Autovermieter Sixt: Rekordgewinne und Kriegsängste
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Logo und Schriftzug der Autovermietung Sixt im Hauptbahnhof München.
© Quelle: imago images/Ralph Peters
München. Als Corona-Gewinner galt das Geschäft mit der Vermietung von Autos bislang nicht. „Wir haben die Krise als Chance genutzt“, erklärte zur Bilanzvorlage nun aber Konstantin Sixt als Co-Chef des gleichnamigen Autovermieters aus Pullach bei München. 443 Millionen Euro Gewinn vor Steuern stehen für 2021 zu Buche.
Das ist nicht nur eine halbe Milliarde Euro mehr als der Verlust von 82 Millionen Euro im ersten Corona-Jahr 2020. Es liegt auch um rund 100 Millionen Euro über dem Jahr 2019 und ist damit ein Rekordgewinn. Zugleich ist der Marktanteil in Europa von 17,5 auf fast ein Viertel gesprungen. „Wir sind sehr zufrieden mit 2021“, stellt auch der zweite Co-Chef Alexander Sixt klar.
Der Erfolg basiert zum einen auf der Expansion am weltgrößten Vermietmarkt USA, wo Sixt von schwächelnden Konkurrenten lukrative Flughafenstandorte übernommen hat. Zum anderen wurde in der Pandemie nicht nur die Vermietflotte massiv verkleinert, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter kräftig gesenkt.
Waren es zu Pandemiebeginn weltweit noch gut 8700 Beschäftigte, sind es voriges Jahr trotz zwischenzeitigem Aufbau nur noch knapp 6800 Mitarbeiter gewesen. Dieses Jahr soll die Belegschaft zwar um gut 1000 Stellen aufgestockt werden. Aber damit läge die Personalzahl weiter um rund 1000 Beschäftigte unter dem Niveau von vor der Corona-Krise. Und das, obwohl der Umsatz 2021 um fast die Hälfte auf rund 2,3 Milliarden Euro gewachsen ist. Der Sixt-Digitalisierungskurs mit Vermietgeschäften aller Art per App hinterlässt im Personal offensichtlich bleibende Spuren.
Inwiefern das der russische Angriffskrieg auf die Ukraine noch tut, ist offen. Obwohl Sixt für 2022 grundsätzlich mit weiterem, wenn auch im Umfang ungenanntem Umsatzwachstum rechnet, sind die Gewinnprognosen gedämpft. Mit 380 bis 480 Millionen Euro Gewinn nach Steuern rechnet Alexander Sixt 2022. Am unteren Ende wäre das deutlich weniger als im Rekordjahr 2021, was die aktuellen Risiken reflektiert.
Steigende Ölpreise und Lieferengpässe
Neben der Pandemie mit ihren Unwägbarkeiten ist das vor allem der Krieg in der Ukraine. Zwar sei das eigene Geschäft im Krisengebiet inklusive Russland relativ unbedeutend, erklärten die beiden Sixt-Brüder. Aber steigende Öl- und damit Spritpreise könnten Reisen bald verteuern.
Auch das Mieten von Autos kostet immer mehr, nachdem schon 2021 kräftige branchenweite Aufschläge gebracht hatte. Denn Autovermieter können derzeit ihre Flotten nicht in dem Maß aufstocken, wie sie es eigentlich wollen. Dafür sorgt der Chipmangel, der die Lieferfähigkeit von Autobauern anhaltend einschränkt. Weitere Lieferengpässe drohen durch den jetzigen Krieg, weil wichtige Kfz-Zulieferer in der Ukraine sitzen und nicht mehr produzieren.
Abschrecken könnten Reisende aber nicht nur steigende Preise, sondern auch die pure Angst. In Erinnerung ist der Abschuss eines Passagierflugzeugs über der Ostukraine 2014 durch prorussische Rebellen mit einer russischen Luftabwehrrakete. 298 Menschen an Bord des Flugs MH 17 von den Niederlanden nach Malaysia verloren damals ihr Leben.
Noch sei bislang nicht erkennbar, dass Sommerurlauber ihr Buchungsverhalten unter dem Eindruck des Kriegs ändern, sagen die Sixt-Manager. Aber ob das so bleibt, wissen sie auch nicht.
RND