Kleine Autos sind die großen Verlierer

Weniger Zuschüsse, höhere Strompreise: der Dämpfer für den Elektroautoboom

Ein Elektroauto vom Typ Renault Zoe wird an einer Ladesäule aufgeladen. Darf ein Hersteller oder Vermieter nach Vertragsende die Batterien für E-Autos per digitalem Fernzugriff sperren? Nein, lautet ein Gerichtsurteil.

Ein Elektroauto vom Typ Renault Zoe wird an einer Ladesäule aufgeladen.

Der Boom der E-Autos dürfte im neuen Jahr einen herben Dämpfer bekommen. Experten rechnen mit schwächerer Nachfrage nach der Kürzung der staatlichen Förderung und der Erhöhung der Strompreise. Einer hält die Ausbaupläne nur noch für Illusion: „Die oft zitierten Ziele der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 auf Deutschlands Straßen 15 Millionen Elektroautos fahren zu haben, sind auf keinen Fall mehr erreichbar“, heißt es in einer Analyse von Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg.

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Die erste Million ist bald erreicht

In den nächsten Wochen wird zumindest erstmals eine siebenstellige Zahl erreicht. Anfang Oktober zählte das Kraftfahrt-Bundesamt 840.000 reine E-Autos auf den Straßen, um den Jahreswechsel dürfte es eine Million werden. Hinzu kommen die Plug-in-Hybride mit Verbrennungs- und Elektromotor. Dank der massiven Kaufprämien ist der Marktanteil der E-Autos in den vergangenen beiden Jahren stark gestiegen. Damit ist es nach Dudenhöffers Überzeugung vorbei: Der deutsche Markt für E-Autos werde „in den nächsten Jahren einbrechen“.

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Mit dem Jahreswechsel wird der staatliche Zuschuss beim Kauf eines E-Autos gekürzt und 2024 dann noch einmal. Für Hybride gibt es schon ab Januar 2023 überhaupt keine Subvention mehr, und im September fallen die Hilfen für gewerbliche Käufer weg. In der Folge errechnet Dudenhöffer drastische Preissteigerungen in den nächsten beiden Jahren.

Billigmodell ist ohne Zuschuss ein Drittel teurer

Für ein günstiges E-Auto wie den Dacia Spring müssten Kunden nach der Prämienkürzung 2024 gut 30 Prozent mehr zahlen als heute – 18.000 Euro statt bisher 13.500 Euro. Bei einem VW ID.3 stiegen die Anschaffungskosten demnach um 15 Prozent auf 33.600 Euro und beim BMW iX 40 um 11 Prozent auf 77.300 Euro.

Damit ist auch klar: Die kleineren E-Autos dürften die großen Verlierer des neuen Jahres sein, weil dort die höheren Kosten besonders durchschlagen. „Nur die Elektrooberklasse wird weiter boomen – auch wenn das nicht wirklich im Sinne der Verkehrswende ist“, sagt Peter Fuß, Automobilexperte der Unternehmensberatung EY.

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Auch CAR-Experte Dudenhöffer sieht die Chancen des E-Antriebs vorerst nur in der Mittel- und Oberklasse. Das werde aber nicht reichen, um die Verluste am unteren Ende auszugleichen. „Gerade die Klein- und Kompaktfahrzeuge kommen in deutliche Preisnachteile gegenüber dem Benziner.“ Sie machten bisher aber die Hälfte des E-Geschäfts aus.

Weniger Unterstützung vom Staat beim Kauf von E-Autos
Ladesäule für E-Autos: In der Gemeinde Uckerland soll ein Fahrzeug für alle Bedürftigen fehlende Busverbindungen ersetzen

Wer ein Elektroauto kaufen will, muss sich auf eine Reform der staatlichen Förderung gefasst machen – lässt man sich zu viel Zeit, droht man leer auszugehen.

Auch die Batterien treiben die Preise

Nicht nur die Kürzung der Subventionen wird das Geschäft bremsen, auch andere Trends gehen zulasten der E-Autos. So ist Strom deutlich teurer geworden, während Sprit zuletzt wieder günstiger zu haben war. Zudem rechnet Dudenhöffer mit steigenden Batteriekosten, weil die Rohstoffe teurer würden und in zwei bis drei Jahren die Produktionskapazität knapp werde. Alles zusammen kündige „eine Dürrezeit für das Elektroauto in Deutschland“ an. Ende 2030 werden nach seiner Prognose nicht 15 Millionen, sondern 7,2 Millionen E-Autos in Deutschland unterwegs sein.

Zu den Pessimisten zählt auch die Ratingagentur Scope. Bis jetzt könne man nicht von einem Massenmarkt für E-Autos in Europa sprechen, schreiben die Experten in einer Analyse der Autoindustrie. Hohe Preise, Sorgen um die Reichweite und Lücken im Ladenetz bremsten das Wachstum. Um die Technik in der Breite durchzusetzen, seien mehr staatliche Unterstützung und bessere Rahmenbedingungen nötig.

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Stimmen die Prognosen, würde nicht nur die Bundesregierung ihr Ziel verfehlen, auch die Autohersteller kämen in Schwierigkeiten. Denn schon 2035 soll eigentlich das Verbrennerzeitalter in Europa enden. Dann können nach Stand der Dinge nur noch E-Autos in der EU neu zugelassen werden. Und bis dahin muss ihr Anteil steigen, um Strafen für zu hohen CO₂-Ausstoß zu vermeiden. So werden die Hersteller Wege suchen, ihre E-Autos auch mit weniger Staatsförderung an Kundinnen und Kunden zu bringen.

Die Rabatte kommen zurück

Ohnehin rechnen die Experten mit der Rückkehr der Rabatte. Mehr als zwei Jahre lang spielten sie keine Rolle, weil es wegen Produktionspausen und Teilemangels an Autos fehlte. Doch im nächsten Jahr werde sich das Verhältnis wieder drehen, meint Peter Fuß: Die Nachfrage dürfte sich eintrüben, die Produktion dafür wachsen. Damit werde wohl die Ausnahmesituation enden, in der die Nachfrage größer war als das Angebot. „Und Rabatte dürften wieder verstärkt ein Thema werden, zumindest außerhalb des Premiumsegments.“

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