken verteilt auflaufen. Dass mit den Brüderpaaren gleich zwei Zwillingspaare auf dem Feld stehen, ist etwas Besonderes. „Das macht es einfacher, wenn man jemanden aus der Familie auf dem Feld hat“, so Stürmer Vincent Scheidner.
Vor zehn Jahren fing die Gruppe an, in Neuwittenbek Floorball zu spielen, kennt sich seit der Grundschule, harmoniert so auf und neben dem Platz umso besser. Und ist Vorbild und Anlaufstelle für die Jüngeren. Trainer Zinke freut sich über das Teamgefüge, das von Neueinsteiger bis Nationalspieler alles bietet: „Auf persönlicher Ebene passt vieles zusammen. Die Großen nehmen die Kleinen an die Hand, die Kleinen lassen sich aber nicht die Butter vom Brot nehmen.“
Abseits der Feldspieler trainieren die beiden Torhüter, hechten hin und her, gehen wieder zurück auf die Knie, lauern wie eine Katze, die roten und weißen Bälle trotz der Schutzvisiere an den Helmen fest im Blick. Wenige Meter vor ihnen feuert Romy Kränkel die Bälle Richtung Kasten. Noch muss sie wegen eines Muskelfaserrisses kürzertreten, beim Training fehlt sie trotzdem nicht, will in Potsdam wieder fit sein.
Vier Spielerinnen Teil des Floorball-Teams bei den Baltic Storms
Die 15-Jährige ist eine der vier Spielerinnen der Storms, kam durch ihren großen Bruder zum Floorball: „Der hat mich am Anfang geschützt.“ Weil es „echt schwer“ ist, eine Mädchenmannschaft zusammenzubekommen, misst sie sich mit den Jungen. Ein Problem in den direkten Duellen? „In den Spielen gehe ich eher in die Zweikämpfe“, sagt die U 19-Nationalspielerin. „Die Jungs geben dann meist ab dem zweiten, dritten Drittel Gas. Ich mag die Herausforderung.“
Herren abgestiegen, „größer Knackpunkt“ Hallenzeiten: „Irgendwann kommst du an deine Grenzen“
Nach Herausforderungen sucht auch Vincent Scheidner, trainiert ab der kommenden Saison beim Bundesligisten ETV Piranhhas in Hamburg. Trotz seines jungen Alters liefen er und vier Mitspieler bereits in der Zweiten Bundesliga für die Herrenmannschaft auf, die in diesem Jahr als abgeschlagener Tabellenletzter allerdings den Gang in die Regionalliga antreten muss. „Nicht die schönste erste Herrensaison, die man haben kann“, gibt Zinke zu. Zumal die Trainingsvoraussetzungen für den talentierten Floorball-Nachwuchs in Kiel schwierig seien. Zu kleine Hallenabschnitte, nur eine regelmäßige Trainingszeit im Winter, dem Höhepunkt der Saison. „Das ist der größte Knackpunkt bei uns. Irgendwo kommst du da im Wachstum an deine Grenzen.“
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Stille. Dann ein schriller Pfiff. Die Schläger schlagen aufeinander, Schuhe quietschen. Reihe grün spielt gegen Reihe schwarz, das Abschlussspiel läuft. Details werden über den Meistertitel entscheiden. Ob die Storms auch dort wieder ein gesundes Nervenkostüm brauchen? Beim Qualifikationsturnier gingen die entscheidenden drei Spiele allesamt in die Verlängerung, keines verloren die Kieler. Coach Zinke sagt: „Es braucht oft viel Spannung. Aber aufgeben tut bei uns keiner.“
KN