Aktenvernichter, Hantelbank, Massagesessel: Wirecard-Überreste kommen unter den Hammer

Befindet sich in einer bedrohlichen Krise: Der Zahlungsdienstleister Wirecard in Aschheim bei München.

Nach der Wirecard-Insolvenz kommt nun das Inventar unter den Hammer.

„Keine Selbstbedienung“ steht auf dem DIN-A4-Zettel, der am Eingang des Postraumes von Wirecard hängt. Dabei war Selbstbedienung jahrelang Teil des Systems von Wirecard. Gefälschte Bilanzen, ungedeckte Kredite und Geld, das in die Taschen einiger weniger Manager an der Konzernspitze fließt. Nachdem der ganze Schwindel aufflog, brach Wirecard im Sommer 2020 wie ein Kartenhaus zusammen. Übrig geblieben sind verwaiste Büros, deren Einrichtung jetzt unter den Hammer kommt. Inklusive der Poststelle, an der in großen Worten der Zettel „Keine Selbstbedienung“ hängt.

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Mehr als 6000 große und kleine Gegenstände haben sich laut dem Auktionshaus Hämmerle in den Räumen des einstigen Dax-Konzerns befunden. Da wären einmal zahlreiche Grünpflanzen, die auf den Fotos längst ihre Köpfe hängen lassen. Dutzende Schreibtische, Bürostühle und meterlange Besprechungstische, wahlweise mit Holzdekor oder in einfachem Grau, dazu fünf Aktenvernichter. Wenn sie sprechen könnten, würden sie wohl so manche brisanten Details des Skandalkonzerns erzählen können.

Die Mindestgebote für ein Stück Wirecard-Geschichte reichen von 10 Euro für eine inzwischen bräunliche Grünpflanze (der Kunststofftopf ist inklusive) bis hin zu 2800 Euro für ein Paket aus 25 Schreibtischen. Einige der Tische sind noch originalverpackt. Offenbar ist das System Wirecard noch früher in sich zusammengebrochen als die Verantwortlichen geglaubt hatten.

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Die übrigen Gegenstände der Versteigerung zeichnen ein ungewöhnliches Bild für ein Unternehmen, dem Luftbuchungen in großem Stil vorgeworfen werden. Neun Profikaffeemaschinen von WMF, wie sie sonst nur in der Gastronomie anzutreffen sind, suchen einen neuen Besitzer. Der Neupreis des heute erhältlichen Nachfolgemodells liegt bei rund 8000 Euro. Auch vier große Nespresso-Kaffeemaschinen waren bei Wirecard im Einsatz – ihr Neupreis liegt ebenfalls bei mehreren Tausend Euro.

Koffein und Krafttraining standen offenbar hoch im Kurs. Denn auch ein üppig eingerichteter Kraftraum kommt jetzt unter den Hammer. Die Fitnessausstattung reicht von Klimmzugmaschinen und Crosstrainer bis hin zu Laufbändern und Rudergeräten. Zugegeben, die an mehreren Stellen aufgerissene Hantelbank hat schon bessere Zeiten gesehen, passt aber vielleicht gerade deswegen irgendwie zu Wirecard. Ansehnlicher dagegen der Boxsack, der von der Decke des hauseigenen Fitnessstudios baumelt. So unbeschadet wie er auf den ersten Blick aussieht, hat an ihm offenbar nur selten jemand Wut abgelassen.

Ganz nach Silicon-Valley-Manier, gab es beim Zahlungsdienstleister aus Aschheim auch eine Tischtennisplatte und einen Tischkicker, die jetzt versteigert werden. Besonders beliebt ist bei der Auktion des Wirecard-Inventars aber der Shiatsu-Massagesessel. Ob sich hier schon der Wirecard-Chef massieren ließ? Einst lag der Mindestpreis für den Sessel bei 300 Euro, inzwischen gibt es Gebote in Höhe von 1500 Euro.

Wer den Zuschlag erhält, entscheidet sich aber erst am 3. Februar. Solange laufen die Auktionen der Wirecard-Überreste noch. Der Erlös dürfte in die Insolvenzmasse eingehen – immerhin hatten nach Zusammenbruch des Wirecard-Konzerns mehr als 11.000 Gläubiger Ansprüche in Höhe von rund 12 Milliarden Euro angemeldet. Die Versteigerung von ein paar Kaffeemaschinen und einem Massagesessel dürften also nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.

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