Familien bekommen mehr Einfluss bei Porsche
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Der Volkswagen-Konzern treibt den Börsengang seiner Sportwagentochter Porsche AG voran.
© Quelle: Christoph Schmidt/dpa
Hannover. Der VW-Konzern macht den nächsten Schritt beim Börsengang der Sportwagentochter Porsche AG. Vorstand und Aufsichtsrat hätten die Eckpunkte dazu beschlossen, teilte das Unternehmen mit. Die endgültige Entscheidung soll aber erst im Spätsommer fallen, die Aktien könnten dann Ende des Jahres erstmals an der Börse notiert werden, erklärte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. Er sprach von einem „wichtigen Meilenstein zur Umsetzung unserer neuen Strategie“.
Allerdings wird nur ein Teil des erwarteten Milliardenerlöses ins Unternehmen fließen. Knapp die Hälfte der Einnahmen aus dem Aktienverkauf soll als Sonderdividende an die Aktionärinnen und Aktionäre ausgeschüttet werden, außerdem sollen rund 130.000 VW-Beschäftigte in Deutschland eine Sonderprämie von 2000 Euro pro Kopf bekommen.
VW wird auch nach dem Deal das Sagen bei der gewinnstarken Marke behalten. Die Machtverhältnisse werden aber komplizierter, denn die Familien Porsche und Piech, denen die Mehrheit des VW-Konzerns gehört, reden in Zukunft auch direkt bei der Sportwagenmarke mit. Künftige freie Aktionäre werden bei der Porsche AG dagegen nichts zu sagen haben – sie bekommen nur Vorzugsaktien ohne Stimmrecht.
Porsche-Familien und Porsche-Chef wollen mehr Entscheidungsfreiheit
Volkswagen will das Kapital der Porsche AG je zur Hälfte in Stammaktien mit Stimmrecht und Vorzugsaktien ohne Stimmrecht aufteilen. Von jeder Hälfte sollen wiederum nur 25 Prozent verkauft werden – jeweils also 12,5 Prozent des Gesamtkapitals. Die Vorzugsaktien gehen an die Börse, die Stammaktien werden direkt an die Porsche Automobil Holding SE verkauft.
Das ist die Beteiligungsgesellschaft der Porsches und Piëchs, die auch die Mehrheit der VW-Stimmrechte besitzt. Die Porsche Holding wird also doppelt an der Automarke gleichen Namens beteiligt sein: indirekt über VW und direkt mit einer Sperrminorität bei der Porsche AG, denn die Holding kauft 25 Prozent plus eine Aktie. Die Stammaktien sollen nicht an die Börse kommen.
Forciert wurde der Plan von den Familien und von Porsche-Chef Oliver Blume, die sich von der Ausgliederung mehr Entscheidungsfreiheit bei der hochprofitablen Sportwagenfirma versprechen. Intern haben sie sich immer wieder über starre Strukturen im VW-Konzern und den Einfluss des Betriebsrats sowie des Landes Niedersachsen als Großaktionär beklagt.
Experten: Wahrer Porsche-Wert unter VW-Dach nicht sichtbar
Landesregierung und Arbeitnehmervertreter wurden offenbar mit dem Versprechen ins Boot geholt, Erlöse aus dem Aktienverkauf in heimische Standorte zu investieren. Der Börsengang biete „erhebliche Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des VW-Konzerns insgesamt und vor allem seiner niedersächsischen Standorte“, erklärte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
„Die Milliarden aus dem Börsengang würden bei der Transformation insbesondere auch an den deutschen Konzernstandorten helfen und Investitionen sichern“, teilte der Betriebsrat mit. „Ein Börsengang der Porsche AG würde uns zusätzliche Flexibilität verschaffen“, wird Vorstandschef Herbert Diess in einer Mitteilung zitiert.
Wie viel Geld der Börsengang bringen wird, ist offen. Experten schätzen den Wert der Porsche AG auf mehr als 60 Milliarden Euro bis zu 100 Milliarden Euro. Damit macht sie den größten Teil des gesamten Konzernwerts aus, der an der Börse bei gut 100 Milliarden Euro liegt.
Der wahre Porsche-Wert, so die Argumentation der Experten, kommt unter dem VW-Dach also gar nicht zur Geltung. Eine eigene Börsennotierung mache ihn sichtbar und würde dann auch den Aktienkurs der immer noch maßgeblich beteiligten Volkswagen AG steigern.