Die Inflation und US-Notenbank vermiesen den Börsianern die Stimmung

Im Zickzackkurs bewegt sich die Dax-Kurve im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse auf der Anzeigetafel (Symbolfoto).

Im Zickzackkurs bewegt sich die Dax-Kurve im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse auf der Anzeigetafel (Symbolfoto).

Frankfurt. „Panik“ und „Angst“. Das waren in den vergangenen Tagen die am häufigsten verwendeten Begriffe, um die Stimmung an den Finanzmärkten zu beschreiben. Doch urplötzlich war am Dienstag die Zuversicht wieder da. Das wichtigste Frühwarnsystem für die hiesige Volkswirtschaft ist auf Grün gesprungen: Nach fünf Rückgängen in Folge ist der Ifo-Geschäftsklimaindex wieder gestiegen. Das stabilisierte auch den Deutschen Aktienindex (Dax) – der seit Jahresbeginn mehr als 1100 Punkte verloren hat. Doch die Inflation hierzulande und anderswo bleibt als größter Unsicherheitsfaktor.

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„Die befragten Unternehmen haben aus den vorherigen Pandemiesommern gelernt und sich an Corona zunehmend angepasst“, so die Analyse der Volkswirte der DZ-Bank zum aktuellen Ifo-Index. Die Stimmung ist gut, weil die Manager schon jetzt hinter die viel beschworene „Omikron-Wand“ schauen. Das Grundprinzip: Einem harten Winter folge eine „dynamische Erholung“ an den wärmeren Tagen, so die DZ-Bank.

„Faustdicke Überraschung“: Industrie überwindet die Krise

Das Ifo-Institut verweist vor allem darauf, dass sich in der Industrie die Lieferengpässe allmählich auflösen und die Auslastung der Kapazitäten steigt. Genau dies hatte Anfang der Woche bereits die aktuelle Umfrage des Informationsdienstes IHS Markit unter Einkaufsmanagern gezeigt.

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Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der Fondsgesellschaft DWS, sprach von einer „faustdicken Überraschung“. Die Auftragseingänge seien sehr gut, und auch die Exporte legten nochmals zu. Und: „Mit der nachlassenden Halbleiterkrise, die sich auch in der steigenden Autoproduktion niederschlägt, scheint die deutsche Wirtschaft die Krise endgültig hinter sich lassen zu wollen.“

Gleichwohl wird dieses konjunkturelle Leuchten durch die finstere Bedrohung einer hohen Inflation gedämmt. Im Dezember nahm sie hierzulande im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent zu. In den USA waren es zuletzt sogar 7 Prozent, das ist der höchste Wert seit fast vier Jahrzehnten. Und das setzt Jerome Powell, Chef der Notenbank Fed, massiv unter Druck. Am Mittwochabend (hiesiger Zeit) will er erklären, wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird.

Selbst Präsident Joe Biden verlangt, dass endlich etwas gegen die hohe Teuerung getan wird. Nun kursieren Vermutungen, dass die Fed panikartig reagiert. Diese Angst war nach Einschätzung vieler Beobachter der wichtigste Faktor für die Einbrüche der Aktienmärkte in den vergangenen Tagen – steigende Zinsen sind Gift für die Kurse der Dividendenpapiere.

Internationale Fondsmanager würden „das größte Risiko für die Finanzmärkte in zu starken Leitzinserhöhungen der US-Notenbank sehen“, betont denn auch Joachim Goldberg, der als Sentiment-Experte den Börsianern den Puls fühlt. Er verweist dabei auf eine aktuelle Umfrage der Bank of America.

Arbeitskräftemangel ist in den USA das Hauptproblem

Powell steht vor der extrem schwierigen Aufgabe, die Inflation zu bremsen, indem der Wirtschaft Liquidität entzogen und Geld teurer gemacht wird – ohne eine Rezession auszulösen. Das ist deshalb so schwer, weil sich die Notenbanker auf weitgehend unbekanntem Terrain bewegen. Die Experten des Finanzdienstes Bloomberg erinnern daran, dass Powell mehrfach darauf hinwiesen hat, dass die Wirtschaft während der Pandemie immer wieder in „unerwarteter Weise“ auf politische Maßnahmen reagiert habe. Und Notenbanker hätten monatelang darauf insistiert, dass die Teuerung nachlasse, sobald die Lieferengpässe beseitigt sind.

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Doch inzwischen wird für die USA ein massiver Arbeitskräftemangel als Hauptursache für die hohe Teuerung diagnostiziert. Das hat eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, die schwer zu stoppen ist. Deshalb die Forderung nach kräftigen Zinserhöhungen, die im Laufe des Jahres von nahe null auf 2 Prozent hochschießen könnten.

Und hierzulande? Während die Fed die Richtung vorgebe, scheine „eine Straffung der Geldpolitik in mehreren fortgeschrittenen Volkswirtschaften unmittelbar bevorzustehen“, betont Sabrina Jacobs von Insight Investment. Allerdings macht die Expertin auf Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, aufmerksam, die immer wieder darauf hinweise, dass es gute Gründe gebe, nicht so abrupt zu handeln wie die Fed.

Viele Experten weisen darauf hin, dass in der Euro-Zone von einer Lohn-Preis-Spirale weit und breit nichts zu sehen ist. In der Währungsunion haben enorm hohe Energiepreise die Inflation zuletzt massiv nach oben getrieben, was derzeit durch die Ukraine-Krise noch weiter angeheizt wird. Zugleich machen Ökonomen aber darauf aufmerksam, dass dies mit höheren Zinsen nur schwer zu bekämpfen ist. Goldberg jedenfalls sieht „gar nicht so schlechte Nachrichten“ für den Dax, da zumindest heimische Investoren „im Falle erneuter Kursrückgänge durch Rückkäufe eine Stütze für das Börsenbarometer darstellen dürften“. Der Dax notierte am Dienstagnachmittag mit 0,5 Prozent im Plus.

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