Jeder zweite Neuwagen hat einen Elektromotor
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Plug-in-Hybride erlebten im Dezember noch einmal einen Boom.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Der Verbrennungsmotor ist auf dem deutschen Automarkt auf dem Rückzug. Nur jeder zweite Neuwagen wurde im vergangenen Jahr mit reinem Benzin- oder Dieselantrieb verkauft. Der Rest verließ sich ganz oder teilweise auf einen Elektromotor. Experten bezweifeln allerdings, dass sich der Trend nahtlos fortsetzt: Mit dem Jahreswechsel wurden die Zuschüsse beim Kauf von Elektroautos deutlich gekürzt.
Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden 2022 in Deutschland rund 860.000 Benziner und rund 470.000 Dieselfahrzeuge verkauft, das waren rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Beide Kategorien zusammen bringen es auf die Hälfte der Neuzulassungen. Die andere Hälfte entfällt auf reine Elektroautos sowie Hybridfahrzeuge mit und ohne Lademöglichkeit der Batterie.
Zwei Monate haben das Autojahr gerettet
Die Torschlusspanik in den letzten beiden Monaten vor der Förderkürzung hat das Autojahr noch einigermaßen gerettet. Im Dezember wurden in Deutschland 314.318 neue Pkw verkauft, 38 Prozent mehr als im gleichen Monat des Vorjahrs. Auch im November hatte das Wachstum bei rund einem Drittel gelegen. Von einem „versöhnlichen Jahresende“ sprach Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) - „auch wenn der Markt insgesamt deutlich unter den Erwartungen blieb“.
Nur dank des Endspurts wurde das sehr schwache Vorjahr übertroffen. Das KBA hat in den zwölf Monaten 2,6 Millionen Neuzulassungen gezählt, das waren 1,1 Prozent mehr als 2021. Es ist allerdings nur ein kleiner Schritt aus einem tiefen Keller. In früheren Jahren waren es in der Regel mehr als drei Millionen Neuwagen. An dem Einbruch ist nicht fehlende Nachfrage schuld, sondern knappes Angebot: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 haben zunächst Lockdowns bei Herstellern und Händlern und später Lieferengpässe bei Bauteilen die Produktion gebremst. Kundinnen und Kunden warten zum Teil mehr als ein Jahr auf ihr neues Auto, der Auftragsbestand der Hersteller ist nach einer Analyse der DZ Bank etwa doppelt so hoch wie in normalen Jahren.
War der Dezember ein Strohfeuer?
Dennoch sind Experten mit Blick auf die nächsten Monate skeptisch. Der „extrem starke Dezember“ werde sich in den nächsten Monaten als „Strohfeuer“ erweisen, sagt Peter Fuß, Branchenexperte bei der Unternehmensberatung EY. Er sei allein den E-Autos und damit zum großen Teil der Förderung zu verdanken gewesen. Nach seinen Angaben verdoppelte sich im Dezember der Absatz an reinen Elektroautos ebenso wie der von Plug-in-Hybriden.
In den letzten vier Wochen des Jahres kamen 104.325 reine E-Autos auf die Straße und 69.801 Plug-in Hybride, die Verbrennungsmotor und einen E-Antrieb mit aufladbarer Batterie kombinieren. Zusammen hatten sie im Dezember einen Marktanteil von 55 Prozent. „Allerdings wird die Situation im neuen Jahr wohl ganz anders aussehen“, sagt Fuß. Seit dem Jahreswechsel gibt es keinen Zuschuss mehr beim Kauf eines Plug-in-Hybrids, für die reinen E-Autos wurde er deutlich gekürzt.
Die Oberklasse boomt weiter
Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagt deshalb bereits einen Einbruch bei der Elektromobilität voraus. Ganz so pessimistisch ist Fuß nicht, aber auch er rechnet „mit einem Rückgang der Plug-in-Verkäufe und einem Dämpfer bei Elektroautos“. In der Oberklasse würden die E-Autos aber weiter boomen, weil die staatliche Förderung dort ohnehin keine Rolle spiele.
Der Durchbruch für die E-Autos hat auch die CO2-Bilanz etwas aufgebessert. Der durchschnittliche Neuwagen des vergangenen Jahres stößt nach KBA-Zahlen 109,6 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus. Im Vorjahr waren es noch durchschnittlich 118,7 Gramm. Allerdings hat diese Bilanz zwei Schönheitsfehler: Zum einen stoßen Plug-in-Hybride je nach Fahrgewohnheiten im Alltag oft mehr CO2 aus als nach der Testnorm - deshalb werden sie auch nicht mehr gefördert. Zum anderen kommt der Strom für die E-Autos immer noch zum großen Teil aus Kohle- und Gaskraftwerken.
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© Quelle: Reuters
VW verliert am Ende Marktanteil
Die Hersteller kamen mit diesem ungewöhnlichen Autojahr sehr unterschiedlich zurecht. Zu den Verlierern unter den großen Marken gehören auf dem deutschen Markt zum Beispiel Opel mit einem Absatzminus von zehn Prozent und die Konzernschwestern Peugeot und Citroen jeweils mit minus 14 Prozent. Der gemeinsame Mutterkonzern Stellantis hat das vergangene Jahr finanziell aber dennoch sehr erfolgreich abgeschlossen.
Das gilt auch für den VW-Konzern, dessen Marken eine gemischte Bilanz zeigen. So hat Audi nach den Verlusten des Vorjahres wieder deutlich aufgeholt und den Absatz 2022 um 17 Prozent gesteigert. Auch Seat schaffte ein kleines Plus, während Skoda und die Hauptmarke VW zu den Verlierern gehörten. VW tat sich offenbar vor allem im Endspurt des Jahres schwer: Der Marktanteil rutschte im Dezember auf 16 Prozent, nachdem er im restlichen Jahr über 18 Prozent gelegen hatte.
Tesla sitzt jetzt Toyota im Nacken
Zu den Gewinnern zählte im vergangenen Jahr Kia mit einem Absatzzuwachs von 15 Prozent und Dacia mit fast 50 Prozent. Aber auch Mercedes konnte um 8 Prozent zulegen, und Tesla ist nun endgültig bei den Großen angekommen: Knapp 70.000 verkaufte Autos bedeuten 76 Prozent Zuwachs und einen Marktanteil von 2,6 Prozent im Jahresdurchschnitt. Damit liegen die Amerikaner in Deutschland nur noch knapp hinter Toyota. Tesla ist für starke monatliche Schwankungen bekannt, und so lag der Marktanteil im Dezember sogar doppelt so hoch. Ein Viertel des Jahresgeschäfts wurde in den letzten vier Wochen gemacht.