Serbien

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat angekündigt, die Führer Serbiens und des Kosovos zu Gesprächen nach Brüssel einladen zu wollen. Borrell fordert eine „sofortige Deeskalation und Neuwahlen im Norden“. Bisher gab es keine Annäherungen in dem immer wieder neu aufflammenden Konflikt – und auch jetzt gibt es wenige positive Zeichen.

Mitten im Ukraine-Krieg droht die Eskalation eines weiteren Dauer­konflikts in Europa. Im serbisch besiedelten Gebiet im Kosovo ist es wieder zu einer gefährlichen Situation gekommen. Brüssel und Washington dringen auf Entspannung und würden sogar eine Teilung des Kosovo in Kauf nehmen – doch die ist mit dem kosovarischen Regierungschef nicht zu machen.

Erneut gehen in Serbien Zehntausende auf die Straße. Hintergrund sind die häufigen gewaltvollen Ausschreitungen in dem Balkanstaat. Die Protestierenden fordern den Rücktritt von Präsident Aleksandar Vucic, dem sie vorwerfen, den Hass zu schüren.

Zwei Amokläufe erschütterten im Mai die serbische Gesellschaft. Die Regierung entschloss sich, die Abgabe von illegalen Waffen für einen gewissen Zeitraum anonym und straffrei zu machen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger folgten dem Aufruf.

Seit Tagen protestieren serbische Demonstranten gegen die Einsetzung von albanischen Bürgermeistern in Gemeindeparlamenten im Nordkosovo. Die Unruhen sind Folge eines lange schwelenden Konflikts. Die Bürgermeister müssen zurückgezogen werden, fordert die serbische Botschafterin in Berlin, Snezana Jankovic.

In Kosovo ist nach den anhaltenden Konflikten mit einigen aufständischen Serben keine Beruhigung in Sicht. Nach erneuten Protesten schickt die Nato mehr Truppen in den Westbalkan. Zudem ruft US-Außenminister Antony Blinken alle Seiten zur Mäßigung auf.

Nach den jüngsten schweren Ausschreitungen im serbisch bevölkerten Norden des Kosovo hat die Nato beschlossen, die Friedensmission in der Region aufzustocken. Das erklärte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Demnach sollen 700 weitere Soldaten für den westlichen Balkan entsendet werden.

Der im Auftrag der Internationalen Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina zuständige deutsche Politiker Christian Schmidt ruft nach den Ausschreitungen im Kosovo zum Dialog auf. „Am wichtigsten sind jetzt Frieden und Stabilität“, sagte Schmidt mit Blick auf eine mögliche Eskalation. Der FDP-Balkanexperte Thomas Hacker nannte die Angriffe auf KFOR-Soldaten beispiellos und forderte Konsequenzen.

Bei einer Demonstration der serbischen Minderheit im Norden des Kosovos werden auch internationale KFOR-Soldaten verletzt. Der Kosovo-Konflikt wird durch zündelnde Politiker vor Ort geschürt, durch Russlands Einflusssphärenpolitik befördert und durch die Gutgläubigkeit der EU am Leben gehalten. Es ist eine Mischung, die verzweifeln lässt, kommentiert Daniela Vates.

Bei Zusammenstößen zwischen militanten Serben und der Schutztruppe KFOR im Nord-Kosovo sind am Montag rund 80 Menschen auf beiden Seiten verletzt worden. Am Dienstagmorgen haben sich erneut Serben zu Protesten versammelt.

Vergangene Woche hatten ethnische Serben versucht, neu gewählten Vertretern im Norden des Kosovos den Zugang zu Regierungsgebäuden zu blockieren. Am Montag eskaliert die Lage weiter.

Die kosovarische Polizei hatte Tränengas gegen eine Menschenmenge eingesetzt, die den Einzug eines neuen, kosovoalbanischen Bürgermeisters verhindern wollten.

Nachdem Anfang des Monats an einer Grundschule in Belgrad zehn Menschen getötet wurden, ist die Polizei besonders wachsam. Nun gab es Bombendrohungen gegen 115 Schulen in der serbischen Hauptstadt. Gebäude wurden durchsucht, bislang ohne Ergebnis – doch die Menschen sorgen sich um die Sicherheit.

Serbien schickt in diesem Jahr den Sänger Luke Black mit dem Song „Samo mi se spava“ ins ESC-Rennen. Was ist vom serbischen Beitrag zu erwarten? Hier ist der Schnellcheck.

Eine neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt, dass die Länder Südosteuropas besonders anfällig für russische Propaganda sind. Das hat zum Teil mit der gemeinsamen kommunistischen Vergangenheit zu tun, aber auch noch andere Ursachen.