Deutschland digital: Senioren stürmen das Internet

Drei Viertel von Deutschlands Senioren nutzen das Internet nach eigenem Bekunden stärker als vor Ausbruch der Pandemie, wie eine Bitkom-Studie ergab.

Drei Viertel von Deutschlands Senioren nutzen das Internet nach eigenem Bekunden stärker als vor Ausbruch der Pandemie, wie eine Bitkom-Studie ergab.

München. Es ist eine Mischung aus digitalem Aufbruch, hartnäckiger Stagnation und Vertrauensverlust. Gut 1000 Deutsche hat der heimische Digitalverband Bitkom repräsentativ zu Erfahrungen mit der Digitaltechnik nach zwei Jahren Pandemie befragen lassen. Einiges überrascht dabei positiv – wie der Umstand, dass drei Viertel von Deutschlands Seniorinnen und Senioren das Internet nach eigenem Bekunden nun stärker nutzen als vor Ausbruch der Pandemie.

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„Unter älteren Menschen hat Corona einen echten Digitalboom ausgelöst“, sagt Bitkom-Chef Achim Berg. Schon im nächsten Atemzug kommt er aber zu den Schattenseiten. „Wenn es Senioren und Altenheime schaffen, muss das auch unseren Verwaltungen und Behörden gelingen“, fordert der Manager.

Denn denen stellen Bitkom und Berg wie auch die meisten Bundesbürger ein schlechtes Zeugnis aus. Im Schnitt vergeben Befragte für Verwaltungen und Schulen die Schulnote 4,0. Damit kämen die noch gut weg, findet Berg. „Ausreichend war das nicht, was viele der Behörden und Ausbildungseinrichtungen in der Pandemie geboten haben“, kritisiert der Bitkom-Chef.

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Zwei Stunden mehr Bildschirmzeit als vor der Pandemie

Selten würden bei Umfragen seines Verbands so schlechte Noten vergeben. Vor allem im Verwaltungs- und Schulbereich sei Deutschland in der Pandemie seinem Ruf als Hightechland nicht gerecht geworden. „Wir müssen endlich einen digitalen Damm bauen“, sagt Berg mit Blick auf die offenkundigen Schwachstellen.

Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger hätten in der Pandemie erfolgreich digital aufgerüstet. So sei die Bildschirmzeit des Einzelnen wegen Homeoffice, Streamingdiensten oder Onlineshopping binnen zwei Jahren im Schnitt von acht auf zehn Stunden täglich angeschwollen. 913 Euro habe dabei jeder Bundesbürger in neue Hard- und Software gesteckt. Hinterher hinken dagegen hartnäckig Verwaltungen, Behörden und Schulen.

An politischem Willen mangle es dabei nicht mehr, findet Berg. Umsetzungsprobleme seien die Ursache des Übels. Um die endlich zu beseitigen, müsse der Föderalismus reformiert werden mit zentralen Vorgaben durch den Bund. Der müsse zum Beispiel Vorgaben zu einem einheitlichen Standard für Clouddienste machen dürfen, also für die Nutzung von Software über die Datenwolke im Internet.

Beunruhigende Zahlen

Kompetenzen seien derart zersplittert, dass keine Entscheidungen getroffen werden. Berg bedauert, dass es bei der Bildung der neuen Bundesregierung nicht zu einem Bundesdigitalministerium gekommen ist, hofft aber dennoch auf digitale Anschubhilfe durch die Ampelkoalition.

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Besorgniserregend ist für den Bitkom-Chef zudem das erodierende Vertrauen von Bundesbürgern in Informationen zur Pandemie durch offizielle Stellen. So hat jeder vierte Befragte erklärt, Politikern, Ministerien oder dem Robert Koch-Institut zu misstrauen. Spiegelbildlich sorgen sich drei Viertel der Befragten wiederum um die Verbreitung von Falschinformationen in sozialen Medien.

Was die Beschaffung von Information und das Vertrauen in Quellen betrifft, geht also ein klarer Riss durch die Gesellschaft, der ein Viertel von den anderen drei Vierteln abtrennt. „Das ist eine Katastrophe“, findet Berg und sieht dafür den politischen Schlingerkurs mitverantwortlich.

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