BMW meistert Chipkrise besser als andere
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Mitarbeiter im BMW-Werk Leipzig arbeiten in der Montage des i8 (Archivbild).
© Quelle: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
München. Eigen war BMW schon immer. Das zeigt sich diesmal auch in der Halbzeitbilanz 2021 der Premiumhersteller. Geschäftlich geht es bei den Bayern dabei zwar ähnlich steil nach oben wie bei Audi und Mercedes. Aber was die Bewältigung der Chipkrise und das Bekenntnis zu Elektromobilität angeht, zeigen sich Unterschiede.
So weigert sich BMW-Chef Oliver Zipse im Gegensatz zu VW und Daimler weiter, ein Ausstiegsdatum für die Verbrennertechnologie zu nennen. Ausnahme ist die Kleinwagenmarke Mini, die in rund zehn Jahren nur noch E-Autos anbieten soll. Für die Marke BMW gibt es ein solches Datum jedoch weiterhin nicht. Das habe vor allem auch mit der fehlenden Ladeinfrastruktur zu tun, argumentiert Zipse. BMW werde deshalb flexibel weiter alle Antriebsarten in jedem Werk vom Band laufen lassen und Elektroantriebe in nachgefragter Stückzahl liefern, wo das die Märkte und Infrastruktur zulassen.
Audi hat dagegen angekündigt, die Produktion von Verbrennern bis 2033 auslaufen zu lassen. Mercedes will dazu bis Ende des Jahrzehnts bereit sein, macht das aber auch von der Marktentwicklung abhängig. „Je vollmundiger angekündigt wird, desto umfangreicher ist das Kleingedruckte”, kommentiert Zipse solche Äußerungen.
BMW steht in Chipkrise gut da
Unumstritten besser als die Konkurrenz haben die Bayern bislang die Chipkrise gemeistert. Im ersten Halbjahr hat BMW trotz des Teilemangels gut 1,3 Millionen Wagen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce gebaut und damit fast 40 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
In der zweiten Jahreshälfte stehe nun zwar auch bei BMW wegen Chipmangels die Fertigung an einigen Standorten, räumt Finanzchef Nicolas Peter ein. Es bestehe die Gefahr, dass bis Jahresende 90.000 Autos deshalb nicht gebaut werden können. Mercedes stellt sich dagegen auf den Ausfall von mindestens 157.000 Fahrzeugen ein. Bei Audi dürfte es bis Jahresende ebenfalls sechsstellig werden.
BMW plant soliden Anstieg der Absatzzahlen
Insgesamt plant BMW bis Ende 2021 aber immer noch mit einem soliden Anstieg der Absatzzahlen, was fünf bis zehn Prozent höhere Verkäufe bedeutet. Mercedes kalkuliert dagegen nur noch mit einem Absatz auf dem Niveau von 2020, womit vorprogrammiert ist, dass BMW dieses Jahr als weltweit absatzstärkste Premiummarke vor Mercedes und Audi beenden wird.
Auch beim Absatz elektrifizierter Fahrzeuge haben die Münchner die Nase vorn - zumindest, wenn man Hybridantriebe in die Berechnung einschließt. Denn zum Halbjahr hat BMW gut 153.000 elektrisch angetriebene Autos verkauft. Weltweit war damit jeder neunte Neuwagen mindestens teilweise elektrifiziert, in Deutschland sogar jeder vierte, wie Zipse betont. Bei Audi waren von 981.000 zum Halbjahr verkauften Autos rund 80.000 elektrifiziert, also erst jeder zwölfte Neuwagen. Bei Mercedes ist die Elektroquote noch niedriger.
Kerntechnologie der Batteriezellen bleibt bei Zulieferern
Dennoch wirkt das Bekenntnis von VW und Audi sowie Daimler und Mercedes zur Elektromobilität stärker. Denn beide wollen im großen Stil eigene Fabriken für Batteriezellen bauen. BMW will diese Kerntechnologie der Stromer dagegen weiter Zulieferern überlassen und 2022 in München lediglich eine kleine Pilotfertigung für Batteriezellen anlaufen lassen.
Bei der in der Branche viel beachteten Rendite im reinen Autogeschäft liegt dagegen Daimler zum Halbjahr mit 13,5 Prozent vor BMW mit 13 Prozent und Audi mit 10,7 Prozent. Die Münchner profitieren dabei aber von der Auflösung eine milliardenschweren Rückstellung für eine geringer als befürchtet ausgefallene EU-Kartellstrafe. Rechnet man das heraus, kommt BMW auf eine Marge ähnlich der von Audi von knapp elf Prozent.
Münchner erwarten Marge von knapp neun Prozent
Weil es in der zweiten Jahreshälfte wegen der Chipkrise allgemein in der Branche holpriger wird, sagt BMW bis Ende 2021 nur noch eine Marge von knapp neun Prozent voraus. Audi kalkuliert mit einer Spanne von sieben bis neun Prozent und Mercedes mit zehn bis zwölf Prozent.
Letzteres hat auch damit zu tun, dass Mercedes im Vergleich zu BMW mehr Stellen streicht. Gut 5000 Jobs auf noch 120.000 Beschäftigte konzernweit haben die Münchner bislang abgebaut. Im weiteren Verlauf 2021 wollen sie nur noch wenige Jobs wegfallen lassen, indem sie nicht neu besetzt werden. Bis zu 20.000 Stellen könnte der Jobabbau am Ende bei Mercedes betragen.