Regierung will Gespräche

Berichte über Boni: Heftiger Gegenwind für die Lufthansa

Eine Flagge der Fluggesellschaft Lufthansa flattert am Frankfurter Flughafen im Wind. Die Lufthansa will einem Medienbericht zufolge trotz milliardenschwerer Staatshilfen in der Corona-Pandemie Boni an ihre Vorstände zahlen.

Eine Flagge der Fluggesellschaft Lufthansa flattert am Frankfurter Flughafen im Wind. Die Lufthansa will einem Medienbericht zufolge trotz milliardenschwerer Staatshilfen in der Corona-Pandemie Boni an ihre Vorstände zahlen.

Berlin. Die Lufthansa will einem Medienbericht zufolge hohe Boni an ihre Vorstände zahlen – trotz des milliardenschweren staatlichen Hilfspakets, das sie im Zuge der Corona-Pandemie erhalten hatte. Der Aufsichtsrat habe in einer Sitzung Anfang Dezember beschlossen, dem Topmanagement Boni für die Jahre 2021 und 2022 zu gewähren, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise. Dabei soll es um Zahlungen in Millionenhöhe gehen: Rund fünf Millionen Euro für ein normales Vorstandsmitglied.

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Das stößt in der Politik auf heftige Kritik. „Abgehoben wie ein Kranich“, wetterte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch. Fünf Millionen pro Person seien nicht vermittelbar. „Der Lufthansa-Vorstand hat kein Gespür für die Stimmung in der Bevölkerung, die unter der Inflation leidet“, sagte Bartsch dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Erst mit Steuergeld gerettet und jetzt Millionen-Boni, das ist Gift für den Zusammenhaft der Gesellschaft“, so der Linken-Politiker. Er forderte Robert Habeck (Grüne) zum Handeln auf. Der Wirtschafsminister solle mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr reden. „Diese Entscheidung sollte korrigiert werden“, so Bartsch.

Lufthansa hatte staatliche Hilfen erhalten

Deutschlands größte Fluggesellschaft war im Zuge der Corona-Pandemie mit staatlichen Hilfen gerettet worden, um eine Insolvenz zu vermeiden. Dazu wurde unter anderem ein Rettungsschirm des Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF) aufgespannt. Eine der Bedingungen für die Stabilisierung durch den Staat war, dass der Konzern auf Bonuszahlungen für das Management verzichtet. Inzwischen allerdings hat die Lufthansa alle staatlichen Mittel wieder zurückgezahlt, der Bund hat mit der Rettung einen ordentlichen Gewinn erzielt.

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Ein Konzernsprecher sagte dem Handelsblatt, dass es sich bei den beabsichtigten Zahlungen nicht um einen rückwirkenden, sondern um einen Langfristbonus handele. Dieser werde erst ab 2025 ausgezahlt, wenn bis dahin alles gut laufe.

Bundesregierung reagiert – und will mit Lufthansa sprechen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) überzeugt diese Argumentation offenbar nicht. „Die Bundesregierung sieht das ausdrücklich anders“, sagte sein Sprecher Steffen Hebestreit. Das „Ansammeln von Bonuszahlungen“ in Verbindung mit einer späteren Auszahlung nach Ende der Stabilisierungsmaßnahme verstoße nach Ansicht der Regierung gegen die getroffenen Vereinbarungen. Hebestreit kündigte an, dass man mit der Lufthansa sprechen werde. Dabei seien „interessante rechtliche Fragen“ zu klären.

Der Lufthansa geht es gerade nicht gut.

Der gerupfte Kranich

Die Lufthansa gehört zum Inventar der Bundesrepublik und zählte sich selbst lange zu den besten Airlines der Welt. Strukturwandel, Billigkonkurrenz, Pandemie, Beinahepleite, Managementfehler und der Dauerzoff mit der Belegschaft haben die Airline in eine schwere Krise gestürzt. Der Kranich hat Federn gelassen.

Die Berichte über Boni-Zahlungen für die Jahre 2021 und 2022 würden Fragen aufwerfen, sagte auch der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Achim Post. „Denn basierend auf einem Beschluss des Haushaltsausschusses wurde ein Boni-Verbot für die Zeit der staatlichen Unterstützung vereinbart, mit welcher der Lufthansa während der Corona-Pandemie massiv geholfen wurde“, so Post. Eine Umgehung dieser Vereinbarung sei eine Umgehung der gesellschaftlichen Verantwortung, die Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitenden und den Steuerzahlern hätten. „Dies gilt gerade auch angesichts der zahlreichen Lufthansa-Angestellten, die während der Corona-Zeit in Kurzarbeit Gehaltsverluste hinnehmen oder das Unternehmen verlassen mussten.“

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Kritik auch aus der FDP-Fraktion

Gegenwind bekommt die Lufthansa auch von den Liberalen. Das sei ein klares Zeichen von mangelnder Sensibilität, sagte Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. „Zwar handelt die Lufthansa als Unternehmen eigenverantwortlich, dennoch kann sie nicht erwarten, dass ihr Vorgehen unter diesen Umständen auf Verständnis in Politik und Gesellschaft stößt“, so Houben weiter. „Unabhängig von der Frage, ob dieses Vorgehen formal zulässig ist, hat der Vorgang ein Geschmäckle. In einem Familienunternehmen würde so etwas nicht passieren.“

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