Beyond Meat: Die Story hinter der veganen Buletten-Blase an der Börse

Schon am ersten Handelstag schoss der Preis für die Beyond-Meat-Papiere um gut 160 Prozent in die Höhe.

Schon am ersten Handelstag schoss der Preis für die Beyond-Meat-Papiere um gut 160 Prozent in die Höhe.

Frankfurt/New York. Was das US-Unternehmen Beyond Meat anbietet, ist nichts Neues. Schon vor gut zwei Jahrzehnten wurden in der hiesigen Öko-Szene sogenannte Bratlinge produziert und verzehrt. Ethan Brown, Beyond-Meat-Chef, und seine Leute haben das Prinzip der fleischlosen Bulette nun perfektioniert, den Umsatz in kurzer Zeit steil nach oben getrieben und eine Hysterie unter Börsianern ausgelöst.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Doch jetzt wird Anlegern schwer Verdauliches serviert: Brown und Finanzchef Mark Nelson wollen mit dem Verkauf ihrer eigenen Aktien Kasse machen. Ihnen sitzen mächtige Konkurrenten wie Nestlé im Nacken. Und Lidl will ab Donnerstag eigene vegane Burger offerieren.

Imposante Geschäftszahlen...

Die aktuellen Geschäftszahlen von Beyond Meat sind imposant. Die Firma aus Kalifornien erwirtschaftete im zweiten Quartal einen Umsatz von 67,2 Millionen Dollar. Im Vorjahr waren es noch 17,3 Millionen gewesen. Zwar weitetet sich der Verlust unter dem Strich um gut ein Viertel auf 9,4 Millionen Dollar aus. Das ist für ein Startup aber ein sehr bescheidenes Minus, zumal das Unternehmen in der betrieblichen Tätigkeit sogar einen kleinen Gewinn von 2,1 Millionen Euro erwirtschaftete –Steuern, Zinskosten, Abschreibungen und einmalige Aufwendungen wurden dabei nicht berücksichtigt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das Management hat nun seine Erwartungen für das gesamte Jahr nach oben geschraubt und prognostiziert einen Umsatz von mehr als 240 Millionen Dollar. Zudem erwarten Brown und seine Kollegen, dass man in der betrieblichen Tätigkeit in den schwarzen Zahlen bleiben kann.

...und ein sensationeller Börsenerfolg

Viel spektakulärer als der Zwischenbericht ist aber, was mit der Aktie von Beyond Meat in den vergangenen Wochen geschehen ist. Die Papiere des 2009 gegründeten Unternehmens wurden beim Börsengang im Mai für 25 Dollar ausgegeben. Schon am ersten Handelstag schoss der Preis für die Papiere um gut 160 Prozent in die Höhe. Der Hunger der Anleger war so groß, dass sich der Kurs danach zeitweise fast verzehnfachte - auf knapp 240 Dollar. Was bedeutet, dass der Börsenwert der Firma innerhalb von knapp drei Monaten von 1,5 Milliarden auf mehr als 13 Milliarden Dollar kletterte. So etwas haben Börsianer seit mehr als einem Jahrzehnt nicht gesehen.

Die Ursache für die Hysterie: Beyond Meat lässt sich als populärkulturelles Phänomen beschreiben, was Investmentbanker geschickt ausgenutzt haben. Geholfen hat dabei, dass Microsoft Gründer Bill Gates und Hollywoodstar Leonardo DiCaprio als Investoren für das Unternehmen geworben haben. Aber vor allem kam der Börsengang zum genau richtigen Zeitpunkt - als weltweit die Diskussion über den Klimaschutz hochkochte. Dabei wird immer wieder der immense Fleischverzehr als ein wichtiges Element erwähnt.

Und so können Brown und sein Team denn auch als Weltretter auftreten und Verbrauchern saftige Burger plus gutes Gewissen offerieren. Denn die Klopse von Beyond Meat werden vor allem aus Erbsenpüree, Soja, Bohnen und Rote Beete (damit der Patty blutig wirkt) gefertigt. Also vegan, ohne irgendetwas Tierisches. Das Versprechen lautet, dass der Burger genauso gut schmeckt wie einer aus 100 Prozent Rindfleisch. Dafür muss aber ein industriell hochgradig verarbeitetes Produkt unter Beigabe von Rapsöl und raffiniertem Kokosnussöl plus unter anderem Stabilisatoren wie Gummi Arabicum und Geschmacksverstärkern wie Hefeextrakt hergestellt werden.

Positive Ökobilanz

Gleichwohl soll laut Beyond Meat die Ökobilanz im Vergleich zu einer Bulette aus Fleisch positiv sein. In der gesamten Produktionskette sollen erheblich weniger Treibhausgase anfallen und deutlich weniger Wasser und Energie verbraucht werden – selbst wenn der Kühltransport der Patties über den Atlantik einberechnet wird, hat der Südwestrundfunk hochgerechnet. Als die ersten Beyond Meat Burger hierzulande in die Läden des Discounters Lidl kamen, waren sie in kurzer Zeit ausverkauft.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Eine stimmige Investment-Story. Dennoch fragen sich seit dem Börsengang viele Analysten, ob der Höhenflug der Aktie mit einer Bewertung der Firma, die um mehr als das 55fache über dem Jahresumsatz liegt, noch irgendwie gerechtfertigt ist. Und sicher ist, dass die Fleischersatz-Hersteller im Visier von Spekulanten sind. So berichtet die US-Internetplattform Stocktwits, dass mittlerweile mehr als 40 Prozent der frei handelbaren Aktien von sogenannten Shortsellern kontrolliert würden. Das sind Händler, die mit geliehenen Aktien auf fallende Kurse setzen.

Es wird vermutet, dass diese zeitlich begrenzten Wetten nun drohen, nicht aufzugehen, weil der Kurs immer weiter gestiegen ist. Das setzte aus Sicht der Shortseller einen Teufelskreis in Gang, denn sie waren plötzlich gezwungen, Beyond Meat-Aktien zu kaufen, um ihre Verluste zu minimieren, was den Kurs zugleich immer weiter in die Höhe getrieben hat.

Höhenflug beendet

Indes ist dieser Höhenflug nun vorerst beendet. In der Nacht zum Dienstag (MESZ) schob der Vorstand dem Quartalsbericht die Meldung über eine Kapitalerhöhung hinterher. Beyond Meat will schon knapp drei Monate nach dem Börsengang frisches Geld für eine weitere Expansion einsammeln und dafür drei Millionen Aktien zusätzlich auf dem Markt platzieren.

Vorstandschef Ethan Brown will einen Teil seiner Anteilscheine verkaufen.

Vorstandschef Ethan Brown will einen Teil seiner Anteilscheine verkaufen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ausgerechnet Vorstandschef Brown und Finanzchef Nelson wollen dabei insgesamt 100­ 000 Anteilscheine aus ihren eigenen Beständen losschlagen. Das schmeckt Investoren überhaupt nicht, legt dies doch die Vermutung nahe, dass die Führungskräfte sich finanziell sättigen wollen, bevor die Konkurrenz zu mächtig wird. Die Aktie gab am Mittwoch im europäischen Handel zeitweise mehr als zehn Prozent ab.

Jetzt kommt die Konkurrenz

Der Hintergrund: Nicht nur, dass sich mit Impossible Foods ein weiteres Fleischersatz-Startup breitmacht, das bereits mit Burger King kooperiert. Auch der Schweizer Lebensmittelgigant Nestlé will im Herbst seine veganen „Awesome Burger“ auf den US-Markt bringen. Zudem kooperiert der Konzern mit dem anderen Burger-Giganten McDonald’s. Es gibt hierzulande und anderswo zudem Hunderte weitere Anbieter, die beim Boom-Geschäft mit industriell produzierten Bratlingen mitbrutzeln wollen.

Lidl hat derweil sehr schnell auf den Überraschungserfolg der Beyond Meat Burger reagiert und bringt nun hierzulande produzierte Gemüse-Klopse unter der Eigenmarke "Next Level Meat" ab Donnerstag in die Läden. "Pflanzenbasierte Patties sind ein absoluter Trend, und der vegane Markt gewinnt an Bedeutung", sagt Jan Bock, Einkaufschef von Lidl-Deutschland. Geplant sei, künftig mehr vegane Lebensmittel im Sortiment oder als Aktion anzubieten.

Von RND/Frank-Thomas Wenzel

Mehr aus Wirtschaft

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken