So wird die Förderung für E-Autos zusammengestrichen
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Elektroautos werden sich auch mit weniger Starthilfe durchsetzen, glaubt die Bundesregierung.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Die Bundesregierung will die Zuschüsse für Elektroautos mit dem Jahreswechsel drastisch zusammenstreichen. Das sind die Folgen für Kundinnen und Kunden:
Was ist das Ziel der Änderung?
Wegen vieler Mehrausgaben sucht die Bundesregierung Sparmöglichkeiten. Weil die Nachfrage nach E-Autos ohnehin deutlich steige, sei hier nicht mehr so viel Förderung nötig, erklärt Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Außerdem soll es für Plug-in-Hybride, die Elektro- und Verbrennungsmotor kombinieren, überhaupt kein Geld mehr geben, weil sie zu wenig für den Klimaschutz brächten.
Das Gesamtbudget wird begrenzt, die Rede ist aktuell von 2,5 Milliarden Euro, die aus dem Klima- und Transformationsfonds gezahlt werden. Zum Vergleich: Für dieses Jahr ist der Betrag doppelt so groß. Einige Hundert Millionen, die jetzt nicht ausgegeben werden, sollen den neuen Fonds aufstocken. Ist der Topf leer, gibt es keinen Zuschuss mehr.
Was ändert sich bei den reinen Elektroautos?
Bisher zahlt der Bund für Fahrzeuge, die ausschließlich elektrisch angetrieben werden, bis zu einem Listenpreis von 40.000 Euro einen Zuschuss von 6000 Euro. Weitere 3000 Euro kommen vom jeweiligen Hersteller. Zum Jahresanfang 2023 kürzt der Bund seinen Zuschuss auf 4500 Euro, ein Jahr später schrumpft dieser weiter auf 3000 Euro.
Für teurere E-Autos bis 65.000 Euro Listenpreis gibt es bisher 5000 Euro vom Staat und 2500 Euro vom Hersteller. Hier schrumpft der Bundeszuschuss Anfang 2023 auf 3000 Euro und wird ein Jahr später komplett gestrichen.
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Was ändert sich bei Plug-in-Hybriden?
Die Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor wird vom nächsten Jahr an überhaupt nicht mehr gefördert. Nur noch bis zum 31. Dezember 2022 bekommen Käuferinnen und Käufer bis zum Listenpreis von 40.000 Euro eine Subvention von 4500 Euro, die vom Hersteller um 2250 Euro aufgestockt wird. Für teurere Hybride gibt es noch bis zum Jahresende 3750 Euro vom Staat und 1875 Euro vom Hersteller.
Was gilt für Unternehmenskunden?
Für sie endet die Förderung früher: Vom 1. September 2023 an gibt es Staatsgeld nur noch für Privatpersonen. Überlegt wird im Ministerium, ob auch Kleingewerbe und gemeinnützige Organisationen danach weiter gefördert werden sollen. Das ist aber noch nicht entschieden.
Weniger Unterstützung vom Staat beim Kauf von E-Autos
Wer ein Elektroauto kaufen will, muss sich auf eine Reform der staatlichen Förderung gefasst machen – lässt man sich zu viel Zeit, droht man leer auszugehen.
© Quelle: dpa
Was ist mit Autos, die in diesem Jahr bestellt, aber erst im nächsten geliefert werden?
Die staatliche Förderung kann erst beantragt werden, wenn das Auto zugelassen wurde. Wer seinen Neuwagen jetzt bestellt, bekommt ihn aber möglicherweise erst im nächsten Jahr ausgeliefert, weil die Produktion durch Lieferkettenprobleme gebremst wird. Dann gilt für das heute gekaufte Auto: weniger Zuschuss für Batteriefahrzeuge, gar keiner mehr für Hybride.
Was planen die Hersteller?
Die Autobauer sollen die Förderung weiter um die Hälfte aufstocken, erklärt das Wirtschaftsministerium. Das würde bedeuten, dass mit dem Staatszuschuss auch ihr Anteil schrumpft. Dann würden zum Beispiel aus bisher insgesamt 9000 Euro Kaufprämie für reine E-Autos im nächsten Jahr 6750 Euro werden – 4500 Euro vom Staat und 2250 Euro vom Hersteller. Ab 2024 gäbe es von beiden zusammen nur noch 4500 Euro.
Das Ministerium ist darüber nach eigenen Angaben „mit den Herstellern im Austausch“. Je nach Modellstrategie dürften diese zum Teil ohnehin tiefer in die Tasche greifen. Schließlich müssen sie viel mehr E-Autos verkaufen, wenn sie künftige Abgasvorschriften einhalten und Strafzahlungen vermeiden wollen. Sie hatten deshalb auf eine Fortsetzung des alten Fördersystems gehofft.
Die Frage ist, wie sie mit der Unsicherheit umgehen: Langsam kommt die Produktion zwar wieder besser in Gang, aber die Lieferzeiten sind zum Teil immer noch extrem lang. Kundinnen und Kunden werden beim Händler sicher darauf dringen, dass er ihnen bei Bestellungen jetzt die Lieferung in diesem Jahr oder den vollen Zuschuss inklusive des Staatsanteils garantiert – auch für den Fall, dass ihr Autos erst im nächsten Jahr geliefert wird. In der Summe würde das für die Hersteller vor allem bei Hybriden eine sehr teure Aktion. So hat Ford zwar mit einer „Umweltbonusgarantie“ geworben, die Aktion aber befristet – sie galt nur für Bestellungen bis zum 29. Juli.
Kann sich an den Regierungsplänen noch etwas ändern?
Theoretisch ja, praktisch ist das unwahrscheinlich. Das Konzept ist am 27. Juli im Bundeskabinett beschlossen worden, die drei Koalitionsparteien haben sich also schon geeinigt. Da die Förderung in einer Richtlinie geregelt wird, ist auch kein Gesetzgebungsverfahren nötig. Aktuell liegt das Konzept bei der Europäischen Kommission, die es auf Einhaltung der Beihilferegeln überprüft.
Wie reagiert die Autobranche?
„Diese Einigung ist für die Verbraucherinnen und Verbraucher mehr als enttäuschend“, sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Auch der frühe Förderstopp für Gewerbekunden sei fatal. Gerade die Fahrzeugflotten würden gebraucht, um E-Autos massenhaft auf die Straßen zu bringen und dann auch einen Gebrauchthandel zu etablieren. Plug-in-Hybride müssten als alltagstaugliche Übergangslösung weiter gefördert werden.
Damit wird unterm Strich eine Förderung nach dem Windhundprinzip geschaffen, die das Gegenteil von Planungssicherheit bedeutet.
Reinhard Zirpel
Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK)
Reinhard Zirpel vom Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) sprach von einer „schlechten Nachricht für den Klimaschutz“ und beklagte „eine Förderung nach dem Windhundprinzip“. Wie Müller kritisierte er, dass weiter das Zulassungsdatum entscheidet, die Unsicherheit beim Kauf also bleibt. Zudem müsse das Ladenetz schneller ausgebaut werden, die Bundesregierung sei hier von ihren eigenen Zielen weit entfernt.
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