Darauf müssen Anleger bei grünen Investments achten
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Immer mehr Menschen investieren ihr Geld in Aktien – und vielen ist dabei auch Nachhaltigkeit wichtig. Doch Ökofonds sind nicht immer so nachhaltig wie sie scheinen.
© Quelle: RND
Stuttgart. Viele Menschen wollen ihr Geld nicht einfach „nur“ anlegen – das Ganze soll möglichst einen nachhaltigen Charakter haben. Aktien von Ölkonzernen, Zigarettenherstellern oder Mischkonzernen, die auch Militärgeräte herstellen, wollen viele Anlegerinnen und Anleger heute nicht mehr im Depot haben. Gerade die junge Generation hat ein großes Bedürfnis nach grünen Investments.
Auf den ersten Blick sieht alles ganz einfach aus. Wer „Nachhaltigkeit“ und „Geldanlage“ googelt, bekommt mehr als sechs Millionen Ergebnisse. Auf den ersten Plätzen finden sich viele bekannte und international agierende Fonds- und Investmentgesellschaften mit ihren Produkten.
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Nachhaltig ist auf den ersten Blick vieles
Man liest viel über sogenannte Green-Bonds, ESG-konforme Aktienfonds und Impact Investments. Doch was ist überhaupt der Unterschied zwischen diesen Begriffen und Anlageformen? Wir geben einen kleinen Überblick:
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Entspannt und nachhaltig in Aktien investieren: Vor allem junge Menschen sind auf der Suche nach grünen Investments.
© Quelle: Fabian Sommer/dpa
Die drei Buchstaben ESG stehen für Environment (Umweltschutz), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Unter Soziales fallen beispielsweise Punkte wie Verbot von Kinderarbeit, soziale Arbeitsverträge und keine Diskriminierung von Minderheiten.
Unter Green Bonds versteht man am Finanzmarkt wiederum Anleihen, deren Erlöse „ausschließlich zur vollständigen oder teilweisen Finanzierung oder Refinanzierung neuer oder bestehender Projekte mit positiven Umweltauswirkungen verwendet werden“, wie der Bonds-Spezialist Eurizon erklärt.
Dazu zählen Windparks, Solar- oder andere Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen, Initiativen der Kreislaufwirtschaft, die Erhaltung der biologischen Vielfalt, Wasserwirtschaft, die Errichtung von Barrieren gegen Erosion und den Anstieg des Meeresspiegels, der Schutz vor Überschwemmungen oder auch der Bau energieeffizienter Häuser.
ESG muss messbar sein
ESG-konforme Aktienfonds oder ein nachhaltiger Investmentfonds ermöglichen wiederum laut der US-Bank JP Morgan Anlegern, „Chancen in Verbindung mit Umwelt-, Sozial- und Governance- (ESG-)Faktoren zu nutzen, Risiken zu steuern und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“.
Als ob dies nicht schon genug Verwirrung bringen könnte, gibt es noch den Begriff „Impact Investment“. Was ist das nun? Der Begriff Impact steht hier für die Wirkung, die durch eine Investition erreicht werden soll. Tobias Huzarski von der Commerzbank-Tochter Commerz Real erklärt: „Impact Investment unterscheidet sich von ESG-konformen Aktienfonds hinsichtlich konkreter und positiver und messbarer Wirkung ganz grundsätzlich.“
Deutlich werde das anhand dreier Kernfragen, so der Experte. Erstens gehe es um die konkrete Wirkung des Kapitaleinsatzes. „Bei Aktienfonds, ob ESG-konform oder nicht, verbleibt Investitionskapital im Orbit der Finanzwelt“, sagt Huzarski. Das heißt, der Kaufpreis einer Aktie oder des ETFs wird von Käufer an Verkäufer bezahlt. „Im Gegensatz hierzu fließt bei Impact-Fonds das Kapital, mittelbar oder unmittelbar, in konkrete Projekte, die ökologische oder soziale Wirkung erzielen sollen.“
Mit welchem Ziel wird Kapital investiert?
Das heißt, „Impact-Fonds bilden de facto die Brücke zwischen Finanzwirtschaft und Realwirtschaft. Authentische Impact-Fonds bewegen sich daher per Definition im Spektrum der sogenannten Real Assets – also Projekte, die in der ‚realen, physischen Welt‘ Wirkung erzielen können“, sagt der Experte. „Im Gegensatz hierzu investieren Aktienfonds in Wertpapiere, die per Definition keine direkte Verbindung zur Realwirtschaft knüpfen.“
Die zweite Kernfrage ist, mit welchem Ziel Kapital investiert wird. Nachhaltige oder ESG-konforme Aktienfonds arbeiten laut Huzarski intensiv mit sogenannten Ausschlusskriterien. Das bedeutet, dass Unternehmen, Themen oder Investitionen, die gesellschaftlich oder ökologisch nicht mehr tragfähig sind, ausgeschlossen werden.
Zu welchen Ergebnissen diese Methodik führen kann, zeigt eine Untersuchung von 2020: Die Ratingagentur Morningstar hat die zehn größten nachhaltigen ETFs in den USA beleuchtet und festgestellt, dass 17 Prozent des Portfolios aus Aktien der Internetriesen Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google bestehen. Angesichts der Debatten um Datenschutz, Arbeitsmethoden und monopolistisches Verhalten erscheint das aber nach den Ausschlusskriterien von Impact Investment ungenügend zu sein.
Hohe Standards für Impact Investment
Die letzte Kernfrage sei, so Tobias Huzarski, wie transparent über konkrete Wirkung berichtet wird. „Per Definition können Aktienfonds nur bedingt Einblick in die realwirtschaftlichen Aktivitäten der jeweiligen Emittenten erlangen“, sagt Huzarski. Impact-Fonds, die in konkrete Projekte investieren, wie beispielsweise Windkraftanlagen als Kernbaustein der Energiewende, „können hingegen konkret und transparent über ökologische Bilanz und Wirkung berichten und entsprechende Nachhaltigkeitsdaten selbst erfassen und aufbereiten“.
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Unterm Strich muss Impact Investment eine Fülle an hohen Standards erfüllen, nicht nur bei den Themen CO₂-Einsparung und ESG. Ein Impact-Fonds zielt darauf ab, für Anleger eine attraktive Rendite zu erwirtschaften und „dabei gleichzeitig eine positive und messbare Wirkung zu erzielen bezüglich Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel“.
Die sechs Umweltziele der EU
Dafür wurden von der EU im Rahmen des European Green Deals sechs Umweltziele definiert. Unter anderem gehören dazu der Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen und auch Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme.
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Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bei einem Pressestatement zum sogenannten European Green Deal der EU.
© Quelle: imago images/Xinhua
Impact-Fonds, die sich auf Umweltziele konzentrieren, greifen mindestens eines dieser sechs Umweltziele konkret auf. Das ist gar nicht mal so einfach, denn auf dem Weg zur Erreichung eines Umweltziels, beispielsweise Klimaschutz, darf kein anderes Nachhaltigkeitsziel signifikant negativ beeinträchtigt werden. „In der Praxis bedeutet dies, dass beispielsweise Komponenten für eine Solarkraftanlage Kriterien hinsichtlich Langlebigkeit oder Recycelbarkeit erfüllen müssen“, erklärt Huzarski.
Mogelpackungen gibt es zuhauf
Ebenso müssen Impact-Fonds Minimalstandards bezüglich sozialer Aspekte und guter Unternehmensführung erfüllen. „Für Impact-Investitionen ist es wichtig, dass beispielsweise Arbeitsschutzrecht entlang der Lieferkette gewährleistet wird. Hierbei werden Dienstleister und Zulieferer auf Einhaltung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte hin überprüft und angehalten, diese zu erfüllen.“
Für Anleger gibt es auf den ersten Blick zuhauf Möglichkeiten, in nachhaltige Finanzprodukte zu investieren. Allein in Deutschland hat sich das Volumen solcher Fonds innerhalb von zehn Jahren auf fast 150 Milliarden Euro verfünffacht. Doch nicht alles ist wirklich grün – sondern eher mit einem Öko-PR-Mantel umgeben, und das Produkt wird wie die viel zitierte Sau durch das (Anleger-)Dorf getrieben.
Es handelt sich oftmals um sogenanntes Green Washing. Impact-Investmentfonds dürften hierzu seltener zählen – zu hoch sind die Standards, die sie erfüllen müssen, und zu groß wäre der Aufschrei der Anlegerschaft, wenn es nicht der Fall wäre.