Ifo-Chef Fuest erwartet langfristig sinkende Energiepreise
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/YDSRP5RT35GK5MSJ7GAAVK2BBI.jpeg)
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo rechnet langfristig mit sinkenden Energiepreisen. Das sagte Ifo-Chef Clemens Fuest am Montag (12. September).
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo rechnet langfristig mit sinkenden Energiepreisen. Künftig werde Russland sein Gas und Öl an andere verkaufen, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest dem „Tagesspiegel“ (Montag). Diese Staaten kauften wiederum weniger Gas aus anderen Quellen. „Das fließt dann nach Europa.“ Der Ukrainekrieg habe die Energieversorgung weltweit gesehen wenig verändert. Allerdings sei der Umbau der Infrastruktur teuer.
Schlechte Prognose für dieses und das kommende Jahr
Das Ifo-Institut stellte am Montag seine Konjunkturprognose vor. Die Wirtschaftsforscher gehen darin von zunächst weiter steigenden Inflationsraten und einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung in Deutschland aus.
Für dieses Jahr rechnen die Münchner Ökonomen mit einer Teuerungsrate von 8,1 Prozent und im kommenden Jahr von 9,3 Prozent. Die Wirtschaft wird nach der am Montag in Berlin vorgelegten Ifo-Konjunkturprognose in diesem Jahr nur noch um 1,6 Prozent zulegen und im kommenden Jahr sogar um 0,3 Prozent schrumpfen.
CDU will private Haushalte durch Preisdeckel entlasten
Aufgrund steigender Energiekosten will die engste CDU-Spitze um Parteichef Friedrich Merz die privaten Haushalte entlasten.
© Quelle: dpa
„Wir gehen in eine Winter-Rezession“, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser. Die Kürzung der Gaslieferungen aus Russland und die folgenden drastischen Preissteigerungen „verhageln die wirtschaftliche Erholung nach Corona“, sagte er. „Erst 2024 erwarten wir eine Normalisierung mit 1,8 Prozent Wachstum und 2,5 Prozent Inflation.“
Fuest spricht sich für Wirtschaftshilfe aus
Ifo-Chef Fuest sprach sich dafür aus, der Wirtschaft wegen der Energiekrise zu helfen. „Zumindest bei Liquiditätshilfen und Bürgschaften muss das Angebot groß sein, aber das heißt nicht, dass es voll in Anspruch genommen wird.“ Der Sinn von Rettungsschirmen bestehe in erster Linie darin, Banken und Kapitalmärkte im Geschäft zu halten.
Wenn sie wüssten, dass ihre Kunden nicht illiquide würden, würden sie selbst weiter Kredite vergeben. Die Hilfen sollten nur in Anspruch genommen werden, wenn es nicht mehr anders gehe. „Und ich denke, das wird seltener der Fall sein als bei Corona.“
Ifo erwartet keine schweren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Die Energieversorger passten ihre Strom- und Gaspreise Anfang nächsten Jahres spürbar an die hohen Beschaffungskosten an. Das werde die Inflationsrate im ersten Vierteljahr sogar auf etwa 11 Prozent hochtreiben. Damit gingen die realen Haushaltseinkommen kräftig zurück, und die Kaufkraft sinke spürbar, so die Konjunkturforscher.
Das Entlastungspaket dürfte dies bei weitem nicht ausgleichen. „Der Kaufkraftverlust, gemessen am Rückgang der realen Pro-Kopf-Löhne in diesem und im kommenden Jahr um jeweils etwa 3 Prozent, ist so hoch wie nie zuvor seit dem Beginn der heutigen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Jahre 1970″, sagte Wollmershäuser.
Für den Arbeitsmarkt erwartet das Ifo-Institut aber keine schweren Auswirkungen. Der Beschäftigungsaufbau werde sich nur vorübergehend verlangsamen. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte im kommenden Jahr zwar um 50 000 Personen steigen. Aber das gehe vor allem auf Ukrainer zurück, die nur allmählich in den Arbeitsmarkt integriert würden.
RND/dpa