Folge der hohen Inflation

Deutsche können sich weniger leisten: Reallöhne zum dritten Mal in Folge gesunken

Die Reallöhne sind erneut gesunken.

Die Reallöhne sind erneut gesunken.

Berlin. Die Menschen in Deutschland haben im vergangenen Jahr im Schnitt einen Verlust ihrer Kaufkraft hinnehmen müssen – und das zum dritten Mal in Folge. Im Zuge der hohen Inflation fielen die Reallöhne 2022 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 4,1 Prozent. Das geht aus vorläufigen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes hervor.

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Laut den Wiesbadener Statistikern ist das der stärkste Reallohnverlust für Beschäftigte seit Beginn der Zeitreihe 2008. Zwar kletterten die Nominallöhne – also die Verdienste ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung – im Jahresschnitt um 3,4 Prozent in die Höhe. Das ist ebenfalls der stärkste Anstieg seit 2008. Weil die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr allerdings kräftig anzogen, hatten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht viel davon. Die um 7,9 Prozent im Vergleich zu 2021 gestiegenen Verbraucherpreise machten den Zuwachs zunichte.

Hohe Inflation zehrte Wachstum bei Nominallöhnen auf

„Während im Jahr 2020 insbesondere der vermehrte Einsatz von Kurzarbeit zur negativen Nominal- und Reallohnentwicklung beigetragen hatte, zehrte 2021 und besonders 2022 die hohe Inflation das Nominallohnwachstum auf“, schreiben die Statistiker. Die Angaben basieren dabei noch auf vorläufigen Ergebnissen. Anfang März wird das Statistische Bundesamt detaillierte und endgültige Ergebnisse für 2022 präsentieren.

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zeigte sich am Dienstag alarmiert. Die Zahlen zeigten, wie hart die Inflation die arbeitende Bevölkerung treffe, sagte Vorstandsmitglied Stefan Körzell. „Sie zeigen auch, wie wichtig der Kampf der Gewerkschaften für höhere Löhne ist – gerade in diesen Zeiten.“ Die Arbeitgeber müssten nun ihre Verantwortung annehmen und sich in den aktuellen Tarifrunden bewegen, sagte Körzell.

Verdi pocht auf höhere Löhne bei der Deutschen Post

Das dürfte auch als Fingerzeig im aktuellen Tarifkonflikt zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Deutschen Post zu verstehen sein. Verdi fordert angesichts der hohen Inflationsraten 15 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten und hat für Montag und Dienstag zu einem bundesweiten Streik aufgerufen.

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„Zwei Seiten einer Medaille: Energie- und Lebensmittelkonzerne verdienen sich eine goldene Nase und bei Arbeitnehmern steht ein historischer Reallohnverlust von 4,1 Prozent“, kommentierte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch die am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts. „Es ist die dritte Minusrunde in Folge und auch eine herbe Klatsche für den SPD-Arbeitsminister“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

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Bartsch: Brauchen Lohnoffensive in Deutschland

Die Ampelkoalition trage eine Mitverantwortung für diese Entwicklung. „Die Rekordinflation ist auch das Ergebnis einer Bundesregierung, die viel zu wenig gegen explodierende Energie- und Lebensmittelpreise unternimmt und die Bürger zu wenig entlastet“, so der Linken-Politiker.

Ein Schritt sollte die Erhöhung des Mindestlohns in diesem Jahr sein.

Dietmar Bartsch,

Linken-Fraktionsvorsitzender

Nun müsse es darum gehen, die Verluste auf der Arbeitnehmerseite seit 2020 zurückzuholen. Die Forderungen der Gewerkschaften – beispielsweise bei der Post – seien berechtigt. „Wir brauchen eine Lohnoffensive in Deutschland“, sagte Bartsch, der eine erneute Anhebung des Mindestlohns für sinnvoll hält. „Das Land braucht einen Plan für steigende Reallöhne, um den Wohlstandsverlust der Arbeitnehmer auszugleichen. Ein Schritt sollte die Erhöhung des Mindestlohns in diesem Jahr sein.“

Stärkere Tarifbindung im Koalitionsvertrag?

DGB-Vorstandsmitglied Körzell appelliert an die Regierung, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Stärkung der Tarifbindung anzugehen, „damit wieder mehr Kolleginnen und Kollegen von Tariflöhnen profitieren“, so der Gewerkschafter. Letztlich sei eine Stärkung der Kaufkraft auch notwendig. Sollte sich die negative Entwicklung der Reallöhne fortsetzen, seien zusätzliche Entlastungen durch die Politik unabdingbar.

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Die Berufswelt ist kaputt, wir alle leiden an einem kollektiven Burnout – das ist die ernüchternde Diagnose der Arbeits­markt­expertin Sara Weber. Was sich ändern muss, erklärt Weber im RND-Interview.

Frank Bsirske, Sprecher für Arbeit und Soziales in der Grünen-Bundestagsfraktion, kündigte an, dass man noch in diesem Jahr ein Bundestariftreuegesetz auf den Weg bringen werde. Dabei solle sichergestellt werden, dass Auftraggeber, die sich an Ausschreibungen des Bundes beteiligen, Tariflöhne zahlen müssen.

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