49-Euro-Ticket steht auf der Kippe: Verkehrsunternehmen sehen „nicht absehbares finanzielles Risiko“
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Ein Fahrkartenautomat der Deutschen Bahn steht an einem Bahnhof (Symbolbild).
© Quelle: Moritz Frankenberg/dpa/Symbolbil
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat die Einführung des von Bund und Ländern beschlossenen 49-Euro-Tickets für den Nahverkehr infrage gestellt. Die wesentliche Grundvoraussetzung für die Einführung des Tickets sei, „dass die damit verbundenen Einnahmeverluste und Zusatzkosten vollständig und dauerhaft von Bund und Ländern ausgeglichen werden“, teilte VDV-Präsident Ingo Wortmann am Mittwoch mit. „Da das auf Basis der aktuellen Beschlüsse noch nicht der Fall ist, entsteht für die Branche ein nicht absehbares finanzielles Risiko“, betonte er. „Es ist unternehmerisch daher momentan nicht zu verantworten, ohne flankierende politische Beschlüsse zur Finanzierung die Einführung des Deutschlandtickets voranzutreiben.“
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Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen.
© Quelle: VDV
Das 49-Euro-Ticket – auch Deutschlandticket genannt – soll so bald wie möglich das im Sommer ausgelaufene 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ersetzen. Bund und Länder hatten sich vergangene Woche nach monatelangem Ringen auf die Finanzierung des Angebots geeinigt. Neben einer Erhöhung der sogenannten Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund den ÖPNV in den Ländern mitfinanziert, zahlen Bund und Länder dafür jeweils 1,5 Milliarden Euro.
49-Euro-Ticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets
Aus Sicht der Branche, die die Einführung des Tickets grundsätzlich begrüßt, reicht das nicht aus. Der Verband kritisiert, dass einst von den Ländern ins Spiel gebrachte Maßnahmen im Bund-Länder-Beschluss nicht enthalten sind: dass das Ticket mit der Zeit teurer wird und dass Bund und Länder sich verpflichten, weitere Mittel nachzuschießen, um Einnahmeverluste auszugleichen. Im aktuellen Beschluss heißt es lediglich: „Über die darüber hinausgehende weitere Entwicklung der Regionalisierungsmittel und des Deutschlandtickets für die Zeit ab 2025 werden Bund und Länder Ende 2024 sprechen.“ Die Branche wolle zügig Klarheit für die Fahrgäste schaffen, akzeptiere aber keine Risikoübernahme zu eigenen Lasten, schreibt der VDV im Präsidiumsbeschluss, der dem RND vorliegt.
Wortmann warnte: „Einen Verlust können weder die Verkehrsunternehmen noch ihre Aufgabenträger, wie zum Beispiel Städte und Gemeinden, aus eigenen Mitteln ausgleichen.“
Bund und Länder einig: Das 49-Euro-Ticket kommt
Nach langem Streit haben sich Bund und Länder auf eine Finanzierung des Nahverkehrs verständigt.
© Quelle: dpa
Die Chefin der Verkehrsministerkonferenz, die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne), teilte auf RND-Anfrage mit: „Ich kann die Besorgnisse der Verkehrsverbünde nachvollziehen, aber genau deswegen laufen derzeit noch die Verhandlungen mit dem Bundesverkehrsminister zur exakten Finanzierung und Umsetzung.“ Sie werde das Thema noch mal auf die Tagesordnung der Sonderverkehrsministerkonferenz Ende dieses Monats setzen.
RND/sic/mnd/dpa